Festschrift 50 Jahre Befreiung Österreichs

A n den Stadtbrücken wurden nach einiger Zeit Sperren errichtet, das Neutor wurde von den Amerikanern mit ?flastersteinen verrammelt. Damit war jeder Verkehr bis 28. Juli 1945 unterbunden. S chwer war das Schicksal aller Osterreicher nach dem Ende des Krieges, besonders schwer aber im Ostteil der geteilten Eisenstadt. Der Stadtplatz mit seinen Geschäften und Behörden, das Kranken– haus, die Lebensmittellager, die Molkerei, der Groß– teil der Schulen und vor allem das landwirtschaftli– che Hinterland lagen auf der Westseite. In Steyr-Ost gab es das alles nicht. Dafür aber neben der nor– malen Bevölkerung tausende Flüchtlinge. Die be– herzten Männer, die in dieser Stunde das Schicksal des Stadtteiles in ihre Hände nahmen, standen vor keiner beneidenswerten Aufgabe. Es gab keine Milch, kein Brot, kein Fleisch und keine fahrberei– ten Fahrzeuge. Dienststelle der Polizei Steyr ,Dukartstr.Nr.7 1 n Steyr-Ost wurde im Einvernehmen mit Reprä– sentanten der Roten Armee eine provisorische Stadtverwaltung gegründet. Die neuen Stadtväter, Bürgermeister Hans Kahlig, die Vize-Bürgermeister Alois Huemer und Josef Wöhrer, Stadtrat Ferdinand Mayrhofer, Rechtsbeirat Dr. Karl Enzelmüller, Josef Bloderer, Karl Hübsch, Thomas Trunk, Hans Schanovsky, Vinzenz Ribnitzky und Peter Kramlinger, standen vor dem Nichts. Z uerst galt es, die Versorgung mit Lebensmittel, vor allem mit Milch für die Kinder in Schwung zu bringen. Das war leichter gesagt als getan. Die wenigen Milchkühe des Einzugsgebietes reichten nicht aus. Darüber hinaus waren die Bauern nicht bereit, kostbare Milch gegen Geldscheine zu ge– ben, deren Wert keinesfalls gesichert war. Die Milch– kommandos hatten Tag und Nacht zu tun. Sie muß– ten Tabak beschaffen, denn für Tabak gaben die Bau– ern Milch her. Best ä t i g u. ng --,--------~------~-- Genosse f r e m l Otto. jun.geb. 14.10.1930,wolmhaft Steyr, Bruckiierstr.4,ist als Beifahrer zur Sicherung der ittlch– wirtscbat't für die Bevölkerung von Steyr tätig und darf daran nicht behindert werden. ~ . , ~ /~.,UJ tf'~ /"'7· ~f'i"','f!r. Siohet ,,.~~~~~-6.!i / J~ f!lff • q4'!l~ltN,- 4~"'4? ~,r;,_.,,. ~ .4rt,4,-...... --..- '.« 1t(.r,',r /Jf J.. ~~ u«>~K4, Für die große Mehrheit der Bevölkerung war nach der Befreiung eine Stimmung charakteri– stisch, die von der Bereitschaft geprägt war, zur Beseitigung der Kriegsschäden die Armeln aufzukrempeln und zur Sicherung der wichtigsten Bedürfnisse Hand anzulegen. 22

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