50 Jahre Sparkassa in Steyr

19 — Zu dieser Steuerlast kommt noch für die Sparkassen ein weiterer schwerwiegender Uebelstand, welchen die neue Exekutions=Ordnung vom 27. Mai 1896, R.=G.=Bl. Nr. 79, mit sich gebracht hat, und der darin besteht, daß dieselbe in der Anwendung mehr das Interesse des Schuldners als dasjenige des Gläubigers schützt. Wenn auch diese Umstände das Prosperieren der Sparkassa=Anstalten in den letzten Jahren nicht begünstigten so können wir doch am Schlusse des fünfzigsten Bestandjahres mit voller Befriedigung und Genugtuung auf das glänzende Resultat der geleisteten Arbeit hinweisen, wenn die kurzgefaßte Darstellung der 50jährigen Tätigkeit unserer Anstalt vorurteilsfrei geprüft und dabei in Betracht gezogen wird, daß am Schlusse des fünfzigsten Jahres dieser Tätigkeit ein Vermögen von rund 45 Millionen Kronen sich in der Verwaltung unserer Anstalt befindet, die Reserven der Sparkassa in Steyr einen Wert von rund 3½ Millionen Kronen repräsentieren, und für wohl¬ tätige und gemeinnützige Zwecke nahezu eine Summe von 2½ Millionen Kronen gewidmet worden ist. Die Sparkassa in Steyr hat das Vertrauen, das sie schon anfangs ihrer Wirksamkeit zu erringen wußte, im Laufe ihrer 50jährigen Tätigkeit nicht nur erhalten, sondern immer mehr gefestigt und erweitert und erfreut sich heute eines unbestrittenen ihr gebührenden Ansehens als das zweitgrößte Sparinstitut des engeren Heimatlandes Oberösterreich. Der großen und wichtigen Aufgabe konnte jedoch unsere Anstalt nur gerecht werden durch das Zusammenwirken aller jener Faktoren, welche zur gedeihlichen Lösung derselben berufen sind. Wir müssen daher am Schlusse des fünfzigsten Bestandjahres unserer Anstalt der hohen k. k. Landes¬ behörde in Linz, sowie dem Herrn landesfürstlichen Kommissär der Sparkassa in Steyr unseren ergebensten Dank sagen, sowie aller jener in Dankbarkeit gedenken, welche ebenso uneigennützig wie opferwillig als Gründer oder Mitglieder des Verwaltungsorganismus sich für die Schaffung, für das Wachsen, Blühen und Gedeihen unserer Anstalt bemüht, sich dadurch unvergängliche Verdienste im Interesse der Allgemeinheit erworben haben, und in der Geschichte unserer Anstalt verewigt bleiben werden. Unsere Anerkennung gebührt aber auch dem verehrlichen Beamtenkörper unseres Institutes, dessen Mitglieder stets durch regen Pflichteifer, Treue, Ergebenheit an ihren Beruf und richtiges Verständnis für das Wesen unserer Anstalt einen redlichen Anteil an dem großen Emporblühen derselben sich erworben haben. Wir können den bedeutsamen Abschluß des halbhundertjährigen Bestandes der Sparkassa in Steyr nicht vorüber¬ gehen lassen, ohne bei diesem freudigen Anlasse auch der Armen und der Humanitäts=Anstalten unseres Spar¬ kassa=Bezirkes zu gedenken und auch anderen gemeinnützigen Zwecken und allgemeinen Interessen die Unterstützung unserer Anstalt zukommen zu lassen. Wir haben daher unter Vorbehalt der Genehmigung seitens der hohen k. k. Aufsichtsbehörde an Jubiläums¬ spenden für die Armen des Sparkassa=Bezirkes 5000 K, für die Humanitäts=Anstalten in demselben 5000 K, für den Fond zur Erbauung eines neuen Spitales in Steyr 20.000 K, für die im Jahre 1908 anläßlich des 60jährigen Regierungs=Jubiläums Se. Majestät des Kaisers stattfindende Jubiläums=Ausstellung in Steyr 10.000 K, für den Fond zur Erbauung einer Turnhalle in Steyr 5000 K und für den Fond zur Restaurierung der historisch und künstlerisch wertvollen Margarethen=Kapelle in Steyr 3000 K gewidmet. Zur Ergänzung unserer Denkschrift verweisen wir noch auf die beigegebenen statistischen Daten, empfehlen den vorstehenden Rückblick der wohlwollenden Beurteilung der Interessenten und Freunde unserer Anstalt mit dem Bewußtsein treuerfüllter Pflicht und schließen mit dem aufrichtigen Wunsche: Die Sparkassa in Steyr möge sich auch im zweiten Halbhundert ihres Bestandes eines steten Auf¬ schwunges und kräftigen Gedeihens erfreuen und es möge derselben auch fortan beschieden sein, zum Besten der Stadt Steyr und der vereinigten Landgemeinden ihr segensreiches Wirken in gleicher Weise wie bisher zu betätigen. —