50 Jahre Milchhof Steyr 1935 - 1985

CHRONIK Wenn sich heute der „M il chhof Steyr" als einer der bestausgestatteten und lei stungsfähigsten Molkerei - und Käsereibetriebe Oberösterreichs der Öffentlichkeit präsentieren kann, dann nur deshalb, wei l sich der Genossenschaft immer wieder weit- bli ckende Männer als Funktionäre zur Verfügung gestellt hatten, welche die Zeichen der Zeit richtig einzuschätzen verstanden; aber auch deshalb, weil die Mitglieder selbst auch in wirtschaftlich schwieri - gen Situationen treu zur Genossenschaft standen. Die Anfänge der Genossenschaft, die am 15. September 1935 von etwa 160 aufgesch lossenen Bauern als „Molkereigenossenschaft Garsten" gegründet wurde, reichen eigent li ch in das Jahr 1929 zurück. Damal s waren auch schon in Öster- reich die Auswirkungen der Weltwirtschaftskri se zu spüren. Wegen der zunehmenden Anzahl von Arbeitslosen verschlechterte sich auch der Absatz von Milch und Molkereiprodukten zusehends. Um dem täglichen Preisdruck zu entgehen, errichtete der Bauer Kar l Krenn im ehemaligen Meierhof des aufgelassenen Benediktinerstiftes Garsten eine Pri- vatmolkerei. Krenn war ein überaus redlicher und fleißiger Bauer , für den Betrieb einer Molkerei fehl - ten ihm jedoch die fachlichen und kaufmännischen Voraussetzungen . Als er in Zah lungsschwierigkei- ten geriet, verpachtete er die Molkerei an einen gewissen Heinrich Sauermann , welcher aber - ebenso wie eine Privatmolkerei in Losenstein - wegen finanzieller Schwierigkeiten nach kurzer Zeit gleichfalls den Betrieb einstel len mußte. Angesichts der verheerenden Folgen der Welt- wirtschaftskrise und des ständigen Verfalles des Milchpreises kam es dann doch trotz vielfach geäußerter Bedenken und trotz heftiger Gegen- strömungen im September 1935 zur Gründung der „Molkereigenossenschaft Garsten" . Auf Grund der guten Vorarbeiten des Gründungsobmannes Leo- pold Hartleitner, Unterweider in Pergern 23, Gemeinde Garsten , konnte bereits am 16. Dezem- ber 1935 der Betrieb in der ursprünglich von der oö. Landwirtschaftskammer ersteigerten und inzwi - schen von der neugegründeten Genossenschaft erworbenen Privatmolkerei Krenn aufgenommen werden. Die Enttäuschung war begreiflicherweise sehr groß, als am ersten Tag - entgegen den Erhebun- gen bei den Werbeversammlungen - nur 700 Liter Das Betriebsgebäude nach dem Umbau 1943 .. Milch und einige Liter Rahm angeli efert wurden . Die Funktionäre li eßen sich aber nicht entmutigen und setzten ihre Aufklärungsgespräche fort ; mit dem Erfolg , daß bis Ende 1936 die Zahl der Mitglieder bereits auf 515 angestiegen war und daß neben den Fri schmilchlieferungen nach Wien schon 45.500 kg Butter, 17.400 kg Til siter Stangenkäse, 19.800 kg Topfen und 36.700 kg Limburgerkäse erzeugt wer- den konnten. Zur Verwertung der anfal lenden Molke wurden durchschnittlich 180 Schweine in einem genossenschaftseigenen Stal l gemästet. Einen geradezu sensationellen Erfolg erzielte die junge Genossenschaft beim milchwirtschaftlichen Weltkongreß 1937 in Berlin , an dem die 42 Teilneh- merstaaten je 10 Butterproben vor legen durften: Garsten erh ielt den ersten Preis für die beste Lagerbutter und einen dritten Preis für die beste Frischbutter. Dieser schöne Erfolg sorgte natürlich für Schlagzeilen in der Presse und für lebhafte Diskussionen in der Fachwelt. Die nach der Eingliederung Österreichs ins Großdeutsche Reich verfügte Neuordnung des Ein- zugsgebietes mit der bald darauf verbundenen Milchab lieferungspflicht war der unmittelbare Anlaß dafür, daß im April 1939 der Beschluß gefaßt wurde, ernstlich an die Errichtung eines neuen und vor ... und nach der Aufstockung 1952

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