60 Jahre GWG Steyr

11 Es darf als eine der großen Herausforderungen und Leistungen der Sozialdemokratie und namentlich des damaligen Steyrer Bürgermeisters Leopold Steinbrecher betrachtet werden, dass die Stadt die Schaffung von zeitgemäßem, leistbarem Wohnraum Anfang der 1950er- Jahre zur obersten Aufgabe und Priorität ihrer Kom- munalpolitik erhob. Obwohl sich schon seit den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts gemeinnützige Wohnbau- genossenschaften in Steyr etablierten, gilt die Gründung der GWG als ein Meilenstein in der jüngeren Geschichte der Stadt. Das Modell der „Gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft“ wurde in der Bundeshauptstadt Wien entwickelt und basiert ideengeschichtlich auf der Genossenschaftsbe- wegung und der Wohnreform. Letztere war ein Teil der alles überspannenden Lebensreformbewegung, die ne- ben dem Wohnen auch einer gesunden Lebensführung, dem fairen Handel und einem ökologischen Umweltbe- wusstsein ohne kommerzielle Hintergedanken den Weg zu bahnen versuchte. Die Aufgaben und der Handlungsspielraum gemeinnüt- ziger Bauvereinigungen definieren sich seither basis-de- mokratisch und sozial: „Die Unternehmen haben ihre Tä- tigkeit unmittelbar auf die Erfüllung der dem Gemeinwohl dienenden Aufgaben des Wohnungs- und Siedlungswe- sens zu richten, ihr Vermögen der Erfüllung solcher Auf- gaben zu widmen und ihren Geschäftsbetrieb regelmäßig prüfen und überwachen zu lassen.“ Das entsprechende Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz stützt sich dabei auf die Bundesverfassung, der zufolge das Volkswohnwesen Bundessache in der Gesetzgebung und Landessache in der Vollziehung ist. Flüchtlingskarawane in Münichholz 1945

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