wegeilt, das eigene Ich zum Opfer bringend, auf seinen Verdienst und Erwerb verzichtend, um den in Not geratenen Mitmenschen zu heifen. Da fehlen aber auch nicht die Kritiker, welche zumeist aus Leuten beftehen, die am wenigsten bereit lind, Hand anzulegen und Opfer zu bringen. Sie geben sich nicht Rechenschaft dafür, warum nur ein kleiner Teil der Einwohnerschaft berufen lein soll, das Hab und Gut anderer zu erhalten, ja selbst Gesundheit und Leben in die Schanze zu schlagen, während andere müßig zusehen. In früherer Zeit, als es noch keine ftändigen Heere, keine allgemeine Wehrpflicht gab, da waren die Orte auf den Schutz ihrer Bürger angewiesen. Jeder junge Mann, der das Alter der Waffenfähigkeit erlangt hatte, rechnete es lich zur Ehre an, in die Reihen der Streiter zum Schutze der Vaterstadt zu treten. Durch die Einführung der großen Heere ist die Erfüllung dieser Bürgerpflicht nicht mehr notwendig. Aber einen anderen, viel gefährlicheren Feind gibt es heute noch, der Hab und Gut bedroht, und dieler Feind ist das Feuer. Zu dessen Bekämpfung ist heute noch die Einwohnerschaft berufen und sie soll gemeinsam zur Beliegung des Feindes eintreten. Darum soll es lich jeder junge Mann zur Pflicht machen und zur Ehre anrechnen, wenigstens einige Jahre in der Wehr seines Wohnortes zu wirken und seine Kräfte der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Gerade die wohlhabende Bevölkerung hat daran das größte Interesse, denn sie ist es ja, die am meisten zu verlieren hat. Ihre Söhne sollten mit gutem Beispiele vorangehen, dann würden lich auch die anderen Stände gerne der guten Sache anschließen, oder ist es nicht beschämend, wenn die begüterte Bewohnerschaft von den kleinen Handwerkern und Arbeitern den Schutz ihres Belitztumes verlangt, ohne selbst mitzuwirken. Wohin wird es führen, wenn der Gemeinsinn der Bevölkerung weiterhin sinkt und die jungen Männer der Feuerwehr fern bleiben? Der Staat und das Land wird dann genötigt sein, die allgemeine Feuer¬ wehrpflicht, wie sie bereits in manchen Staaten besteht, zum Schutze des Nationalvermögens einzuführen. In der Pflichtfeuerwehr wird dann jeder gezwungen, den Dienst zu tun. Der Feuerwehrdienst ist so ehrenvoll wie der Militärdienft und jeder wehrfähige Mann sollte es lich zur Ehre rechnen, dem allgemeinen Wohle in der Wehr zu dienen. Einer für alle, alle für einen! Mögen diese Zeilen dazu beitragen, das Verständnis für das freiwillige Löschwesen zu erwecken und der Wehr jenen begeisterungsfähigen Zuwachs aus der Jugend bringen, der imstande ist, so wie manch alter Wehrmann für das Vorwärtsschreiten einer guten Sache zu wirken. 58
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