50 Jahre Sparkassa in Steyr

11 Nach der neuen Geschäftsordnung der Sparkassa in Steyr vom Jahre 1902 ist die Anlage auf Hypotheken nicht mehr beschränkt, während nach der früheren Geschäftsordnung nur 70% des Einlagen=Kapitales dazu verwendet werden durfte. 10.242 mit dem Gesamt¬ An Hypothekar=Darlehen wurden im abgelaufenen 50 jährigen Geschäftsabschnitte betrage von 71,518.068 K 46 h realisiert, dagegen im Laufe dieser fünfzig Jahre an Darlehens=Kapitalien, teils im Wege der vorgeschriebenen Amortisationsabzahlung, teils im Wege erfolgter Kündigungen abgezahlt 39,759.174 " 42 zusammen Es verblieben somit am Ende des fünfzigsten Bestandjahres an fruktifizierten Hypothekar¬ 31,758.894 K 04 Darlehen zusammen Von diesem Darlehensstande, welcher in 4501 offenen Posten geführt wird, entfallen: 18,652.814 K 36 h Auf Niederösterreich Auf Oberösterreich 13,065.963 " 40 40.116 28 Auf Steiermark Wohnhäuser in Wien Von den in Niederösterreich elozierten Darlehen ist der größte Teil auf zinstragende angelegt worden, weil die verfüglichen Interessenten=Einlagen, welche im Laufe der letzten 25 Jahre eine ganz be¬ deutende Steigerung erfahren hatten, mangels Nachfrage nach Hypothekar=Kredit im eigenen Sparkassa=Bezirke und im Kronlande Oberösterreich mit günstiger Verzinsung nicht mehr angebracht werden konnten und durch die Anschaffung von Wertpapieren allein ein halbwegs günstiges Jahreserträgnis nicht zu erreichen war. Jede Sparkassa=Verwaltung, welche auf ein möglichst günstiges Erträgnis der Anstalt bedacht ist, muß trachten, daß die Spannung zwischen dem Zinsfusse der Einlagen und der Verzinsung der elozierten Darlehen mindestens ½% beträgt, weil nur mit diesem Ueberschusse die Regie der Anstalt, die großen Steuern und Umlagenverpflichtungen und sonstigen Auslagen ordentlich bestritten werden können und der Sparkassa nur dann noch eine verfügliche Summe übrig bleibt, welche teils zur Stärkung der Reserven der Anstalt verwendet, teils zur Erreichung des gemeinnützigen und humanitären Zweckes der Sparkassa bestimmt werden kann Da nun die auf Wiener Häuser elozierten Darlehen ein weitaus günstigeres Zinserträgnis ab¬ warfen, als die Wertpapiere, so sehen wir bereits in dem Abschlusse des Jahres 1875 „Wiener Hypothekardarlehen“ ausgewiesen uund hat sich seither das Darlehensgeschäft der Sparkassa in Steyr auf dem Wiener Hypothekenmarkte einerseits als eine sehr sichere, andererseits als eine einträgliche Anlage herausgestellt. Obwohl die Sparkassa in Steyr seit mehr als 30 Jahren Darlehen auf Wiener Häuser gewährt, die in Wien elozierte Gesamtsumme über 18 Millionen Kronen beträgt und im Ganzen 220 Häuser in Wien belehnt sind, so ist die Sparkassa in Steyr am Schlusse des fünfzigsten Bestandjahres in der erfreulichen Lage, konstatieren zu können, daß sie heute nicht ein einziges Haus in Wien besitzt, welches zur Rettung eines elozierten Darlehens im Wege der Zwangsversteigerung für die Sparkassa in Steyr erstanden werden mußte. Dieser Umstand spricht gewiß für die rationelle und sichere Anlage der Interessenten=Gelder auf den Wiener Hypotheken, welche überdies eine Reihe von Jahren einé 5% ige Verzinsung ergaben, während im Sparkassa¬ Bezirke nur eine 4½ %ige Verzinsung der Darlehen eingeführt war, und kann daher diese Anlage auch mit Recht als eine sehr einträgliche bezeichnet werden. Auch heute noch werden die auf Wiener Häuser angelegten Kapitalien mit 4½% verzinst, obwohl in Wien und auch auswärts genügend viel Geld für Darlehen zu niedrigeren Perzenten erhältlich ist. Wir glaubten, diese Umstände erwähnen zu sollen, weil zu wiederholten Malen über die Wiener Beleh¬ nungen“ unserer Anstalt unbegründete, abfällige Kritik geübt wurde, und um dadurch nachzuweisen, daß diese Dar¬ lehensgeschäfte auf dem Wiener Hypothekenmarkte der Sparkassa in Steyr gerade im Gegenteile vorteilhaft waren, indem sie die gut verzinsliche und sichere Anlage eines großen Teiles ihrer Einlagen ermöglichten, welche bei dem Mangel an Geldbedarf im Sparkassa=Bezirke ansonsten durch Ankauf von Wertpapieren hätten fruktifiziert werden müssen, und dadurch die Jahreserträgnisse bedeutend ungünstiger ausgefallen wären.

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