Festschrift 50 Jahre Befreiung Österreichs

Wahrheit sagen bedeutete Tod t Cb.rlftllcl)es Andenken Erschießung eines jungen Steyrers . an unfmn llcb•n u.norrg,~lld)•n·Sol)q; · .und Bcudu W ien war bereits nach schweren Kämp– fen von der Roten Armee befreit. Glücklich war die Familie Schinnerl von der Ennsleite am 24. April 1945: Nach langem Warten gab der einzige Sohn Johann endlich ein Lebenszeichen. Er rief sei– ne Eltern aus Freistadt an, sagte, daß er gesund sei, daß sie sich keine Sorgen machen sollten und daß er sicher bald heimkomme, weil "sowieso bald Schluß sei". Das waren die letzten Worte, die Vater Schinnerl von seinem Sohn hörte. D er Krieg war aus, aber der Obergefreite Hans Schinnerl kam nicht nach Hause. Derbe– sorgte Vater wandte sich an die sowjetische Militär– kommandantur und die brachte ihn nach Freistadt, damit er dort nachsehen könne, was aus seinem Sohn geworden sei. D AS ERGEBNIS WAR ERSCH0TTERND:als Hans Schinnerl am 24. April 1945 mit seinen Eltern telefonierte, hörte eine fanatische Faschistin das Ge– spräch mit und meldete sofort die "wehrkraftzer– setzende" Außerung des jungen Steyrers, nämlich die realistische Feststellung des Soldaten, daß "so– wieso bald Schluß sei". 1 n der Gegend von Frei– stadt waren damals starke SS-Truppen. Nach vielen tausenden Greu– eltaten kam es ihnen auf eine mehr oder weniger nicht an. Sie stellten Hans Schinnerl vor ein Kriegsgericht, zwei Tage nach dem verhängnis– vollen Telefongespräch. Die ''Verhandlung" war Ober-Gefreiten Johann Sthinnerl 1Dcld)cr am 26. Rprll 1945 0 auf qJrund ofrdrtlµtc tlnpab(n tlntt l)oJtangta -'fttllr'tn au1 mönd)dorf, ftu, Sulftadt, dflH : foriatifd)m na,1meibo, .mtgen Gngtl>lld)'tc 3uftt,urig dtr IDtbrmad:,t, ooc da• ·Sfandgtcld)t gefttllt, ,u,n G:o<ft QtrU~ttllt •uncl }tDel Stunden no<h dtt Ucltl11otrhOndung um t7 Uhr, auf dem !d)lefipla~ IUald)obof bd Srelftadt .ufd)offcn IDUrdt. 3roan1tg Tab<• ·bat Ibn -uns dtc 15t.crgott Qt[d>enht. fc mar unfc:r ,51015,- unftrt t;offnung und Uriftit grdf)tt ,S:etudt. - In dtr Dllltt dtc 1abtt l)nl l.n unftc ~ur llbtt !eben und (tod, gcno(!lmtn. tiott„ Wlllt, " gcfdJ•b• ~ut u uni oud) nod) 1Debtl sehr kurz, das Urteil schon vor der Einvernahme ge– fällt: Tod durch Erschießen. Der Mord - anders kann man das nicht nennen - wurde zwei Stunden nach dem Urteil auf einem Schießplatz in der Nähe be– gangen. Als Vater Schinnerl mit Hilfe der sowjeti– schen Besatzungsmacht die Leiche seines Sohnes suchte, fand man den Ermordeten mit acht Schicksalsgenossen in einem oberflächlich zuge– schütteten Massengrab. H ans Schinnerl wäre heute 70 Jahre alt. Er starb als Zwanzigjähriger unter dem Kugelha– gel der SS, weil er die Wahrheit gesagt hatte. Das sollen wir nie vergessen. Terror und Judenverfolgung· N ach der Annektion Osterreichs besetzte Hitler– Deutschland die Tschechoslowakei und ent– fesselte im September 1939 den zweiten Weltkrieg. Viele zehntausende Menschen verschiedener eu– ropäischer Länder wurden in das KZ Mauthausen und seine Nebenlager verschleppt. Die Denkmäler in der Gedenkstätte Mauthausen, in Gusen, Eben– see, Steyr, Schloß Hartheim, Melk und vielen ande– ren Städten Osterreichs erinnern an die Opfer vie– ler europäischer Nationen. ALS OPFER DES HITLERREGIMES STARBEN 1 m Jahre 1945 zeigte sich die blutige Bilanz der Hitlerjahre: 2.700 Osterreicherinnen und Osterrei– cher wurden in Gerichtsverfahren als aktive Wider– standskämpfer zum Tode verurteilt und justifiziert. 16.493 österreichische Widerstandskämpfer wurden in Konzentrationslagern ermordet. 9.687 Osterreicher wurden in Gestapogefängnissen ermordet. 6.420 Osterreicher sind in Zuchthäusern und Gefängnissen in den von der Hitlerwehrmacht besetzten Ländern umgekommen. 51.500 österrei– chische Juden wurden deportiert und anschließend in Gaskammern oder auf andere Weise ermordet. Dazu kommen die Tausende, die in die Emigration getrieben wurden und die mehr als 300.000 Oster– reicher, die als Soldaten in Hitlers Wehrmacht um– kamen. Z ahlenmäßig nicht erfaßbar sind die seelischen Qualen der Gefolterten, der Vergewaltigten, der 14 Verstümmelten, der Erblindeten. Niemand kann die unvorstellbarenLeiden der KZ-Häftlinge und der letz– ten überlebenden Juden, die man in den letzten Kriegswochen in ''Todesmärschen" sinn- und plan– los durchs Land - auch durch das Ennstal und die Stadt Steyr - trieb, in Zahlen festhalten. Weder in Zahlen noch in Statistiken kann man den Mut tau– sender Antifaschisten ausdrücken, die trotz Gesta– po den Armsten halfen. Die - in Steyr vor allem die Gruppe um Josef Roithinger, in Gusen die Gruppe Willi Petrak und Hans Breirather, in Melk die Grup– pe Karl Hübsch, Georg Fädler und Hans Böhm - Hitlers Sklaven mit Lebensmitteln und Medikamen– ten versorgten, wobei sie selbst bei jeder Hilfsakti– on Kopf und Kragen riskierten. Rassismus und Fa– schismus feierten im zweiten Weltkrieg Triumphe. Menschenrechte und Menschenwürde waren Fremdwörter. · 1 n den ersten Tagen des Mai 1945 hatten Hitler und Goebbels schon ihrem Leben ein Ende gemacht. Jeder wollte nach Hause. So auch dreiundfünfizig, meist ganz junge Soldaten im Ennstal. Da griff sie ein "Jagdkommando" aus der SS und der Feldgen– darmerie auf, wurden vom Standgericht in Weyer zum Tode verurteilt und sofort im Glaserergraben und im sogenannten Schafgraben erschossen. Un– ter den auf diese Weise Hingerichteten befand sich auch ein Weyrer, namens Steinbereiter. Die ermor– deten jungen Soldaten zählen zu den letzten To– ten des zweiten Weltkrieges in Oberösterreich.

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