50 Jahre Sparkassa in Steyr

6 Wir können in dieser Zeit die ersten schüchternen Versuche konstatieren, welche mit einer Wohlfartsgesetz¬ gemacht wurden. gebung Voran war es Deutschland, welches die ersten Sparkassen schuf. Im Jahre 1778 wurden in Hamburg, im Jahre 1796 in Kiel und Oldenburg und im Jahre 1801 so in Altona und Göttingen Sparkassen gegründet Diesem Beispiele folgten einige Städte in der Schweiz, Zürich im Jahre 1805 und Basel im Jahre 1809. Auch in England und Frankreich entstanden schon im Jahre 1810 solche Sparanstalten, deren Zweck Kapitalsgründung und Hebung des gesunkenen Volkswohlstandes war. Auch in unserem Vaterlande Oesterreich fanden die Sparkassen=Gründungen baldige Nachahmung und finden wir, daß vom Jahre 1819 an in rascher Aufeinanderfolge in den größeren Städten solch segensreich wirkende Anstalten geschaffen wurden. Zunächst entstand im Jahre 1819 die Sparkasse in Wien, welcher im Jahre 1820 die Sparkassa in Laibach, im Jahre 1822 die in Innsbruck und Bregenz, im Jahre 1824 die in Oberhollabrunn, im Jahre 1825 die in Prag und Graz, im Jahre 1831 die in Görz, im Jahre 1835 die in Klagenfurt, im Jahre 1842 die in Lemberg und Feldkirch und im Jahre 1849 die Allgemeine Sparkassa in Linz folgten. Das kaiserliche Patent vom 2. September 1844, welches laut Hofkanzlei=Dekret vom 26. September 1844 als „Sparkassa=Regulativ“ herausgegeben wurde und die Grundsätze festlegte, nach welchen die Sparkassen gebildet und verwaltet werden sollen, hat auf die Neubildung von Sparkassen sehr fördernd eingewirkt und wir sehen auch bei uns in Oesterreich nun zahlreiche Anstalten erstehen. Bereits im Jahre 1854 machten sich auch in der Stadt Steyr Bestrebungen bemerkbar, welche die Gründung einer Sparkassa in Steyr bezweckten. Bis zu diesem Zeitpunkte befand sich das Hypothekargeschäft in unserer Stadt in Händen der Sparkassa in Wien und der damalige Bürgermeister von Steyr, Herr Anton Gaffl, hat seit vielen Jahren unter großem Zutrauen des Publikums die Agentie=Geschäfte der Wiener Sparkassa besorgt. Die Anregung zur Gründung der Sparkassa in Steyr ging von dem Gemeinderate der Stadt Steyr aus Wir rekapitulieren aus der Chronik vom Jahre 1897 über die Gründung der Sparkassa in Steyr nachstehende Daten, um die Festschrift über das 50jährige Jubiläum zu vervollständigen. Unter dem Vorsitze des damaligen Bürgermeisters Anton Gaffl hat der Gemeinderat in der Sitzung vom 13. November 1855 den einstimmigen Beschluß gefaßt: „Es solle um die Konzession zur Errichtung einer Sparkassa in Steyr, welche im Vereine mit mehreren Landgemeinden zu begründen wäre, hohen Orts eingeschritten werden, und sich baldigst mit dem k. k. Bezirksamte bezüglich der Vereinigung mit den Landgemeinden ins Einvernehmen gesetzt werden.“ Es erscheint daher dieser Beschluß des Gemeinderates von Steyr als der eigentliche Gründungsakt. Dem zu den Vorarbeiten gewählten Komitee, bestehend aus den Gemeinderäten Anton Haller, Johann Nutzinger und Matthias Lechner stellten sich anfangs zahlreiche Schwierigkeiten entgegen, und war insbesondere der Umstand der raschen Erledigung der Vorarbeiten hinderlich, weil ein Teil der Bevölkerung in dem benachbarten Sierning die Errichtung einer eigenen Sparkassa anstrebte Nach zweijährigen Bemühungen gelang es endlich dem erwähnten Komitee und insbesondere dem tatkräftigen Eingreifen des Bürgermeisters Herrn Anton Gaffl, die Stadtgemeinde Steyr und die Landgemeinden Aschach, Garsten, Gleink, Losensteinleiten, Sierning, Ternberg, Thanstetten und St. Ulrich zur Bildung der Sparkassa in Steyr zu vereinen. Die vereinten Gemeinden übernahmen die solidarische Haftung für die Ansprüche dritter Personen an die Anstalt unter gleichzeitiger gemeinschaftlicher Verpflichtung zur Aufrechthaltung der Sparkassa und zur Fondierung der Anstalt untereinander. Die Sparkassa in Steyr wurde als Bezirks=Sparkassa gegründet und ist es heute noch. Zum Inslebentreten der Anstalt mußten aber noch ganz bedeutende Barmittel aufgebracht und die erforderlichen Garantien für die anvertrauten Gelder geschaffen werden.