50 Jahre Milchhof Steyr 1935 - 1985

Leopold Hofinger Landesrat und Genossenschaftsanwalt Vor 50 Jahren wurde von weitblickenden und vor- ausschauenden Bauern die „Molkereigenossenschaft Garsten" geg ründet. In einer politi sch, aber auch wi rt- schaftli ch äußerst schwi eri gen und unsicheren Zeit haben Bauern diesen Schritt gewagt. Es war die bäuer liche Antwo rt auf di e enormen wirtschaftli chen Probleme. Damals wurde vor allem im Bereich der Milchwirt- schaft nachdrücklich die soli darische Leistung der Bauern unterstrichen, indem das milchwirtschaftli che Ausgleichsystem begründet wu rde. Jeder Bauer - der Bauer in der Stadtnähe genauso wie der entlegene Berg- bauer - sollte für seine angeli eferte Milch den gleichen Preis erhalten. Bereits damals waren es die Genossen- schaften, welche die Grundlage für dieses milchwirt- schaftl iche Ausgleichsystem gebildet haben. In der Zwi schenzeit hat di e Landwirtschaft , aber auch das Genossenschaftswesen eine stürmi sche Entwicklung durchgemacht. Immer wi eder war es die Besinnung auf die genossenschaft lichen Pr inzipien, die den Bauern geholfen hat. Auch heute stehen wir besonders im Bereich der Milchwirtschaft vor nahezu unlösbaren Probl emen. Der Absatz ist nicht unbeg renzt ausweitbar, viele Tausende Betri ebe haben aber nach wi e vor vö lli g ungenügende Ri chtmengen. Daher bekennen wir uns zu einer funktio- ni erenden Mil chmarktordnung, die besonders die benachteili gten Mil chbauern unterstützt. Jede Marktord - nung im Bereich der Mil chwirtschaft erfordert ein funktio- nierendes Genossenschaftswesen. Ohne Molkereigenos- senschaften kann es keine funktionierende Marktord- nung geben. Die Molkereigenossenschaften haben damit auch hohe ag rarpol itische Verantwortung mitzutragen. Ich bitte di e Mitgli eder und Funkti onäre, aber auch die Mitarbeiter des Milchhofes Steyr, sich ständig dieser hohen Verant- wortung bewußt zu sein . Denn nur gemeinsam mit wirt- schaftli ch gesunden Genossenschaften und einer veran twortungsvoll en Agrarpolitik werden wir die Pro- bleme im Interesse der Bauern lösen können. Ökonomi r t Flu lolf urtner P( .sid -nt d r L ndwirt sc l1aft sk mm r für Oberö terr ich Die 50 Jahre, auf die der „Milchhof Steyr" heuer zurückblicken kann , mögen als Beweis dafü r gelten, daß sich in der Landwirtschaft die Probl eme beinahe haar- scharf wiederh olen können. Di e wirtschaftli ch wi e innen- poli ti sch äußerst kriti schen dreißi ger Jahre haben auch die Landwirtschaft damals in eine unerhörte Kr ise gestürzt. Angesichts der chaoti schen Verhältni sse auf dem Mil ch- und.Viehmarkt ging man daran, die Landwirtschaft über straffe, absatzstabili sierende Gesetze - den Vor- läufern der heutigen Marktordnung - in ein ruhi geres Fahrwasser zu ziehen. In dieser Zeit haben wei tschau- ende Männer mit der Gründung einer genossenschaftli - chen Molkerei in Garsten den Weg der Selbsthilfe besch ritten und den Grundstein für ein stolzes Aufbau - werk gelegt. Wenn wir den Blick in die Gegenwart ri chten, so hat die Landwirtschaft prakti sch in all en Produktionszweigen, insbesondere aber bei der Milch, erneu t mit schwersten Problemen zu kämpfen, die ohne dringende Änderu ng der Milchmarktordnung und vor all em auch ohne moder- ne bäuerli che Selbsthilfeeinrichtungen nicht zu bewälti - gen sind . Gerade bei der Milch ist die Solidarität der Stä rkeren mit den Schwächeren notwendig. Au s bescheidensten Anfängen ist durch zielstrebige Arbeit eine Molkereigenossenschaft entstanden, die zu den größten Oberösterreichs zählt. Di e Fu sionierun gen mit Wolfern und Sierning zeugen von der Bereitschaft, die Genossenschaft durch Anpassung an die wirtschaft li - chen Erfordernisse der Gegenwart schlagkräftig zu erhal - ten . Und wir brauchen moderne Genossenschaften als unentbehrliche Stü tzen der Landwirtschaft in der Zukunft bitter notwendig. Bauer und Genossenschaft gehören zusammen im Sinne einer ehrlichen, gelebten Partnerschaft , die allseits getragen ist von ti efer Uberzeugung und gegenseiti gem Vertrauen. Hilfe zur Selbsthilfe muß nach wie vor eisernes Gesetz jedweder genossenschaftli chen Ori entierung bleiben. Es ist mir ein aufrichtiges Bedürfni s, dem „Mil ch- hof Steyr" zu seinem 50jährigen Bestandsjubiläum die Glückwünsche der bäuerli chen Berufsvertretung zu übermitteln und all en Funktionären und Mitarbeitern , die ihre persönliche Schaffenskraft in den Di enst dieser Genossenschaft gestellt haben , zu danken. Mit dem Dank möchte ich gleichzeiti g die besten Wünsche für eine weitere erfolgreiche Arbeit verb inden .

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