Festschrift 50 Jahre Befreiung Österreichs

Der russische General Dimitri M. Karbyschew wurde am 17. Februar 1945 im KZ Mauthausen ermordet In der Nacht vom 17. auf den 18. Februar 1945, stand der 65jäh– rige sowj. General im KZ Mauthausen mit hunderten Kameraden aus allen Ländern Europas splitternackt im strengen Winterfrost und wurde von seinen SS-Peinigern mit kaltem Wasser begossen, bis er zur Eissäule erstarr– te. 1 m Zuge der Oberprüfung historischen Mate– rials konnte ich tragische Ereignisse rekapitulie– ren, die mit dem Krematorium Steyr in Zusammen– hang stehen. E s stellte sich nämlich heraus, daß allein im Krematorium Steyr von 1938 bis 1945 insgesamt 4585 Leichen eingeäschert wurden, für deren Ver– brennung ein direkter Auftrag der SS-Kommandan– tur des Konzentrationslagers Mauthausen vorlag. Dies hängt einerseits damit zusammen, daß, als das Lager Mauthausen aufgebaut wurde, zunächst kein Lagerkrematorium vorhanden war, andererseits auch damit, daß die Zahl der Verstorbenen und Er– mordeten in Mauthausen zeitweise so groß war, daß mit dem Krematorium im Lager selbst nicht mehr das Auslangen gefunden werden konnte. Die Ver– brennungen in Steyr erfolgten vom 5. September 1938 bis Anfang Mai 1945. M it Genehmigung und Mithilfe der Direk– tion des Bestattungswesen der Stadt Steyr konnte ich die in den Büchern enthaltenen Eintra– gungen überprüfen und feststellen, daß das Kre- 11 Das Dachaulied (über dem Eingang zum KZ Dachau stand die In– schrift: "Arbeit macht frei") Jura Soyfer Stacheldraht , mit Tod geladen, Ist um unsre Welt gespannt. Drauf ein Himmel ohne Gnaden Sendet Frost und Sonnenbrand . Fern von uns sind alle Freuden, Fern die Heimat und die Fraun , Wenn wir stumm zur Arbeit schreiten, Tausende im Morgengraun . Doch wir haben die Losung von Dachau gelernt , Und wir wurden stahlhart dabei. Bleib ein Mensch, Kamerad, Sei ein Mann , Kamerad, Mach ganze Arbeit , pack an, Kamerad: Denn Arbeit, denn Arbeit macht frei, Denn Arbeit, denn Arbeit macht frei! Vor der Mündung der Gewehre Leben wir bei Tag und Nacht . Leben wird uns hier zur Lehre, Schwerer, als wir's je gedacht. Keiner mehr zählt Tag und Wochen, Mancher schon die Jahre nicht. Und so viele sind zerbrochen Und verloren ihr Gesicht . Heb den Stein und zieh den Wagen, Keine Last sei dir zu schwer. Der du warst in fernen Tagen, Bist du heut schon längst nicht mehr. Stich den Spaten in die Erde , Grab dein Mitleid tief hinein , Und im eignen Schweiße werde Selber du zu Stahl und Stein . Einst wird die Sirene künden Auf zum letzten Zählappell ! Draußen dann , wo wir uns finden, Bist du , Kamerad , zur Stell . Hell wird uns die Freiheit lachen, Schaffen heißt's mit großem Mut. Und die Arbeit , die wir machen, Diese Arbeit , sie wird gut . Der kommunistische Schriftsteller Jura Soyfer wurde 1938 verhaftet, er kam ins lnnsbrucker Gefängnis, dann nach Dachau und später nach Buchenwald, wo er starb. matorium im Auftrag des Konzentrationslagers Mauthausen zeitweise ausgesprochenen Hochbe– trieb hatte. 1 m Jahre 1938 kamen 22 Leichen aus Maut– hausen nach Steyr zur Einäscherung. Im Jahre 1939 waren es bereits 408, und im Jahre 1940 kletterte die Zahl auf 2549 empor, wobei es Monate gab, in denen bis 450 Einäscherungen vorgenommen wor– den waren. Im Jahre 1941 betrug die Zahl der im Auftrag des KZ-Mauthausen nach Steyr gebrachten Leichen 664 und sank in den folgenden Jahren auf 429, 365, 95 bis auf 53 im Jahr 1945 ab. E in Blick in die umfangreichen Listen zeigt, daß es sich bei den Häftlingen, die in Steyr ein– geäschert wurden, um Gefangene aus nahezu al– len Ländern Europas gehandelt hat.

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