Festschrift 50 Jahre Befreiung Österreichs
strierten wir erneut geschlossen auf dem Haupt– platz in Steyr. Da war schon ein starker Ordnungs– dienst notwendig, um mögliche Provokationen aus– zuschließen, denn am Vortag hatte der Innenmini– ster in der Nähe von Steyr Gendarmerieeinheiten zusammengezogen. 1 m Anschluß an die Kundgebung wurde im gan– zen Stadtgebiet ein Flugblatt von SP und Werks– direktion verteilt, in dem jedem die Entlassung an– gedroht wurde, der am nächsten Tag nicht die Ar– beit wieder aufnehme. D er Antrag der Kommunisten, den Streik am nächsten Morgen organisiert und einheitlich mit einer Vollversammlung zu beenden, wurde von den SP-Funktionären abgelehnt. Sie versprachen al– lerdings bei dieser Gelegenheit, daß niemand, der maßgeblich am Streik beteiligt gewesen sei, gemaß– regelt würde. N och am selben Abend wurde das Werk von Gendarmerieeinheiten mit Stahlhelmen und Karabinern besetzt. Die Streikleitung hatte uns auf– gefordert, die Streikpostenführung aufzugeben und das Werk zu verlassen, bevor wir verhaftet würden. Maßregelungen D ie Putschlüge, die schon während des Streiks lanciert worden war, um die Arbeiterschaft auf– zuspalten und die streikenden SP-ler zur Räson zu bringen, mußte nachher vor allem für die zahlrei– chen Maßregelungen herhalten, 150 Kommunisten, Betriebsräte und gewählte Vertrauensmänner wur– den sogleich entlassen, mit der Ausrichtung, daß sie in ganz Steyr und Umgebung keine Arbeit mehr bekommen sollten. D ennoch gelang es uns Kommunisten, bei den Betriebsratswahlen im Jahre 1951 mit über 2000 Stimmen die höchste Stimmeriarizahl zu erreichen, die wir je hatten, und mit acht Mandaten wieder in den Betriebsrat einzuziehen. D ie SP-Fraktion in Zusammearbeit mit dem da– maligen Zentraldirektor Glöckel schaffte es al– lerdings dann, daß sich bis 1953 die Zahl der Ge– maßregelten, Kommunisten, fortschrittlichen Arbei– tern und ,~erdächtigen" auf mehr als 400 erhöhte. Steyrer KPO-Funktionäre und gemaß– regelte Mitglieder der Streikleitung - Oldoberstreik 1950. V.l.n.r.: 1. Reihe: Hans Breirather, Thomas Trunk, Ing. Leopold Linsenmayer, August Moser, Franz Hofmann, Alois Hölbling, Karl Zöttl. 2. Reihe: Josef Urban, August Mascher, Otto Treml, Alois Zehetner, Hans Kittinger, Fritz Mascher, Leopold Geiblinger, Hans Kraus, Richard Baumberger. 3. Reihe: Martin Grasser, Franz Felbermaier, Karl Hübsch und Karl Stallinger Zeit des Kalten Krieges . E s gab eine Reihe von Plänen der Westmächte, Osterreich in ihre militärischen Vorbereitungen einzubeziehen. G eneral Eisenhower, der später acht Jahre lang Präsident der USA war, meinte, es sei nicht genug, den Kommunismus „einzudämmen, man müsse ihn vernichten". A m 23. März 1950 erklärte er vor Studenten der Columbia-Universität: ,,Es ist bedeutend besser, auf das Risiko eines Krieges und einer möglichen Vernichtung einzugehen, als sich an den Frieden zu klammern." In einer solchen Atmosphäre muß– ten alle Verhandlungen über den Staatsvertrag er– gebnislos bleiben. 30 D ie bundesdeutsche Spionage, unter Nazi-Ge– neral a.D. Gehlen, hatte mit viel Aufwand und Mitteln Agentennetze in Osterreich aufgebaut. Auch der amerikanische und englische Nachrichtendienst hat Anlaufstellen errichtet und die österreichischen Behörden und Parteien wurden unterwandert. A merikaner, Engländer und Franzosen spionier– ten in Osterreich nach dem Krieg alle demo– kratischen Kräfte, vor allem aber die Kommunisti– sche Partei aus. Ein Teil der österreichischen Staats– polizei war in diese Tätigkeit einbezogen. Die Or– ganisation, so bewies die Praxis, war 1953 schon tief in allen Besatzungszonen Osterreichs verankert.
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