50 Jahre Freiwillige städtische Feuerwehr der l. f. Stadt Steyr 1864-1914

Festschrift der Freiwilligen städtischen Feuerwehr der l. f. Stadt Steyr anläßlich des 50. Jubelfestes am 8. und 9. August 1914 Verleger: Freiwillige städtische Feuerwehr Steyr Druck: Emil Prietzel, k. u. k. Hoflieferant, Steyr

„Edel lei der Mensch, hilfreich und gut. —Biese, über alle Niedrigkeit erhabenen, unvergleichlich schönen Dichterworte, die einstens Friedrich von Schiller der Mensch¬ ∆ heit zurief, sind in die Herzen jener tatenfrohen Männer gedrungen, die lich vor fünfzig Jahren zur Gründung einer Wehr gegen Unglücksmacht und Not zusammengeschlossen. Von ½edelstem Geiste beseelt und geeint in Nächstenliebe und 20 (() menschenpflicht fand sich in unserer Stadt im Juni des Jahres 1860 eine wackere Anzahl Männer zusammen, um das Turnen in Steyr einzuführen. Der wohltätige Einfluß des Turnens überzeugte immer mehr von der Rützlichkeit und Notwendigkeit die Bevölkerung; die Turnsache gewann felten Boden und fand in den Herren Dr. Johann Reinhart, Franz v. Schönthan jun., Moritz Gschaider, G. Eichinger, Karl Auböck, M. Crammer und Dr. Wolf seine hervorragendsten Förderer. Schon im Jahre 1862 stellte sich die löbliche Stadtgemeinde¬ vorstehung in Steyr unter dem hochverdienten Bürgermeister Dr. Jakob Kompaß durch die Befoldung des Turnlehrers fördernd ein, so daß mit begeistertem Herzen der seinerzeitige Schriftwart Herr Karl Huböck im zweiten Jahresberichte am 4. Mai 1863 bemerkenswerte Worte niederschreiben konnte: „Der Anfang ist gemacht, das Schwerste hiermit geschehen, vielleicht kommt es doch noch dahin, daß die Gemeinde¬ vertretung auch zur Bildung einer Feuerwehr aus den Turnern noch einen bedeutenden Teil beitragen wird. Dadurch würde sich der Zweck des Turnens weiter herausbilden, so daß man die erlangte Kraft und Gelenkigkeit zum beften seiner Mitmenschen verwendet. Hoffen wir, daß es bald dahin kommen wird, daß Steyr eine gut organisierte Feuerwehr besitzt. Dazu ist aber auch unbedingt notwendig, daß eine große Anzahl aus dem Arbeiterstande lich dem Turnen widmet. Es ist daher Sache der Vereinsleitung, sowie jedes einzelnen Mitgliedes, in dieser Richtung zu wirken.“ Am 29. Februar 1862 fand eine außerordentliche Hauptversamm¬ lung des Turnvereines statt, welche eine Besprechung der vom Turn¬ 5

vereine seit seinem Entstehen stets im Auge behaltenen Feuerwehr¬ angelegenheit zum Zwecke hatte. Unter Punkt 3 finden lich da die Anträge des Vorstandes Reinhart, welche lauten: „Da eine Feuerwehr höchst notwendig wäre, der Turnverein derzeit aber die Mittel nicht belitzt, um das not¬ wendigste dazu, eine Feuerwehrspritze, anschaffen zu können, so stellt der Vorstand die Anträge: a) Der Turnverein möge an das Gemeindeamt das Ersuchen richten, dasselbe möge dem Turnvereine eine Spritze zur Verfügung stellen, und derselben einen Spritzenkommissär beigeben, um die Hand¬ habung kennen zu lernen; b) der Turnverein soll im Laufe des Sommers einen Zyklus von Theatervorstellungen geben, deren Ertrag zur Anschaffung einer Turner¬ Feuerwehrspritze verwendet würde. (Wird einstimmig angenommen.) Die Versammlung beschloß nun die Bildung einer Feuerwehr aus Turnern, beziehungsweise die Bildung einer Steigerabteilung, die mit den nötigen Steigergeräten versehen werden soll. Die Ausbildung, Einübung und Organilierung dieser Steigerabteilung ist Sache des Turn¬ vereines selbst, und soll diese Abteilung nie eine gesonderte Stellung einnehmen, sondern nur stets Hand in Hand mit den bestehenden Löschanstalten und im steten, richtigen, einheitlichen Einverständnis mit unseren Feuerarbeitern gehen. Im weiteren heißt es in dieser für unsere Wehr so wichtigen Versammlung: „Zum Zwecke des Koltenpunktes, in welchen nebst den Steigergeräten auch die Anschaffung einer vorzüglichen, ziehbaren Spritze mit Saug- und Druckwerk einzubeziehen wäre, hat der Turn¬ verein seine Vergnügungskasse mit 6° Gulden gewidmet, und sollte laut Beschluß der Hauptversammlung verlucht werden, die Deckung des allerdings noch bedeutenden Restes von 700 Gulden durch eine Subikribtion bei den Bewohnern unserer Stadt, hauptsächlichst unter Hauseigentümern, zu veranlassen. In diesem Sinne hat der Turn¬ verein Zirkulare in unserer Stadt ergehen lassen, welchen demnächst die Einsammlung der diesem Zwecke gewidmeten Geldspende folgen wird. Hoffen wir in Anbetracht der guten, gemeinnützigen Sache, daß der Erfolg ein recht ergiebiger sei und daß der Wille endlich zur Tat werden kann und der Turnverein diese eine dem allgemeinen Nutzen und Wohle der Mitbürger abzielende Haupt-Tendenz endlich in Tat und Kraft erwachsen sehe; bis dahin ein gut Gedeihen der Feuerwehrangelegenheit.

Huch das Jahr 1865 war ein Jahr des Fortschrittes im Feuerwehr¬ wesen unserer Stadt. Mit aller Kraft und Aufopferung wurde weiter gearbeitet, eine Sammlung brachte den Erlös von 400 Gulden, und Phot. Futter, Steyr. Franz Vogt, Oberkommandant. der damalige Säckelwart Herr Josef Kapfer gab eine Anleihe von 1000 Gulden, welche durch eine weitere Sammlung nicht nur gedeckt, Jondern um 80 Gulden überschritten wurde.

Eine Metz'sche Karrenlpritze von Heidelberg wurde sofort bestellt, verschiedene Geräte angekauft, die Mannschaft (Steigerrotte) von Dr. Reinhart mit großer Umsicht geleitet, und zu Rottenführern die Herren Haller und Petrusch ernannt. Immer mehr traten die Vorteile und Rützlichkeit der Wehr klarer zu Tage und die eifrige Tätigkeit sämtlicher Mitglieder sicherte die Zukunft dieses gemeinnützigen Institutes, das auch durch die Unter¬ stützung leitens der Bevölkerung ein glückliches Gedeihen verbürgte. Im Vereinsjahre 1866—1867 fand die Turner-Feuerwehr Gelegen¬ heit, des öfteren bei Bränden nicht allein fätig und hervorragend einzugreifen, sondern lich auch durch ausgezeichnete Leistungen sowohl den Beifall der hieligen Bevölkerung als auch befondere Anerkennung von der Gemeinde - Vorftehung und von Seite des hohen Landes¬ ausschusses zu erringen. Die Turner-Feuerwehr erhielt als Beweis der Anerkennung vom Landesausschusse eine Subvention von 50 Gulden. Eine Klage aber fand sich in diesem Vereinsjahre vor. Es sei erwähnt, daß die Beteiligung an der Feuerwehr von Seite der Nicht¬ turner eine höchst laue ist, insbesonders sagt der Bericht, daß die jüngere Generation in der Bürgerschaft bedauerlicher Weise in der Beteiligung versagt. Im Jahre 1868 wurde von einem Komitee hieliger Bürger eine weitere Spritze angeschafft. Auch besuchten 40 Linzer Feuerwehr¬ Mitglieder die Turner-Feuerwehr, bei welcher Gelegenheit eine Übung mit Ausprobung der Spritzen abgehalten wurde. In diesem Jahre hatte auch Herr Josef Werndl behufs Ankauf von Schläuchen der Turner-Feuerwehr 1000 Gulden gespendet, sowie auch eine Theater-Vorstellung für das Feuerwehrkonto einen schönen Reingewinn abwarf. Der Mannschaftsstand erhöhte sich auf 24 Steiger und 80 Spritzmänner. Huch das Jahr 1869 brachte einen neuerlichen Aufschwung der Turner-Feuerwehr. Der unvergeßliche Mitbürger Herr Josef Werndl widmete abermals für Feuerwehrzwecke 3000 Gulden, wodurch das Inventar eine bedeutende Bereicherung erfahren konnte. Der Turnrat genehmigte die Anschaffung einer Schubleiter, mehrerer Garnituren Hacken und Dachleitern, eines Schlauchhaspels, so daß der Großteil des Werndl'’schen Geschenkes bereits seiner Bestimmung zugeführt war. Auch vom hohen oberösterreichischen Landesausschusfe fiel der Turner¬ Feuerwehr eine Prämie von 100 Gulden anläßlich zweier Brände zu. Hier sei erwähnt, daß das Oberkommando, welches Herr Dr. Johann

Reinhart leit der Gründung der Wehr inne hatte, krankheitshalber im Jahre 1866 von diesem niedergelegt, von dem verdienstvollen Mit¬ gliede und Oberkommandanten-Stellvertreter Herrn Leopold Haller übernommen wurde, welcher diese Stelle bis zum Jahre 1869 mit aller Umsicht und Gewissenhaftigkeit ausfüllte. Am 8. November d. I. erließen der Herr Bürgermeister Josef Pöltl vereint mit dem Turnrate einen Aufruf an die Bewohner Steyrs, der von günstigem Erfolge begleitet war. Binnen kurzer Zeit traten über 50 neue Mitglieder bei, die den Turnrat Eduard Zinkl, Sektionsingenieur der Kronprinz Rudolfbahn, auf 5 Jahre zu ihrem Hauptmann und Herrn Leopold Haller zu seinem Stellvertreter wählten. Von den Steigern wurde der damalige Turnlehrer Karl Petrusch, von der Spritzabteilung Herr Franz Berger zu Obmännern bestimmt. Durch den Ministerialerlaß vom 21. Juli d. J. wurde den Feuerwehren das Führen von Signal¬ hörnern bewilligt. Auch wurden in diesem Jahre die Feuerwehrstatuten geändert und eine gleichmäßige Adjustierung der sämtlichen Feuerwehr¬ männer beschlossen. Welchen Aufschwung dieses, dem allgemeinen Wohle dienende Institut nahm, beweift das Jahr 1870, in welchen drei Rotten Steiger, eine Rotte Vorbrecher, sechs Rotten Spritzenleute und fünf Rotten Schutzmannschaft einen Mannschaftsstand von zusammen 542 Mann bildeten. Eine große Hauptübung fand am 1. Mai am Stadtplatze statt, und mehrfach mußte die Wehr im Ernitfalle hilfsbereit eintreten. Das Objekt III der Waffenfabrik unterzog die Wehr einer harten Probe. 100 Mann arbeiteten mit aller Energie und Tatkraft, so daß in verhältnismäßig kurzer Zeit die Gefahr der Ausbreitung dieses Brandes beseitigt werden konnte. Der Turnrat des Vereines und der Feuerwehrkommandant Zinkl hatten eine große Arbeit zu bewältigen und mit Befriedigung muß gesagt werden, daß auch die Erfolge nicht ausblieben. Die Gründung der Waffenfabriks-Feuerwehr ließ einen neuen, kräftigen und zuverläfligen Bundesgenoffen erstehen, den heute noch in ungetrübter Waffenbrüderschaft in Ernft und Freude ein kameradschaftliches Band mit unserer Wehr fest und treu verbindet. 250 Mann der Turner-Feuerwehr beteiligten lich beim deutschen Feuerwehrtage in Linz. Am 20. April 1871 übergab die Stadtgemeinde-Vertretung in Steyr den ganzen Löschdienst der Stadt der freiwilligen Turner-Feuer¬ wehr und licherte außerdem einen jährlichen Beitrag von 1000 Gulden zu. Dies geschah zufolge Antrages des Herrn Moritz Grammer, der die erlprießliche Arbeit und die hervorragenden Leiltungen der Turner¬

Feuerwehr als Begründung dieles Antrages angab. Weiters wurde auch den Mitgliedern der Turner-Feuerwehr bei Ausübung ihres Dienstes der gesetzliche Schuß, gleich den übrigen Polizeiorganen gewährt und das Recht der Wahlen des Oberkommandanten und Kommandanten zugestanden. Der Turnverein übernahm damit den gesamten Löschdienst, er verpflichtete lich, die Wehr auf einem Stand von mindestens 81 Mann (1 Kommandanten, 20 Steiger und 60 Spritzenmänner) zu erhalten und mit einem Dritteile dieser Minimalmannschaft eine Bereitschaft, welche sich stets im Stadtbezirke befindet, zu stellen. Die Turner¬ Feuerwehr war es auch, welche auf dem zweiten oberösterreichischen Feuerwehrtage in Linz am 10. September den Entwurf zu einer ein¬ heitlichen Organisation der Feuerwehren einbrachte. In Durchführung der einheitlichen Organisation der Feuerwehren Oberösterreichs beschloß am 25. Februar 1872 eine Hauptverlammlung, die Wehr in drei Trains nach Stadtbezirken einzuteilen. Hiedurch wurden wieder viele Husrüftungsgegenltände, vor allen aber die Be¬ schaffung einer dritten Saugspritze notwendig und wieder war es Herr Josef Werndl, der hiezu seine hilfreiche Hand bot. Er stellte unver¬ zinslich der Gemeinde 2000 Gulden zur Verfügung, deren Rückzahlung in Jahresraten nicht an ihn, sondern an die Armen der Stadt zu er¬ folgen hatte. Auch die Sparkasse in Steyr spendete der Wehr die namhafte Summe von 800 Gulden. Trotzdem endete aber dieles Jahr mit einem Defizit von 1200 Gulden und neue Sorgen entstanden dem Turnrate, insbesonders aber dem verdienltvollen Säckelwarte des Turnvereines Herrn losef Kapfer. Der dritte oberösterreichische Feuer¬ wehrtag wurde in Steyr abgehalten; er war von 31 fremden Wehren besucht, die insgesamt nahezu 600 Mann vereinigten. Nach der Inventur, zu Beginn des Jahres 1873, bewerteten sich die dem Vereine gehörigen Löschgeräte auf 7900 Gulden, die Lösch¬ geräte der Gemeinde auf 3200 Gulden, so daß der Verein an Gerät¬ schaften über 11.000 Gulden im Stand zu halten, beziehungsweise zu verzinsen hatte. Der Verein war daher gezwungen, neuerdings Dar¬ lehen aufzunehmen, um auch noch weitere Steigergeräte zur Vervoll¬ kommnung der Ausrüftung anschaffen zu können. Dieses Jahr soll nun für den Turnverein und seiner Abteilung, der Turner-Feuerwehr, das Bedeutendste, ja auch für die Stadt und für die Zukunft des Feuerwehrwesens überhaupt sein. Ich will nun eingehender über Vorgänge berichten, die die Lostrennung der Feuerwehr vom Turn¬ vereine zur Folge hatte, und dies ist mir nur dann möglich, wenn ich einen der verdienstvollen Wehrmänner, Herrn Wilhelm Klein, aus 10

seinem 25jährigen Bestandsberichte unserer Wehr selbst sprechen lasse. So führt Herr Wilhelm Klein folgendes aus: „Im Laufe des Jahres hatte das neue Gesetz „Feuerpolizei¬ Ordnung für Oberöfterreich vom 19. Februar 1875“ die kaiserliche Sanktion erhalten, wodurch der Vertrag mit der Gemeinde vom 1. September 1871 hinfällig wurde. Phot. E. Prietzel, Steyr. Löschzug I, Kommandant Brandmeister Rud. Sommerhuber. Dieser Umstand veranlaßte den Turnrat in seiner Sitzung vom 29. November 1875, lich für eine Lostrennung der reorganisierten Feuerwehr vom Turnvereine auszusprechen, und zwar aus den Gründen, weil: die freiwillige Feuerwehr dem Turnvereine alljährlich un¬ I. verhältnismäßig hohe Koften verurfacht; 2. die Feuerwehr lich gegenwärtig als einen für sich bestehenden, völlig lebensfähigen Körper repräsentiert; 11

3. die Gemeinde nach der neuen Feuerpolizei-Ordnung selbst gehalten ist, für das Vorhandensein einer entsprechenden Feuerwehr zu sorgen, so daß die bisher vom Turnvereine freiwillig und mit großen Kolten besorgte Erhaltung einer Feuerwehr auf die hiezu gesetzlich verbundene Gemeinde fallen sollte. Mit den Ruseinanderletzungen zwischen der Turner-Feuerwehr und dem Turnvereine, sowie den Verhandlungen mit der Gemeinde, wurde ein Komitee, bestehend aus dem Vorstande Viktor Stigler, Schriftwart Dr. Julius Seidl, Oberkommandanten Eduard Zinkl, betraut, welchem der Gemeinde-Sekretär Dr. 1. Parger als Konsulent an¬ gehören sollte. In der Turnratssitzung am 13. Dezember erklärte Herr Eduard Zinkl, aus Gesundheitsrücksichten und aus Gründen dienstlicher Natur, seine Stelle als Oberkommandant zurücklegen zu müssen, welcher Ausspruch von Seite des Turnrats mit dem größten Bedauern ent¬ gegengenommen wurde. Diese weittragende Erklärung des Herrn Zinkl, die Belorgnis, einen entsprechenden Erlatz für ihn nicht finden zu können, veranlaßten den Turnrat zu folgenden Beschlüssen: 1. einen Vertrag mit der Gemeinde wegen Übernahme des. Löschdienstes von Seite des Turnvereines nicht weiter zu erneuern, jedoch bis zur Ordnung der Verhältnisse den Löschdienft provilorisch fortzuführen; 2. die Turner-Feuerwehr in einer außerordentlichen Hauptver¬ sammlung zu befragen, ob sie als selbständiger Körper bestehen bleiben und sich als Verein konstituieren, oder sich auflösen wolle. Die Gemeindevorftehung Steyr erluchte Herrn Zinkl, das Kom¬ mando der Feuerwehr doch provilorisch und zwar so lange fortzuführen, bis der Turnverein die Übergabe der Feuerwehrangelegenheit an die Gemeinde geordnet hat, worauf sich Herr Zinkl bereit erklärte und dadurch eine ordnungsgemäße Regelung schwieriger Aufgaben er¬ möglichte. Am 17. März 1874 genehmigte die Gemeinderatslitzung den Entwurf des provisorischen Vertrages des Turnvereines, worauf sich der Turnverein in seiner Hauptversammlung am 3. Ruguft für die Trennung der Turnerfeuerwehr vom Turnvereine im Prinzipe aussprach und die Herren Dr. Julius Seidl, Josef Kapfer und Kajetan Jonasch als seine Vertreter namhaft machte. In diesem Jahre verlor der Turnverein, insbefondere aber die Feuerwehr durch den Tod einen hervorragenden Gönner in der Perion des Herrn Franz von Schönthan sen. Als Ober¬ 12

kommandant der Turner-Feuerwehr wurde an Stelle des verdienst¬ vollen Herrn Eduard Zinkl Herr Karl Edlbauer und als Stellvertreter zum Kommandanten des zweiten Trains Herr Franz Lang gewählt. Das Jahr 1875 brachte nun endlich die Verhandlungen zwischen der nun entftehenden freiwilligen Feuerwehr in Steyr und der Gemeinde zum Abschluffe und somit die Trennung der Turner-Feuerwehr vom Turnvereine. Aus den langwierigen Verhandlungen, welche wieder¬ holt eine günstige Lösung in Frage stellten, mögen hier nur die wich¬ tigsten Vorkommnisse und Beschlüsse angeführt werden und berichtet von diesen Herr Wilhelm Klein im 25. Jahresberichte: Huf das Anbot des Turnrates, die dem Turnvereine gehörigen, von den Herren Eduard Zinkl, Karl Edelbauer und J. M. Peteler auf 6250 bis 6450 Gulden geschätzten Löschgeräte der Gemeinde um 6000 Gulden, zahlbar in 6 mit 5% verzinslichen Jahresraten, zu überlassen, wurde in der Gemeinderatslitzung vom 9. April beschlossen, nur einen Kaufpreis von 3000 Gulden unverzinslich in 6 Jahresraten, zu bewilligen. Dieser Vorschlag wurde in der Jahresversammlung des Turn¬ vereines am 8. Mai abgelehnt und der Beschluß gefaßt, die Turner¬ Feuerwehr aufzufordern, sich als selbständiger Körper zu konstituieren, welchem Antrage diese in einer Hauptversammlung nachkam, indem sie gleichzeitig den Feuerwehrausschuß zur Verhandlung mit dem Turn¬ rat über die Ablösung des Inventars ermächtigte. Am 21. Juli wurde ein Vertrag errichtet und am 1. September von der außerordentlichen Hauptversammlung des Turnvereines rati¬ fiziert, nach welchem die Turner-Feuerwehr vom Turnvereine losgelöst wird, den Namen „Freiwillige Feuerwehr in Steyr“ zu führen hat und die Löschgeräte des Turnvereines um 4300 Gulden, zahlbar in 10 Jahresraten, mit 3% verzinslich, übernimmt. Der Turnverein kündigte den Vertrag mit der Gemeinde vom 17. März 1874, was in der Gemeinderatslitzung vom 1. Oktober zur Kenntnis genommen und dabei dem Turnvereine der Dank für seine ausgezeichneten Bemühungen in Beslorgung des Feuerlöschwesens aus¬ gelprochen wurde. Die freiwillige Feuerwehr erklärte lich bereit, den Löschdienft unter den Bedingungen des Vertrages vom 17. März 1874 zu übernehmen. In seiner Sitzung vom 28. November beschloß der Gemeinderat über Antrag des Herrn Franz Tomitz (im Namen des Beratungs¬ Komitees) die Statuten der freiwilligen Feuerwehr zu genehmigen und derselben den Löschdienst nach Maßgabe des Vertrages vom 17.März 1874, 13

unter Gewährung der gleichen Subvention von jährlich 1500 Gulden und unter Aufrechthaltung einer halbjährigen Kündigungsfrist, zu übertragen. Am 3. Dezember erhielten die Statuten des neuen Vereines die Genehmigung der k. k. Statthalterei und in der Jahresversammlung am 26. Dezember konstituierte lich die „Freiwillige Feuerwehr in Steyr“ in einer Stärke von 410 Mann (18 Vorbrecher, 51 Steiger, 172 Spritzen und 169 Schutzmänner). Zum Oberkommandanten wurde Herr Karl Edelbauer, zum Kasfier Herr Ferdinand Gründler gewählt. Rußer den sämtlichen Löschgeräten des Turnvereines übergab dieler der freiwilligen Feuerwehr auch den Unterstützungsfond in der Höhe von 1056 Gulden und einen Betrag von 200 Gulden zur An¬ schaffung von Schläuchen. Mit der Konstituierung als selbständiges Korps war die Ent¬ wicklungsperiode der freiwilligen Feuerwehr abgeschlossen. Im Besitze der Sympathie und Achtung der Bevölkerung, ausgerüftet mit dem notwendigsten Inventar, dessen Erhaltung ihr die Subvention der Stadtgemeinde sicherte, ausgestattet mit eigenen Satzungen, Dienst¬ vorschriften usm. konnte sie fortan ungestört und unbehelligt den freiwillig übernommenen Verpflichtungen nachkommen. Durch diese neue Organisation hat sich nun der ideale Gedanke, der bereits im Jahre 1860 deutsche Turnerherzen erfüllte, verwirklicht, und als un¬ zertrennbare, von treuer Kameradschaftlichkeit durchdrungene Schutz¬ wehr gegen Unglücksmacht und Rot, steht sie am heutigen Tage, der modernen Zeit angepaßt, als wichtigster Faktor des Rettungswesens unerschütterlich fest, stets hilfs- und tatbereit für die Mitmenschen. Die erfolgreichste Leiltung der Freiwilligen Feuerwehr, die be¬ deutendste seit dem Beitande überhaupt, vollbrachte sie im Jahre 1876 bei dem komplizierten Brande des Stadtpfarrturms in der Nacht vom 8. auf den 9. Jänner. Nicht nur der Umstand des nahezu 70 Meter hohen Brandobjektes erschwerte die Arbeit der Wehr, fondern auch die enorme Kälte von 17° R beeinträchtigte die Arbeiten außerordent¬ lich. Nur der umsichtigen und unerschrockenen Tätigkeit unserer Wehr, der auch die freiwillige Waffenfabriksfeuerwehr von 11 Uhr nachts bis nächtten Tag 7 Uhr früh tatkräftigst zur Seite stand, ist die Ab¬ wendung eines unberechenbaren Unheils zu danken. Bis zu Mittag des 9. Jänner blieb die gesamte freiwillige Feuerwehr und dann train¬ weise abwechselnd bis zum Morgen des darauffolgenden Tages in Tätigkeit und lobend sei hier erwähnt, daß die Bürger und die 14

Bewohnerschaft der umliegenden Häuser während der Arbeit durch wärmende und stärkende Getränke das Rettungswerk fördern halfen. Aber auch in finanzieller Hinsicht unterstützten die Bürger durch eine Sammlung die Wehr ausgiebigst. Auch von der k. k. Statthalterei, dem Gemeinderate und den kirchlichen Amtern flossen der Wehr Anerkennungsschreiben und Spenden zu. Die Zeitschrift für die deutsche Bürgermeister Julius Gschaider, Landtagsabgeordneter, Ehrenobmann der Sanitätsabteilung etc. Feuerwehr sprach lich in rühmender Weise über die Leistungen unserer Wehr aus und Herr Michael Peteler spendete als finniges Erinnerungs¬ zeichen eine Handglocke, gegossen aus den Reiten des beim Brande geschmolzenen Zügenglöckchens. Der Mitgliederstand hob sich in diesem Jahre um 87 Mann und zum Nachfolger des Oberkommandanten des Herrn Karl Edelbauer wurde Herr Wilhelm Klein gewählt. Im Jahre 1877 wurde die Wehr zu mehreren Bränden gerufen, darunter lich auch der Brand des Trockenturmes der Waller'schen 15

Kattundruckerei befand. Die Familie Waller spendete für den Unter¬ stützungsfond der Wehr 50 Gulden. Die traurigen Geschäftsverhältnisse verminderten den Mannschaftsstand um 60 Wehrmänner. Ruf ein neuerliches Ansuchen der Feuerwehr beschloß der Gemeinderat im Jahre 1878 die Herstellung eines Feuertelegraphen vom Rathause zum Taborturme, der Wohnung des Feuerwehrober¬ kommandanten und des Kommandosignalisten, am Bezirksposten in Steyrdorf und der Waffenfabrik, welche Anlage auch im folgenden Jahre ausgeführt wurde. Ferner wurde seitens der Baufektion des Gemeinderates und dem Oberkommandanten der freiwilligen Feuer¬ wehr eine neue Feuerlöschordnung ausgearbeitet. Über Antrag des Herrn Trainkommandanten Leopold Haller wurde ein Fond zur An¬ schaffung einer Dampfspritze gegründet. Das Jahr 1879 brachte den niedrigsten Mannschaftsstand seit 19 Jahren in der Zahl von 368 Mann. Dagegen wurde das Inventar durch verschiedene Ankäufe bedeutend bereichert sowie auch der Unterstützungsfond durch hochherzige Widmungen bedeutende Stärkung erfuhr. Zweimal erfüllte die freiwillige Feuerwehr die traurige Pflicht, Ehrenmänner zu Grabe zu geleiten, welche sich hervorragende Dienste erworben. Der Oberkommandant der freiwilligen Waffenfabriksfeuer¬ wehr Herr Robert Schöft wurde am 28. April, und Herr Moritz Grammer, der hochverehrte Bürgermeister der Stadt, am 31. Mai beerdigt. Anläßlich eines Brandes in Resthof 1880, bei welchem die Wehr jedoch nicht mehr eingriff, spendete Herr k. k. Rotar Franz Kiderle dem Unterstützungsfond 50 Gulden. In diesem Jahre stieg der Mann¬ schaftsitand wieder um 47 Mann, wenngleich auch durch den Tod 7 Kameraden ausschieden. Im Ex-Jeluitengebäude wurde seitens der Stadtgemeinde ein 140 hl fassendes Wasserreservoir geschaffen, momit eine wesentliche Verbesserung für die Wasserbeschaffung bei Feuers¬ gefahr in diesem Stadtteile entstand. Über ein Ansuchen der Gemeinde¬ vorstehung wurde im Frühjahre die unentgeltliche Beistellung einer Feuerwache von der freiwilligen Feuerwehr bei den Vorstellungen im Theater eingeführt sowie Notausgänge am Gebäude geschaffen. Das Jahr 1881 brachte die Genehmigung der neuen Feuerordnung für die Stadt Steyr, sowie Bestimmungen über die Signalilierung, Über Ansuchen der Gemeindevorftehung wurde im Frühjahre die unentgeltliche Beistellung einer Feuerwache bei Theatervorstellungen eingeführt und zur Verringerung der Feuersgefahr wichtige Maßnahmen getroffen. Der Mitgliederstand der Wehr erhöhte sich auf 458 Mann. 16

Im Jahre 1882 wurde auch die städtische Wasserleitung in das Theater eingeführt. In der Nacht auf den 1. Jänner 1883 ward das Eyinfeld durch das fortwährende Steigen des Hochwassers in großer Gefahr. Die Feuerwehr wurde alarmiert, arbeitete bis 4 Uhr morgens an der Herstellung eines provilorischen Dammes und blieb bis zum Schwinden der Gefahr in Bereitschaft, wofür ihr von Seite der Be¬ wohner des Cyinfeldes, der k. k. Statthalterei und des Gemeinderates Phot. E. Prietzel, Steyr. Löschzug II, Kommandant Brandmeister Emil Wurmfeld. ehrenvolle Hnerkennung zufeil wurde. Auf dem 14, oberösterreichischen Feuerwehrtage in Mauerkirchen sollte auf Grund vorgelegter Satzungen die Gründung einer Verbandsunterstützungskasse beschlossen werden. Infolge der ablehnenden Haltung des oberöfterreichischen Landesaus¬ schusses konnte aber diese segenbringende Einrichtung nicht realisiert werden. In dieses Jahr fällt auch die Gründung der Feuerwehr Unterhimmel: „Freiwillige Feuerwehr von Unterhimmel, Chriftkind! und Rosenegg“, ein Verdienst unseres langjährigen verdienstvollen Mitgliedes Herrn Kajetan Jonasch. Mit Ende dieses Jahres legte Herr 17

Karl v. Koller, der schon im Turnvereine für die Gründung, später als Turnrat und Vorstand sowie im Gemeinderate für die Entwicklung der Feuerwehr verdienstvoll gewirkt hatte, die von ihm seit 1872 be¬ kleidete Stelle eines Kommandanten des 1. Trains und Stellvertreters des Oberkommandanten zurück. Sein Nachfolger im 1. Train wurde Herr Adjutant Johann Mayr und zum Oberkommandanten-Stellvertreter Herr Franz Lang gewählt. Ein ehrenvoller Tag für die Wehr war der 25. Mai 1884. Die Redersche Dampfläge in Ramingfteg geriet in Brand und hatte beim Eintreffen der drei Trains bereits große Dimensionen angenommen. Die Erhaltung der Säge war nicht mehr möglich und erst nach vier¬ stündiger, mit größter Bravour durchgeführten Arbeit konnten der wertvollfte Teil der Holzvorräte und die arg gefährdeten Nachbarhäuser gerettet werden. Rußer den vielen Spenden, die von den Besitzern der Säge der Wehr zugegangen sind, erhielt die Wehr seitens der k. k. Bezirkshauptmannschaft ein besonderes Anerkennungsschreiben. In uneigennützigster Weise wirkte wiederholt die Wehr bei Veranstal¬ tungen von Sänger- und Turnfesten, Aufstellung usw. mit. Am 19. August wurde dem Oberkommandanten die Ehre, von Sr. Majestät unserem Kaiser in Rudienz empfangen zu werden. Se. Majestät geruhten sich über die Leistung der freiwilligen Feuerwehr beim Rederschen Brande in Ramingfteg höchst lobend auszusprechen und hatten die Gnade, dem Korps eine Spende von 100 Gulden zukommen zu lassen, welche dem Dampflpritzenfonde zugeführt wurde. Im Herbit 1885 wurde der obere Teil des neu zu erbauenden Turmes der Stadtpfarrkirche abgetragen und dem Feuerwächter durch das gütige Entgegenkommen Sr. Exzellenz des Herrn Grafen Franz Lamberg auf dem Schloßturme eine provisorische Wächterstube einge¬ räumt, die mit dem Rathause und der Wohnung des Oberkomman¬ danten in telephonische Verbindung gebracht wurde. Im Jahre 1886 verlor die freiwillige Feuerwehr durch den Tod des Trainkommandanten Herrn Johann Mayr eines ihrer tüchtigsten Mitglieder und besten Kameraden. Sein Charakter sowie seine Leiltungen sichern ihm für immer ein treues Andenken. An seine Stelle wurde der Steigerrottenführer Herr Franz Vogt zum Komman¬ danten des 1. Trains gewählt. Das bedeutendfte Ereignis des Jahres 1887 war die unerwartete Erlangung einer Dampflpritze. Vor 10 Jahren wurde der Dampfspritzen¬ fond gegründet und in diesem Jahre erreichte er die Höhe von 18

1200 Gulden und wurde weiters der Fond von unserem hochverdienten Mitbürger Josef Werndl um 500 Gulden gestärkt, sowie auch die Waffenfabrik als solche 1000 Gulden unserer Wehr unter der Bedin¬ gung zur Verfügung stellte, daß binnen dreier Monate eine Dampf¬ spritze bestellt und zur Ablieferung gelangen muß. Ferner wurde über Vorschlag des Bürgermeilters seitens der Gemeinde 1000 Gulden und von Sr. Exzellenz Graf Franz Lamberg 200 Gulden gespendet und der Reft der Ankaufsiumme wurde aus dem Feuerwehrfonde gedeckt. Am 11. Dezember konnte bereits die Übernahmsprobe stattfinden und auf Grund der vorzüglichen Leiftung die Dampfspritze definitiv übernommen. Am 8. Oktober verschied in Linz Herr Dr. Johann Reinhart, der Gründer des Turnvereines und der Feuerwehr in Steyr. Schwere Schicksalsschläge hatten den geiftsprühenden, tatkräftigen Mann in der Blüte seiner Jahre niedergebeugt und als ein zum Kinde gewordener Greis ging er im 52. Jahre aus dem Leben. Solange die Wehr aber besteht und deutsche Turner sich am Turnplatze, am Tummelplatze leiblicher Kraft und Stärke einfinden, wird sein Name unauslöschlich bleiben und in dankbarer Erinnerung zu jenem Mlanne, der so großes geschaffen, aufblicken. Im Jahre 1888 spendete auch zur neuerlichen Fundierung des Dampflpritzenfondes die Direktion der Sparkasse in Steyr 300 Gulden, sowie auch der oberösterreichische Landesausschuß 200 Gulden der Wehr zum gleichen Zwecke zuwies. Eine gemeinschaftliche Haupt¬ übung am 19. Auguft, welche den Zweck hatte, die beiden Dampf¬ lpritzen in Steyr, die der Waffenfabrik und die unserer Wehr, den Nachbarfeuerwehren in Tätigkeit vorzuführen, gab die Veranlassung einer größeren Festkneipe. Die Kameraden hatten sich in großer Anzahl eingefunden und feierten gleichzeitig das 25jährige Bestehen unserer Wehr. Mit der Anzahl von 406 Mann tritt nun das Korps in das sechsundzwanzigfte Jahr. Was die freiwillige Feuerwehr im Laufe der vergangenen Jahre geworden ist, schildert Herr Wilhelm Klein wie folgt: Vor allem ist es die Tatkraft des Turnrates und zwar ins¬ besonders des Gründers der Feuerwehr Dr. Johann Reinhart und ihres eigentlichen Organisators Eduard Zinkl, sowie der außerordentlichen Unterstützung zu danken, welche diesen Männern von Seite der Gemeindevertretung und unseres Mitbürgers Herrn Josef Werndl zuteil wurde. Aber der Erfolg hätte kein voller sein können, wenn nicht die Bevölkerung unserer Stadt der gegebenen Anregung gefolgt wäre, wenn nicht soviel Mittel von ihr aufgebracht und lich nicht immer wieder opferwillige Männer gefunden hätten, die sich den Mühen 19

und Beschwerden im Dienste der Nächstenliebe mit Begeilterung unter¬ zogen hätten. Anrecht auf besondere Erkenntlichkeit der Feuerwehr hat auch der „Alpenbote“, der von ihrer Gründung an stets in er¬ sprießlicher, uneigennützigster Weise gewirkt hat. Mit einem Präsenz¬ stande von 420 Mann schloß das Jahr 1889. Die löbl. Stadtgemeinde¬ vorftehung hat in ihrer wohlwollenden Fürlorge und in Anerkennung der Leiltungsfähigkeit der Wehr den Beschluß gefaßt, jenen Wehr¬ männern, welche durch 25 Jahre treue Dienste leiften, mit An¬ erkennungs-Urkunden auszuzeichnen und war weiters bei dem Bau des Stadtpfarrturmes bedacht, dem Feuerwächter die Wohnung ehestens beziehbar zu machen. Dadurch wurde die provilorische Wohnung am Schloßturme wieder aufgehoben. Durch das am 30. Jänner erfolgte Ableben Sr. kailerlichen Hoheit des Kronprinzen Rudolf, welches unser Vaterland eines seiner schönsten Hoffnungen beraubte, versetzte die oberöfterreichischen Feuerwehren, deren Protektor Kronprinz Rudolf war, in tiefste Trauer. Der Ausschuß gab dem Schmerze unseres Korps durch die Befeiligung an dem am 6. Februar abgehaltenen Requiem Ausdruck. Noch einmal aber griff der Tod in die Reihen unserer Wehr. Der erste Bürger unserer Stadt, der ihr einen Weltruf gegeben, und lie durch leinen fortschrittlichen, unternehmungsfreudigen Geist zu neuem Ansehen brachte, starb nach kurzem Krankenlager am 29. April. Herr Josef Werndl war in allen Bevölkerungsschichten ob seines biederen Sinnes eine gefeierte Persönlichkeit, dem auch, wo es galt, ein edles Herz nicht fehlte und überall gerne eingriff, wo Not und Armut hereinzubrechen drohten. Die freiwillige Feuerwehr würde aber gegen die Pflichten der Dankbarkeit verstoßen, wenn sie nicht die Tatlache anführen würde, daßlie ohne die bedeutungsvolle Unter¬ stützung, die ihr von Seite des Verblichenen zuteil geworden, niemals ihren heutigen Stand erreicht hätte. Herr Josef Werndl wor der wärmste Freund, der wohltätigste Gönner und Förderer der Wehr. Am 1. Mai geleitete ihn die gesamte Feuerwehr zu Grabe. Die Erben dieses verewigten Gönners, der in den Annalen unserer Wehr stets geachtet und geehrt bleiben wird, haben die Feuerwehr mit einem Legate von 500 Gulden bedacht und sei an dieser Stelle den edlen Spendern der tiefgefühlteste Dank neuerdings ausgesprochen. Anläßlich des 25 jährigen Gründungsfestes der freiwilligen Feuerwehr in Steyr wurde in der Bürgerschule der 20. oberösterreichische Feuerwehrtag abgehalten. Ein Feltzug in der Stärke von 1300 Mann bewegte sich von Steyrdorf am Stadtplatz, auf welchen die Waffenfabriks-Feuerwehr und die städtische freiwillige Feuerwehr eine Gesamtübung abhielten. 20

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Eine große Anzahl von Wehrmännern beteiligte sich bei dem am 21. Dezember stattgefundenen Jubelfeste des Herrn losef Kapfer, welcher durch 25 Jahre ununterbrochen als Säckelwart dem Turnrate angehörte. Dem Jubilanten wurde hiebei auch der Dank und die Anerkennung seitens der Feuerwehr, um welche sich Kapfer als ihr Mitgründer und seit 1865 als Mitglied wohlverdient angenommen hatte, aus¬ gesprochen. Im Jahre 1890 erbat sich der hochverdiente Oberkommandant Herr Wilhelm Klein einen durch seine Abwesenheit in Steyr moti¬ vierten Urlaub und wird mit dessen Stellvertretung Herr Franz Lang, Kommandant des II. Trains, betraut. Zum wiederholten Male wurde die Wehr zu ihrer Berufstätigkeit aufgefordert. In dieses Jahr fällt auch die Gründung des Bezirksfeuerwehr-Verbandes, welcher seine Tagung am 27. April in Steyr abhielt, und Herr Leopold Haller seitens unserer Wehr als Abgeordneter teilnahm. Wie schon seit ins Leben treten der Wehr, wurde während der Wintermonate vom Löschmeister und Turnlehrer Herrn Ruguft Pichler der Turnunterricht an die Steiger erteilt. Anläßlich des Scheidens aus der Wehr wurde Herr Ober¬ kommandanf Klein, der durch 14 Jahre die Geschicke leitete, in der Hauptversammlung am 1. Jänner 1891 Gegenstand allseitiger Ehrung. Klein war ein bewährter Führer der Wehr, dem es an Tüchtigkeit und Erfahrung niemals mangelte und der mit allem Eifer an der Aus¬ gestaltung und Vervollkommnung des Rettungswesens in unserer Stadt arbeitete. Mit lebhaftem allgemeinen Bedauern wurde von ihm die Stelle niedergelegt, da eine Wiederwahl wegen dauernder Abwesenheit von Steyr ausgeschlossen erschien. Zum Zeichen des Dankes, der innigen Liebe und Verehrung überreichte Herr Franz Lang im Auftrage der Wehr Herrn Wilhelm Klein ein Album, und die Herren Viktor Stigler und Franz Tomitz sprachen im Namen der Bürgerschaft für das so ersprießliche Wirken Herrn Wilhelm Klein, sowohl als Feuerwehr¬ oberkommandant wie als Gemeinderat, für das zur Verfügungstellen seiner Kraft und reichen Erfahrungen für das allgemeine Wohl, den Dank aus. Sonach wurde Herr Franz Lang zum Oberkommandanten gewählt. Die alljährliche Musterung wurde am 7. Juni abgehalten und von 216 Feuerwehrmännern mit sämtlichen Geräten durchgeführt. Im Jahre 1892 leiftete die Feuerwehr den durch Hochwasser Gefährdeten Hilfe, und sah sich der Herr Bürgermeister Berger ver¬ anlaßt, ein Dankschreiben für das rasche Eingreifen der Wehr an das Kommando abzusenden. Am 24. April wurde bei Mitbeteiligung der 22

Feuerwehrabteilung des k. u. k. Feldjäger-Bataillons Nr. 3 eine Nacht¬ übung abgehalten, die leitens der Wehrmänner außerordentlich gut besucht war. Der Herr Korpsarzt Dr. H. Spängler hielt an fünf Abenden Vorträge über erste Hilfeleistung. Zur Dienstleistung als Verwundeten-Transportlokal-Kolonnen im Mobililierungsfalle erklärten sich 110 Mitglieder der Wehr bereit. In diesem Jahre verlor die Wehr durch den Tod des Herrn Josef Kapfer ein verdienstvolles Mit¬ glied seit der Gründung derselben. Phot. H. Bichler, Steyr. Jubilar und Mitgründer der Wehr Leopold Haller, Oberkommandantstellvertreter, Mitglied des Zentralausschuffes und Bezirksobmann. Im Jahre 1893 wurde nach vorhergegangener Belichtigung der Feuerwehr-Ausstellung in München eine für unsere Verhältnisse ent¬ sprechende Feuer- und Rettungsleiter des Herrn C. D. Magirus in Ulm angeschafft. Zu dieser Anschaffung hat die Sparkasse in Steyr 600 Gulden gewidmet, sowie noch viele andere Persönlichkeiten der Stadt durch Geldspenden in munifizienter Weise beitrugen. Bei dem denkwürdigen Brande in Bad Hall im Jahre 1894 rückte die freiwillige Feuerwehr 100 Mann stark mittels eines Separatzuges der Steyrtalbahn nach dort ab. Nach anstrengender, ununterbrochener 23

nahezu fünfstündiger Tätigkeit in Hall kam diese Abteilung um 12 Uhr nachts wieder nach Steyr zurück. Die Gemeindevorstehung in Bad Hall überfandte an das Oberkommando folgendes, die Schlag¬ fertigkeit der Wehr bezeichnetes Schreiben: „Die ergebenst gefertigte Gemeinde-Vorstehung beehrt sich für die rasche und erfolgreiche Hilfe bei dem Brande in unserem Markte am 20. Hpril d. I. den wärmiten, tiefempfundenen Dank aus¬ zusprechen, indem sie gleichzeitig der bewunderungswürdigen Schnellig¬ keit des Erscheinens am Brandplatze, der ausgiebigen Hilfe, welche durch die Dampffahripritze geleiftet wurde, der vortrefflichen Leitung und Schulung, der opferbereiten Tätigkeit, im größten Danke denkt. Bei den Neuwahlen für den Gemeinderat der Stadt Steyr erklärte Herr Bürgermeister lohann Berger, seine Stelle niederzulegen. Das Oberkommando erstattete bei dieser Gelegenheit an Herrn Johann Berger den verbindlichsten Dank der freiwilligen Feuerwehr für die derselben stets bewiesenen Gewogenheit und Fürsorge ab. Den neu¬ gewählten Bürgermeister Herrn Johann Redl und dessen Stellvertreter Herrn Viktor Stiegler bat die Wehr, ihr ebenfalls die Wohlgeneigtheit zu bewahren. Anläßlich des Garnisonswechsels in Steyr ging der Wehr vom k. u. k. Feldjäger-Bataillon Nr. 5, des Tiroler Jäger-Regi¬ ments Kaiser ein Schreiben zu, in welchem der Dank für die Aus¬ bildung einer Anzahl läger zum Feuerlöschdienste sowie das militär¬ freundliche Entgegenkommen ausgedrückt wird. Am 12. Oktober machte die Wehr, vertreten durch den Oberkommandanten und den ersten Adjutanten dem Herrn k. u. k. Oberstleutnant Ulrich Edlen v. Helmschild, Kommandant des Feldjäger-Bataillons Nr. 10 seine Auf¬ wartung. Bei der Enthüllung des Josef Werndl-Denkmals wurde seitens der Wehr, welche sich falt vollzählig eingefunden hatte, dortselbst ein Kranz niedergelegt. Zur Feier des 25jährigen Bestandes der frei¬ willigen Waffenfabriksfeuerwehr wurde am 25. Juni 1895 eine ge¬ meinsame Hauptübung abgehalten. Nach derselben gestaltete lich das Gründungsfelt zu einem frohen, kameradschaftlichen Feste und ging unserer Wehr von der löbl. Waffenfabriks-Feuerwehr folgendes Schreiben zu: „An das Oberkommando der freiwilligen Feuerwehr Steyr! An¬ läßlich unseres fünfundzwanzigjährigen Jubiläums haben die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr Steyr in äußerst kameradschaftlicher Weise bei der Durchführung unseres Festprogrammes mitgewirkt, lich der Mühe als Komiteemitglieder an beiden Festtagen mit größter Bereit¬ 24

willigkeit unterzogen, ferners haben wir durch ihre Teilnahme an der Schauübung unser Fest als Feuerwehrfest besonders den Gästen gegen¬ über manifeltieren können, und ist uns seitens der freiwilligen Feuer¬ wehr überhaupt jede Unterstützung zuteil geworden, die wir nur zu beanspruchen wagten. Als Markltein der treuen Kameradschaft, ihrer so oft betätigten Freundschaft ragt in den für uns unvergeßlichen Festestagen ihr Ehrengeschenk, das prachtvolle Trinkhorn hervor, als ein Zeichen, das uns stets die Zusammengehörigkeit unseres Schaffens vor Hugen halten wird und uns aneifern soll, ihrer für uns an den Tag gelegten kameradschaftlichen Liebe wert zu werden. Für alle Mithilfe, für diese prächtige Feltesgabe, für ihre kameradschaftliche Freundschaft bitte ich im Namen der freiwilligen Feuerwehr der Waffenfabrik allen Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr unseren innigsten tiefgefühltesten Dank zu übermitteln. Gleichzeitig bitten wir, uns auch für alle Zukunft Ihre treue Kameradschaft zu bewahren, die wir ebenso treu in aller Zeit erwidern wollen. Nochmals für alles unseren besten Dank! In aller Hochachtung das Oberkommando der freiwilligen Feuerwehr der Waffenfabrik: O. Schönquer.“ Allen unseren Mitgliedern werden die Festtage der Feier des 25jährigen Bestandes der freiwilligen Waffenfabriks-Feuerwehr in Steyr in freudiger Erinnerung bleiben. Am 5. Jänner 1896 wurde in der von mehr als 200 Mitgliedern besuchten Hauptversammlung der Wehr der Beschluß gefaßt, die Hand¬ schlagleistung bei der Aufnahme von Mitgliedern nach § 3 der Satzungen wieder einzuführen und leifteten die Anwesenden durch Aufftehen von den Sitzen das Gelöbnis, alle Verpflichtungen eines Feuerwehrmannes gern und gewissenhaft erfüllen zu wollen. Am 12. März wurde wegen Wassergefahr eine Bereitschaft von 12 Mann beigestellt. Hiefür dankte die löbl. Stadtgemeindevorstehung in einem verbindlichen Schreiben. Kritische Tage brachten unserer Stadt der 30. und 51. Juli 1897. Schon um 7 Uhr morgens machte das fortwährende Steigen der Enns und Steyr die Hilfeleiltung der freiwilligen Feuerwehr nötig. Sofort nach der Hlarmierung konnten zu den bedrohten Orten Abteilungen gesendet werden. In der Schönau, Reichenschwall, Ort, bei der Steyr und besonders auf der Fabriksinfel waren unsere Mitglieder mit Auf¬ opferung tätig, um die bedrohten Bewohner zu schützen und deren Habe nach Möglichkeit zu bergen. Nach bedeutendem Zurückgehen des Wasserstandes wurde, mit Ausnahme einer Wache für die Bürger¬ schule, wo die wohnungslosen Frauen und Kinder untergebracht waren,

um 8 Uhr abends die Feuerwehr außer Dienst gesetzt. Nachts gegen halb 1 Uhr schreckten Feuersignale die Bewohner aus dem Schlafe. Der Bezirksposten in Steyrdorf meldete im Rathause nach 12 Uhr einen Brand in der Wehrgrabengasse. Von hier aus wurde die Feuer¬ wehr alarmiert, welche alsbald am Brandplatze erschien. Es brannte ein Stadel rückwärts im Hause Nr. 25 des Kattundruckfabrikanten Herrn Josef Tureck in der Wehrgrabengasse. Rußer der städt, frei¬ willigen Feuerwehr war auch die freiwillige Waffenfabriks-Feuerwehr mit ihrem Oberkommandanten Herrn Otto Schönauer erschienen, und beiden Feuerwehren gelang es bald, den Brand einzudämmen und zu löschen. Diese Arbeiten waren infolge der Überschwemmung und des Mangels an Beleuchtung in der ganzen Umgebung des Brandplatzes sehr beschwerlich. In den Morgenstunden des 31. Juli stieg das Wasser beider Flüsse wieder beständig, sodaß der Stand des Vortages um 9 Uhr erreicht und bis Mittag bedeutend überschritten wurde. Um zirka 9 Uhr ließ der Herr Bürgermeister die Feuerwehr rufen. Der bedrohlich hohe Wasserftand ließ befonders für die obere Fabriks¬ insel und für Ort fürchten. Rußerdem ließen wiederholte Gerüchte von großem Holzdurchbruche an der oberen Steyr den Zustand an der Steyr äußerst gefährlich erscheinen. Zum großen Glücke hielten die Sperrbrücken an dem Oberlaufe der Steyr aus und die wirklich große Menge Blochholz, welche in derselben war, blieb dort aufge¬ halten. Gegen 1 Uhr nachmittags konnte man ein kleines Zurück¬ gehen des Wasserstandes bemerken und nach 4 Uhr war derselbe soweit gefallen, daß die Gefahr weiterer Verwüstungen beseitigt war und die Feuerwehr von ihrer aufregenden Tätigkeit enthoben werden konnte. Die aufopfernden eifrigen Dienste, welche die Mitglieder unserer Feuerwehr bei dieser Gelegenheit leisteten, fanden allleits An¬ erkennung und wurde dieselbe in einem freundlichen Schreiben des Herrn Bürgermeisters vom 24. Auguft durch den löbl. Gemeinderat einstimmig ausgedrückt. Am 23. Dezember wurde eine schriftliche Anerkennung Sr. Exzellenz des Herrn Statthalters Freiherrn v. Puthon der freiwilligen Feuerwehr zugemittelt. Am 3. und 4. September 1898 fand eine gemeinschaftliche Gründungsfeier beider Feuerwehren in Steyr statt, an der die Be¬ wohnerschaft von Stadt und Umgebung regen Anteil nahm. Der am Samstag abgehaltenen Festkneipe folgte am Sonntag unter den Marschklängen von vier Musikkapellen ein fast endloser Festzug vom Wieserfeldplatz in die Stadt, woselbst eine große Hauptübung abge¬ halten wurde. Im ganzen beteiligten lich 51 Feuerwehren mit rund 26

600 Mann. Sie wurden von Herrn Bürgermeister Johann Redl vom Rathause aus herzlichst begrüßt. Durch 50, beziehungsweise 55 Jahre haben die beiden Wehren ihre große Opferwilligkeit und ihr Geschick er¬ 5 5 1 wiesen, das Ziel, das sie sich gesetzt, bei Feuer und Wassersgefahr ihre Mitmenschen zu schützen, stets mit vollster Tatkraft verfolgt und da¬ durch ihre so menschenfreundliche Aufgabe in glänzender Weise gelöst, wofür den Wehren der herzlichste Dank und die vollfte Anerkennung 27

leitens der Stadt gebührt. In das von Herrn Bürgermeister auf das fernere Gedeihen der Wehren ausgebrachte Gut Heil“ stimmte die vieltausendköpfige Menge begeistert ein. Beim Festkommerse im Ka¬ sino wurde ein Huldigungstelegramm an Se. Majestät den Kaiser Franz Josef I. anläßlich des 50 jährigen Regierungsjubiläums abgesandt. Am 1. Dezember wurde aus dem gleichen Anlasse ein Fackelzug seitens der. Wehr durchgeführt. Bei der am 20. Februar 1899 stattgefundenen Ausschußsitzung wurde der Beschluß gefaßt, die Einrichtung einer elektrischen Feuer¬ meldung anzustreben und hiefür einen Fond anzulegen. Der 28. Juli brachte um 5 Uhr nachmittag einen großen Brand in Dietachdorf und langte seitens der Gemeindevorstehung Gleink an die Wehr für die rasche Hilfeleiltung folgendes Schreiben ein: „Löbl. Hauptkommando der freiwilligen städt. Feuerwehr in Steyr! Die gefertigte Gemeindevorstehung findet sich verpflichtet, einem löbl. Hauptkommando sowie der beim Brande in Dietachdorf erschienenen Mannschaft für die beim genannten Brande geleisteten Hilfe den innigsten Dank auszusprechen. Möge die löbl. freiwillige Feuerwehr der Stadt Steyr dielen Dank mit dem Bewußtsein entgegen¬ nehmen, daß es durch ihr helfendes Eingreifen am 28. Juli l. I. einen Gutteil dazu beigetragen hat, daß Dietachdorf von einer ähnlichen Katastrophe verschont geblieben, wie es in Ottensheim der Fall war. Gemeindevorftehung Gleink, am 2. Rugult 1899. Steinparz, Gemeinde¬ vorsteher.“ Abermals brach eine Hochwasserkatastrophe am 12. und 15. September herein und erforderte die Tätigkeit unserer Wehr. Die Rettungsaktion, geleitet vom Oberkommandanten Lang, begann am 12. September abends um 9 Uhr. Eine Abteilung von etwa 20 Mann unter Kommando des Trainkommandanten Franz Vogt wurde in die Fischergasse beordert, woselbst aus den Häufern Nr. 8, 10, 14 und 16 zirka 40 Perionen delogiert wurden. Das Husbringen der Leute aus den gefährdeten Häusern gelang glücklich, aber nur unter großer Mühe und Anstrengung, da viele Inwohner aus den Dachfenstern und selbst über die Dächer der Nebenhäuser mittelft Seilen und Leitern gerettet werden mußten. Die Herren Löschmeister Schürrer und Ehrl begaben lich zum Bereitschaftsdienfte mit zirka 40 Mann nach dem Cyinfelde. Löschmeister Herr Johann Prinz war mit 12 Mann bei den vom Hochwasser schon arg bedrohten Häusern am Schiffwege tätig. Die Situation war dort ebenfalls sehr gefährlich. Die in die Dachböden 28

13 MIN RI Wilhelm Klein 26Dez.1876 - 31.Dez. 1890 GUT HEIL arl Edlbauer Zeinhar 26.Dez.18 876. 1864- 3 Sep 1366. 6. Iloi 1867-20 Nau 1860 ranzla Jänner 1891-31.DEz.1908. eopold Haller Sduard Zinid 3.Sept. 1866-6.Mai 1867. 20.No0.1869 -26 Dez. 1874 I Die Kommandanten der freiw. Feuerwehr in Steur Nach einer Kalligraphie E. Prietzel, Steyr. 29

geflüchteten Inwohner wurden von rückwärts von den Dächern herab¬ geholt und über die Spinnstätte des Seilermeisters Herrn Schlader und die Abhänge des oberen Schiffweges in Sicherheit gebracht. Alle diese Rettungsarbeiten, welche bei Itockfinsterer Nacht vollführt wurden, erforderten nicht geringe Energie und Kühnheit der Feuerwehrmänner, von denen viele Proben wahrhaft beherzten Mannesmutes ablegten. Mittwoch, 6 Uhr morgens, wurde die gesamte Feuerwehr alar¬ miert. Ein Teil der Mannschaft besorgte den Sicherheitsdienst und die Absperrung der gefährdeten Brücken. Die Mannschaft des Il. und III. Trains unter den Löschmeistern Schürrer, Ehrl und Steinhuber vollzog die Ausbringung vieler Parteien der Badgasse, Fabriksstraße und längs des Wehrgrabenkanales, sowie bei der Putz'schen Nägelfabrik. An diesem Tage hatten die Feuerwehrmänner zu den Rettungsaktionen Kähne aus der Stadt mitgebracht. Auch in der Enge wurde die Hilfe der Feuerwehr in Anspruch genommen, woselbst die Mannschaft unter anderen die Werkstätte und die Wohnung des Drechslermeisters Herrn Heger ausräumte und den Schuhmachermeister Herrn Massak, welcher in seiner Wohnung durch das Hochwasser vollständig abgesperrt war, indem das Wasser schon mannshoch im rückwärtigen Hoftrakte stand, herausholte. Um letzteres zu ermöglichen, mußte eine Zwischenmauer der betreffenden Wohnung durchbrochen werden. Die Rettungsaktion bei der Steyr leitete Trainkommandant Herr Karl Engel, jene in der Stadt Trainkommandant Herr Vogt. Die Wagenbrücke am Stadtplatze war von den Feuerwehrmännern im Vereine mit den Soldaten her¬ gestellt worden. Das Oberkommando war stets bestrebt, immer Leute zur Verfügung zu haben, sobald der Ruf um Hilfe an irgend einer bedrohten Stelle erscholl, und sorgte dafür, daß allen Anforderungen nach besten Kräften entsprochen wurde. Die Mannschaft oblag ihrer schwierigen Aufgabe mit wahrem Feuereifer. Auch die Feuerwache und der Ordnungsdienst in den beiden Schulen, in welchen die delo¬ gierten Parteien Hufnahme fanden, wurde von der Feuerwehr besorgt. Wie schon erwähnt, wurden viel Rettungsarbeiten unter Lebens¬ gefahr vollbracht. Am 5. Februar 1900 abends um 10 Uhr wurden die Bewohner der Stadt durch eine ungeheure Feuerröte, welche sich über den Stadt¬ teil an der Steyr ergoß, aus ihrer Ruhe gestört und alsbald rückte der Landtrain mit einer Spritze unter Kommando des Herrn Franz Lang zur Brandstätte, es war das Bauerngut „Dam im Tal“ ab. Durch das Einschreiten konnte die Überlände dieses Gutes gerettet werden. Nach der Musterung am 14. Auguft 1901 hielten beide 30

Feuerwehren ein best gelungenes Sommerfelt ab, daß einen Rein¬ gewinn von 900 Kronen eintrug, welche dem Fonde für die elektrische Feuermeldungsanlage zufloß. Am 5. August des Jahres 1902 geleitete die Wehr den ver¬ storbenen Bürgermeister und Reichsratsabgeordneten Herrn Johann Redl zu Grabe. Die Wehr verlor einen warmen Freund und Förderer, Franz Kiderle, erfter Obmann der Sanitätsabteilung vom roten Kreuz der freiwilligen städtischen Feuerwehr in Steyr, gestorben am 15. November 1900 der stets an dem Wohl und Wehe unseres Institutes innigen Anteil genommen hatte. Am 8. November besprach bei der stattfindenden Monatsversammlung anläßlich der bevorftehenden Übernahme der elektrischen Hlarmierungsanlage Herr Oberkommandant Franz Lang in längerer Ausführung den Wert und die Vorteile derselben für die Feuerwehr und die Bewohnerschaft Steyrs. Redner schloß mit dem Wunsche, die Bewohnerschaft möge zur vollen Erkenntnis all der Vor¬ 31

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