50 Jahre Bundeslehranstalt für Eisen und Stahlbearbeitung in Steyr 1878-1928
dustrie verwandten Erzeugungsstätten des In- und Auslandes und be- suchte auch überdies einschlägige Ausstellungen. Die Früchte dieser Studienreisen blieben nicht aus. Wir sehen, daß die Fachschule unter Ritzingers Führung das bodenständige Gewerbe - wenn auch nicht in dem Ausmaß, als es den ehrlichen Bemühungen der Schule entsprochen hätte - befruchtete. Indem die jüngeren Angehörigen des Gewerbes und die Absolventen der Schule lohnenderen Verdienst in der emporblühenden Fabriksindustrie fanden, während die älteren Gewerbetreibenden den gut gemeinten Bestrebungen der Schule vielfach nicht mehr folgen konnten, mußten die Bemühungen um die Neueinführung einer hochwertigen Stahl- galanteriewaren-Erzeugung endgültig als gescheitert angesehen werden. Um das Messerschmiedgewerbe im Sinne der Geschmacksbildung un- mittelbar zu beeinflussen, wurden vom Schuljahre 1891/92 an Gehilfen der Messerindustrie als Gastschüler an der Schule aufgenommen und mit Stipendien bedacht, um sie in den speziellen Zweigen der Fabrikation und ganz besonders auf dem Gebiete der Vollendungsarbeiten gründlich aus- zubilden. Aus dem gleichen Beweggrund wurde im Schuljahre 1894/95 eine Lehrstelle für Gravieren, Ziselieren und Metallveredlungstechnik neu geschaffen. Hochwertige Vorbilder an schönen Messerwaren und viel- fache Anregungen zu neuen Entwürfen bot nicht zuletzt die seit dem Jahre 1882 von Anton Petermandl dem Staate geschenkweise überlassene, in ihrer Art einzig dastehende Messersammlung, welche im Anstaltsgebäude bis zum Jahre 1917 untergebracht war':'). Für die Dauer konnte aber die Steyrer Messerindustrie der Konkurrenz von Solingen nicht standhalten. Dadurch, daß sich die Dampfmaschine als -Energiequelle die meisten Betriebsstätten eroberte, machte sich der Mangel an gut vorgebildeten Kesselheizern und Dampfmaschinenwärtern recht fühlbar. Deshalb wurde vom Schuljahre 1894/95 an ein Spezialkurs zur Ausbildung solchen Per- sonales eingeführt. Diese Einführung hat sich bestens bewährt, im Laufe der Zeit haben 852 Besucher diese Kurse besucht. Nach dem unerwartet plötzlichen, im Jahre 1901 erfolgten Ableben des bisherigen Direktors, trat an dessen Stelle der Professor der Anstalt, In- genieur Rudolf Pawlicka. In die Zeit seiner Amtsführung fällt die inten- sivste Tätigkeit der Schule auf dem Gebiete der Gewerbeförderung. Den *) Diese Sammlung wurde dem technischen Museum in Wien zur Schaustellung dort- selbst leihweise überlassen. 14
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