50 Jahre 12. Februar 1934

15 ten wir zum Ottakringer Arbeiterheim . Auf dem Marsch dorthin erhielten wir jedoch die Mitteilung , daß das Militär dort bereits Haubitzen aufgeführt habe und daß es wenig Sinn habe , zu diesen Freunden zu kommen . Wir mußten umkehren und blieben weiter in Bereitschaft. Wir hofften auf ein Ende der Auseinandersetzungen , aber nach einigen Tagen kam es zum Zusammenbruch aller Bemühungen, die Republik zu schützen. Diese Ereignisse waren die Vorgeschichte einer weiteren Entwicklung , in der von der Regierung eine neue Verfas– sung gemacht und die Ständestaatsidee geboren wurde. Es gab ein fiktives Parlament , die Parteien waren aufgelöst, es gab keine freien Gewerkschaften , Kulturorganisationen , Bildungsorganisationen , Naturfreunde etc. - alles war aufgelöst , alles wurde vereinheitlicht , von obe n her ge– führt. Aber obwohl die Regierung faktisch die volle Gewalt in der Hand hatte (es konnte nun nicht einmal im Parlament , das es ja nicht mehr gab , jemand dagegen reden) , waren wir überzeugt, daß es ihr nicht gelingen werde , den Staat und die Wirtschaft in eine bessere Situation zu bringen. Und es kam auch zu keine r Verbesserung. M itte 1934 versuchten die Nationalsozialisten , die Regierung zu stürzen . Bei diesem Putschversuch fand der damalige Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß im Bundeskanzleramt den Tod , er wurde im Kanzleramt erschossen . Die Putschisten versuchten auf diese Art , die Regierung zum Rücktritt zu zwingen und eine den deut– schen Nationalsozialisten genehme Regierung zu installie– ren. Dieser erste Versuch , der Bundeskanzler Dollfuß das Leben kostete , war nicht gelungen , aber die Nationalsozia– listen haben dann weiterhin „gearbeitet" : Bombenan– schläge da und dort , Überfälle auf jüdische Geschäfte, Terrorakte - und dann eben im März 1938 de r Einmarsch der von der nationalsozialistischen Regierung komman– dierten deutschen Truppen in Österreich. Wenn man die internationale Situation betrachtet, dann hätte es die österreichische Regierung nicht notwendig gehabt , sich vom Ausland etwas diktieren zu lassen, wenn sie in Österreich eine vernünftige Wirtschaftspolitik betrie-

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