500 Jahre Dominikaner und Jesuiten in Steyr

34 Pinsker Das Raumproblem Vom Anfang an war vorauszusehen, daß die räumliche Beengtheit eine große Schwierigkeit darstellen werde.Schon im Schreiben vom 7.September 1863 fragte das Ordinariat beim Stadtpfarramt an, ob „das...Gebäude...auch hinlänglich geräumig sei". Die Antwort war nicht ermutigend. „Dieses Gebäude enthält drei "Wohnzimmer, somit Räumlichkeiten für drei Missionspriester, und zwar eben erdig ein und zwei Wohnzimmer im ersten Stodce." Wenn P. Provinzial Patiß in seinem Brief vom 2. September 1863 schrieb, daß er die Absicht habe, „mit der Zeit ein Probationshaus mit der Missionsstation zu verbinden", so muß man daraus wohl schließen, daß der Orden ursprünglich die Absicht hatte, auch das alte Dominikanerkloster neben der Kirche zu erwerben.Tatsächlich wurden schon sehr früh Verhandlungen mit dem Besitzer dieses geräumigen Hauses geführt. Der Mann war aber ein erklärter Gegner der Jesuiten und verweigerte standhaft nicht nur den Verkauf des Hauses, sondern auch jedes Zugeständnis, als deren geringstes die Patres schließlich die Möglichkeit eines Durchganges vom Stadt platz zum Häuschen hinter der Kirche erreichen wollten. Doch auch das gelang nicht. So war der Zugang zu den Wohnungen der Patres nur durch die Kirche möglich. Das wurde als sehr peinlich empfunden, da ja auch alle Transporte (Lebensmittel, Heizmaterial usw.) diesen Weg nehmen mußten. Da die drei erwähnten Zimmer für die Unterbringung der geplanten Anzahl von Patres nicht im entferntesten ausreichten, entschloß man sich,im ehemaligen Chor der Dominikaner hinter dem Hochaltar und über der Sakristei, Zimmer einzu bauen. Die k.k. Statthaiterei erteilte am 24. Juni 1865 (etwas verspätet) dazu ihre Genehmigung unter der Bedingung, „daß der Orden sich bereit erkläre, die Kosten der beabsichtigten Adaptierungen selbst zu tragen und für den Fall, daß die Ausübung des Gottesdienstes in der Kirche von dem Orden wieder aufgegeben werden sollte, für die gemachten Herstellungen kein Ersatzanspruch an den Reli gionsfond oder das Kirchenvermögen zu stellen". Da außer den Wohnzimmern auch Räume für Bibliothek, Küche und Speisesaal notwendig waren, ergaben sich für die Bewohner Bedingungen, die ein gerütteltes Maß an Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft erforderten: Sehr kleine Zimmer, ein enger dunkler Gang, kein Hof oder Garten. Dieser Zustand blieb jahrzehntelang fast unverändert. Gelegentlich einer Visitation sprach P. Anton Forstner (Provinzial 1900 — 1906) seine Verwunderung darüber aus, daß trotz dieser belastenden Bedingungen fast alle Patres erklärten, gerne in diesem Haus zu sein. Erst 1910 trat mit der Auf lassung der Missionsstation und der Reduzierung der Belegschaft eine Besserung ein. Der Raummangel war behoben, die Wohnbedingungen konnten verbessert werden und erreichten schließlich durch den planvollen Umbau unter P.Superior Kettner einen sehr guten Stand.

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