Festschrift 50 Jahre Befreiung Österreichs
FASCHISMUS UNFREIHEIT TERROR ANGST MORD KRIEG·· Vleine Kinder fürchten sich im finsteren Wald. Man "5agt, das sei einer der menschlichen Instinkte, aus grauer Vorzeit ererbt. Erst mit zunehmendem Bewußtsein gewinnt der Mensch Vertrauen zur Welt. Große Kinder fürchten sich auch im finsteren Wald nicht mehr. D er Fas~hismus hat die Gesellschaft wieder zu– rückgeführt in jenen Zustand, in dem der ein– zelne und ganze Völker wieder um ihre nackte Exi– stenz fürchten mußten. Unberechenbar, wie einst im Urwald, waren die Gefahren, die auf jeden lau– ~rten. - Trügerisch war die Hoffnung jener, die glaub– ten, sie würden verschont bleiben von Anzeigen, Verfolgung, Vernichtung. Denn Gemeinheit, Hab– sucht, Verbrechen griffen immer mehr um sich. Bald hatte jeder etwas zu befürchten. Bald war jeder in Gefahr. Die Angst wurde zu einem Zustand der Ge– sellschaft. Nur wer selbst zu den Barbaren gehörte, hatte keinen Grund, sich zu fürchten. - Die Angst 18 IN DIESEM HAUS BEFAND SICH VON 1894 BIS 1938 DIE SYNAGOGE UNSERER l □DISCHEN MITB□RGERIN N EN UND MITB□RGER. SIE WURDEN VON DER NATIONAL– SOZIALISTISCHEN GEWALTHERRSCHAFT GEDEM□TIGT UND AUS IHRER HEIMAT VERTRIEBEN. VtELE VON IHNEN IN KONZENTRATIONS– LAGERN ERMORDET Gedenktafel vor dem Haus - Steyr, Bahnhofstraße 5 hatte viele Gesichter und ein und dieselbe Ursa– che: sie lag darin, daß dieses System systematisch mit allem Menschlichen gebrochen hatte. N icht nur der politische Gegner, das Menschli– che schlechthin wurde schließlich verfolgt. Die Frau, die einem Gefangenen ein Stück Brot gab; der Jugendliche, der seine Haare nicht militärisch kurz schneiden ließ, der Neugierige, der ausländische Sender hörte; der Hungrige, der sich auf Schleich– wegen seine Lebensmittelrationen aufbesserte; ih– nen allen drohte, wenn es einem Naderer gefiel, Gefängnis, Konzentrationslager, Tod. E s genügte, Jude oder jüdischer Abstammung zu sein, um Freiheit und Leben verspielt zu haben. Die Befreiung befreite uns von der Angst. Sie ließ uns die ersten Schritte aus dem Urwald machen, in ein neues Zeitalter, das sich anschickt, dem Men– schen wieder Vertrauen zum Nächsten zu schen– ken.
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