Festschrift 50 Jahre Befreiung Österreichs

Oktoberstreik 1950: Kundgebung der Steyrer Arbeiter auf dem Stadtplatz gegen den 4. Lohn-Preis-Pakt 16.000 Arbeiter und Angestellte aus allen Betrieben. Es sprachen: Gewerkschaftssekretär August Moser (KPO), Landtagsabgeordneter Josef Pöschl (SPO) und Bezirkshauptmann Dr. Markus Grabner (OVP). 16.000 am Stadtplatz 1 mmer mehr Arbeiter versammelten sich, bis der Betriebsrat (14 SP, 8 KP, 1 VdU) einen Warnstreik und eine Protestdemonstration zur Bezirkshaupt– mannschaft auf dem Steyrer Stadtplatz beschloß. Der Beschluß wurde den über 6000 versammelten Arbeitern und Angestellten vom damaligen SP– Betriebsratsobmann Jungwirth übermittelt. Und die Spitzenfunktionäre aller Fraktionen marschierten an der Spitze des Demonstrationszuges. Als wir am Stadtplatz ankamen, war dieser schon voller Men– schen, Jungwirth hatte das Sirenensignal zur Arbeits– niederlegung geben lassen und so waren neben der Steyrer Bevölkerung auch die Belegschaften aus 15 Klein- und Mittelbetrieben aus Steyr und Umge– bung gekommen. B ezirkshauptmann Dr. Grabnerversprach den ver– sammelten 16.000 Menschen, er würde unver– züglich deren Protest an die Regierung weiterlei– ten. Z u Mittag desselben Tages wurde über den Rund– funk der Inhalt des Lohn-Preis-Paktes bekannt– gegeben: Unter anderem wurde Brot von 1,90 auf 2,40 S verteuert, die Semmel von 17 auf 27 Gro– schen, Mehl von 1,82 auf 2,98 und der Strompreis um 42 Prozent. Als „Abgeltung" all dieser gravieren– den Teuerungen sollten wir eine Lohn~rhöhung von zehn Prozent bekommen. A m nächsten Tag wurde in einer Vollversamm– lung von der gesamten Belegschaft einstimmig 29 der Streik beschlossen. Der OGB-Präsident wurde aufgefordert, in einer Vollversammlung seine Poli– tik zu rechtfertigen. Eine Delegation der Steyr-Wer– ke wurde von ihm jedoch gar nicht empfangen. A m 30. September nahmen dann 13 Arbeiter– funktionäre aller politischen Richtungen an der großen gesamtösterreichischen Betriebsräte– konferenz in Wien-Floridsdorf teil. Dort wurde be– schlossen, die Streiks bis zu einer Stellungnahme der Regierung zu unterbrechen und wenn diese nicht erfolge, am 4. Oktober wieder in den Aufstand zu treten. Das gab allerdings der Regierung und der Exekutive die Möglichkeit, massiv die Arbeiterschaft einzuschüchtern, Verhaftungen und Entlassungen wurden angedroht. A uch die SP-Spitze übte Druck auf ihre Betriebs– räte aus. So riefen dann auch schon die Spit– zenfunktionäre der SP in Steyr zum Streikbruch auf. Aber in Steyr wurde weiter gestreikt. 1 n einer Vollversammlung am 2. Oktober wurde trotz der Einschüchterungsversuche der Direkti– on und der Sprecher der SP-Fraktion in einer gehei– men Abstimmung von,c:ler Mehrheit der Belegschaft für den Streik entschieden. 3893 Kollegen sprachen sich für den Streik, 1705 gegen den Streik aus. Ordnungsdienst verhinderte Provokationen A m 4. Oktober, nachdem das Ultimatum an die Regierung ergebnislos abgelaufen war, demon-

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