Festschrift 50 Jahre Befreiung Österreichs
Kommunisten waren die ersten 1 n Steyr begann bereits 1938 der organisierte Widerstandskampf. Eines der ersten Volks– gerichtsverfahren gegen österreichische Antifaschi– sten dürfte das gegen die Steyrer Widerstands– gruppe der KPO unter der Leitung der Funktionäre · Alois Gisely, Ludwig Scheich! und Josef Blumen– schein gewesen sein. Dieser Gruppe wurde zur Last gelegt, daß sie sich ständig in einer Wohnung in der Waldrandsiedlung getroffen hätten, um die Sen– der Straßburg und Moskau abzuhören und über die Nachrichten zu diskutieren. Obwohl den meisten der Beschuldigten nicht einmal nachzuweisen war, daß sie die Informationen auch weiterverbreiten, wurden sie wegen ''Vorbereitung zum Hochverrat" zu Gefängnisstrafen verurteilt. D iese erste Organisation war jedoch erst der Beginn des Widerstandskampfes. Da Steyr in der Rüstungsindustrie Hitlerdeutschlands eine.gro– ße Rolle spielte, wurden zahlreiche Arbeiter aus dem Militärdienst zurückgeholt, weil man sie an– gesichts der tausenden ausländischen Zwangsar– beiter dringend für die Rüstungsindustrie benötig– te. Alois Kisely wurde sechs Monate lang im Gestapo-Ge– fängnis in Wien gefoltert: Er ließ sich lieber zu Tode prü– geln als daß er einen Namen seiner Mitkämpfer preisge– geben hätte. D ie Steyr-Werke wurden damals dem be– rüchtigten Hermann Göring-Konzern ange- 8 schlossen. Steyr arbeitete neben der Waffen– produktion auch für die Messerschmitt-Werke, wo– bei für die Flugzeuge Motore hergestellt wurden. D ie Steyrer Widerstandsbewegung arbeitete im Dreiersystem. Es wurden Flugblätter herge– stellt und verteilt, Gelder für die Unterstützung der Familien von Verhafteten gesammelt. Eine wichti– ge Arbeit bestand darin, Verbindung mit ausländi– schen Arbeitskräften aufzunehmen und diese Ver– bindungen auszubauen sowie KZ-Häftlinge mit Me– dikamenten, Essen und Informationen zu versor– gen. Karl Punzer, KPO-Bezirksobmann am 5. Dezember 1944 enthauptet 1942 wurde eine größere Gruppe der illegalen Stey– rer Widerstandsbewegungverhaftet, und am 23. Mai 1944 die Steyrer Kommunisten Johann Palme, Jo– hann Riepl, Anton Ulram, Franz Draber, Josef Bloderer und der KPO-Bezirksobmann Karl Punzer zum Tode verurteilt. Adalbert Schwarz, Toni Koller und Josef Petinger, die ebenfalls der Kommunisti– schen Widerstandsbewegung im Steyr-Werk ange– hörten wurden 1942 verhaftet, gefoltert, abgeurteilt und Toni Koller und Josef Petinger 1944 in München hingerichtet. Franz Draber und Josef Bloderer ge.,. lang die Flucht aus der Todeszelle, Karl Punzer wur– de dabei wieder verhaftet und am 5. Dezember 1944 zusammen mit Johann Palme, Johann Riepl und Anton Ulram in München-Stadelheim hingerichtet.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2