50 Jahre 12. Februar 1934

19 (auch jene wie ich, die zweimal in Haft gewesen sind - und ich gehörte zu jenen , ich war 1934 und 1937 eingesperrt) trotzdem gegen den Hauptfeind , den deutschen Faschis– mus , den Nationalsozialismus kämpfen müßten . Die Nazis sind an diesem Abend bereits durch die Straßen marschiert und haben ihre Sturmlieder gesungen. Wir haben gespürt: das Ende ist nur noch eine Frage von Stunden! In unseren Kreisen herrschte Traurigkeit. Tiefe Traurigkeit, weil die Chance dagewesen wäre, zumindest die Hoffnung, wieder an die Oberfläche zu kommen, wieder eine gesunde Basis in diesem Land zu bilden - es war die Hoffnung , durch die Geschlossenheit den deutschen Faschismus abzuwehren. Wenn man das heute sieht , muß man sagen: wahrscheinlich wären wir nur eine Zeitlang erfolgreich gewesen, vielleicht wäre es trotzdem zum Einmarsch gekommen . Aber das ist eine These. Daß wir nicht imstande waren , in der Ersten Republik eine gemeinsame Linie gegen den deutschen Faschismus zu finden , war sicher der Hauptgrund für den Einmarsch der deutschen Truppen 1938. Sie hatten zu diesem Zeitpunkt nichts mehr zu befürchten. W enn man heute die Frage aufwirft , wer die Schuld an den Ereignissen des Jahres 1934 trägt , dann wird jeder, der damals als Kämpfender in einer Partei stand , keine wirklich objektive Antwort geben können. Ich glaube aber doch, daß jene Gruppen , die sich gegen das demokratische System und gegen den Parlamentarismus ausgesprochen haben und für das autoritäre System einge– treten sind , die Hauptschuldigen sind. Dazu kommt , daß sich die verschiedenen bürgerlichen Koalitionsregierungen gar nicht ernsthaft bemüht haben , gegen Not und Arbeits– losigkeit anzukämpfen, so daß es zu großen Klassengegen– sätzen kam. Um dieses politische System und dieses Wirtschaftssystem zu stützen, bediente man sich starker militanter Organisationen , denen der Republikanische Schutzbund, auch eine militante Organisation, gegenüber– stand . Als die Regierung 1933 den Republikanischen Schutzbund auflöste , waren viele der Meinung, man könne sich die Auflösung nicht gefallen lassen. Ich weiß aber auch noch, wie damals der Abgeordnete zum Nationalrat Otto Glöckel und der Abgeordnete zum Bundesrat General

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