Festschrift 50 Jahre Befreiung Österreichs
Der große Streik gegen Belastungen D er Oktoberstreik 1950 kam für die Steyrer Ar– beiter und Angestellten nicht von ungefähr. Der riesigen Protestbewegung gegen den 4. Lohn-Preis– Pakt, die im tagelangen Streik der gesamten Beleg– schaft der Steyr-Werke einen ihrer Höhepunkte fand, waren ja schon Protestkundgebungen gegen den 2.wie auch den 3. Lohn-Preis-Pakt vorausgegangen. Beim 4. Lohn-Preis-Pakt, der erneut schwere Bela– stungen für uns Arbeiter und Angestellte bringen sollte, war eben das Maß voll. A ls schon damals im Mai 1949 von der Regie– rung, zusammen mit der OGB-Führung hinter verschlossenen Türen wieder ein Lohn-Preis-Pakt ausgehandelt wurde, es war der dritte, folgten in Steyr etwa 5000 Arbeiter und Angestellte aller Partei– richtungen dem Aufruf der Kommunisten zu einer Protestkundgebung. Sah doch dieser neuerliche Pakt Tariferhöhungen und höhere Preise für eine große Zahl landwirtschaftlicher Produkte vor. Es kam ja auch in vielen Großbetrieben der Steiermark, Nie– derösterreichs und Salzburgs zu Betriebsversamm– lungen und vor dem Wiener Rathaus zu einer Pro– testkundgebung, an der mehr als 100.000 Arbeiter und Angestellte teilnahmen. Als dann der Pakt im Parlament von SP, VP und VdU gegen die Stimmen der Kommunisten angenommen wurde, zeigte sich sehr bald, daß die Lebenskosten beträchtlich stie– gen und damit das Realeinkommen absank. KPO-Kundgebung auf dem Steyrer Stadtplatz gegen den 3. Lohn-Preis-Pakt im Mai 1949. Auf dem LKW: Ing. Leo– pold Linsenmayr, StadtratAlois Zehetner und Otto Treml. Warnstreik in der VOEST A ls im darauffolgenden Jahr schon wieder ein Lohn-Preis-Pakt ausgehandelt wurde, der eine Verteuerung fast aller Grundnahrungsmittel vorsah, war doch abzusehen, wie die Arbeiter und Ange– stellten reagieren würden. Am 26. September sollte dieser Pakt dem Ministerrat vorgelegt werden. Schon 28 am Tag zuvor kam es in der VOE5f zu einem Warn– streik. Man hat in der Folgezeit immer wieder ver– sucht, den Oktoberstreik als Werk der Kommuni– sten und als Putschversuch hinzustellen, und wie man sieht, versucht man das auch heute noch von Zeit zu Zeit. N un gab es damals in derVOE5f einen Betriebs– rat aus 14 VdU-lern, 12 von der SP und nur zwei Kommunisten. Wenn es also selbst hier zum ersten Warnstreik kam, dann können wohl kaum nur die Kommunisten dahintergesteckt haben. D er kommunistische Abgeordnete Honner hat bekanntlich gleich nach dem Streik Bundes– kanzler Figl, Innenminister Helmer und OGB-Präsi– dent Böhm mit ihrem Gerede vom Putsch der Lüge geziehen und forderte sie auf, sie mögen doch auch einen Wahrheitsbeweis erbringen. Sie blieben je– den Beweis schuldig. Dennoch kommt man immer wieder mit der Putschlüge, wenn es gegen die Kom– munisten geht. Jeder, der in Steyr beim Oktober– streik dabei war, weiß, daß es eine große gemein– same Aktion war, die von allen Arbeitern und An– gestellten beschlossen worden war. Wie groß, das . konnten auch wir Kommunisten zu Beginn gar nicht abschätzen. N achdem es am 25. September wie in derVOESf auch in anderen Betrieben zu Empörung über den Pakt und zu spontanen Arbeitsniederlegungen gekommen war, gingen am nächsten Tag die kom– munistischen Betriebsräte zu den SP-Kollegen, um über Maßnahmen in den Betrieben zu verhandeln. A llerdings hatte zu diesem Zeitpunkt die Schicht– arbeiter im H-Bau (Steyr-Werke) die Arbeit erst gar nicht aufgenommen und sie zogen nun - an der Spitze Kommunisten und SP-Funktionäre - durch die Abteilungen und forderten die Kollegen auf, mit zum Betriebsratsgebäude zu ziehen.
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