50 Jahre 12. Februar 1934

wird auf der einen Seite oft die „Schuld des bürgerlichen Lagers" aufgerollt und auf der anderen Seite dann aus der Verteidigung heraus die „Schuld des marxistischen Lagers" angeführt. Mir geht es darum, in der Diskussion um das Jahr 1934 nicht immer von der Schuld der anderen zu reden, sondern darum , daß alle einmal mit einem „mea culpa" beginnen und sagen, welche Schuld das eigene Lager hatte . Deshalb wurde ja auch auf eine Initiative von Bruno Kreisky und mir die „Körner-Kunschak-Kommission" gegründet, deren ausgesprochene Zielsetzung die wissenschaftliche Bewä lti– gung der Vergangenheit ist. Wir haben dabei die besten - auch überseeischen - Professoren eingeladen, es sind Bücher erschienen, es wurden Referate gehalten, man hat sich zusammengesetzt. Ich stehe daher den Versuchen, die Frage der „Schuld" am Jahr 1934 immer wieder neu zu stellen, ohne Verständnis gegenüber. Ich sage das als jemand, der in der Zeit zwischen 1934 und 1938 auch publizistisch (z. B. in meinem Buch „Der Sozialist im Dollfuß-Österreich" , das noch vor 1938 erschienen ist!) immer wieder für eine Aussöhnung einge– treten ist. Mir war klar , daß das Dollfuß-Regime nicht zu halten ist ohne weitestgehende demokratische Konzessio– nen. Als idealistischer junger Mensch habe ich in diesem Buch versucht , einzelne Wege aufzuzeigen, wie dieses Regime allmählich demokratisiert werden könne, um eine Mehrheit zu bekommen , eine echte, freiwillige Mehrheit gegen die nationalsozialistische Bedrohung . Man kann über meine damaligen Begründungen verschiedener Mei– nung sein , man kann das vielleicht „zu idealistisch" nennen - aber sicherlich war mein Bemühen ernst! Mein Bemühen ist letztlich vor 1938 gescheitert, es hat aber eine Rehabili– tierung nach 1945 gefunden , eine große Rehabilitierung! 10

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