500 Jahre Dominikaner und Jesuiten in Steyr

Fröhler 19 In den Jahren 1600 bis 1603 waren die Schüler wohl wieder auf eine der wenigen Klosterschulen angewiesen, sofern sie es sich nicht leisten konnten, an eine evan gelische Lateinschule ins Ausland zu gehen. Denn die Errichtung einer katholisdien Lateinschule stieß auf unerwartete Schwierigkeiten. Wie Lindner in seinen Annalen berichtet, war es kaum möglich, einen katholischen „ludirector" (Schul direktor) zu finden, der den Mut gehabt hätte, sich in eine so große Gefahr zu stürzen. Der erste Schulmeister, der sich überreden ließ, die Stelle in Steyr zu übernehmen, war M. Theobaldus Täuber, der es aber kaum ein Jahr aushielt. Ihm folgte Wolfgang Lindner, der „ludirector Waidhofensis" (Schuldirektor in Waidhofen) war. Nachdem er mehrfach Besprechungen mit M. Nikodemus Praunfalk, dem (katholischen) Stadtschreiber von Steyr gepflogen hatte, nahm er schließlich mit seiner Familie Wohnung „in der Schule auf dem Berge" (1603. 19. Fab. novus ludirector Lindner iam ante a Rmo. susceptus cum tota familia et suppelictili Styram venit atque ibidem scholam antiquitus pro studiis litterarum in monte aedificatam inhabitare coepit. [Lindner, Annalen, Seite 93]). Von seiner Tätigkeit als ,ludirector' berichtet er nichts Wesentliches.Er blieb Leiter der katholischen Lateinschule bis 1622.In diesem Jahr wurde ihm am 5.Dezember sein Schulvertrag gekündigt, jedoch wurde ihm vom Kloster Garsten Unterhalt zugesagt. Sein Nachfolger war Thalman. In den Wirren der Bauernkriege dürfte die katholische Lateinschule wohl untergegangen sein, denn erst 1627 hören wir wieder von Verhandlungen mit den Dominikanern über die Einriditung einer ka tholischen Lateinschule, die aber an den Forderungen der Mönche scheiterten. Mit der Vertreibung der evangelischen Pfarrer, Prediger und Schulmeister war es allein nicht getan. Insgeheim hing man weiterhin der neuen Lehre an und als im Frieden von Wien (1606) den Ständen in Ungarn freie Religionsausübung zugestanden werden mußte, schöpfte man auch in Oberösterreich wieder Hoff nung. Als dann die Stände des Landes ob der Enns noch während der Verhand lungen mit Matthias beschlossen, am 31. August 1608 die evangelische Religion wieder einzuführen, zögerte auch die landesfürstliche Stadt Steyr nicht. Und noch im gleichen Jahre erfolgte auch die Wiedereröffnung der protestantisdren Lateinschule. Als Rektor berief man Egydius Weixelbaumer aus Regensburg, dem 1609 Jakob Tydeus von der evangelischen Schule in Horn als Konrektor zur Seite gestellt wurde. So finden wir denn von 1608 bis 1624 protestantische und katholische Lateinschule nebeneinander. Bei der zahlenmäßigen Überlegen heit der Protestanten — für das Jahr 1617 zählt Jakob Zetl in seiner Ghronik nur 18 katholische Bürger, im Jahre 1621 gar nur 16 — ist es wohl selbstver ständlich, daß der protestantischen Lateinschule ein größeres Gewicht zukam als der katholischen. Aber die Bemühungen der Äbte von Garsten, der katholischen Sache im Sinne des Landesfürsten zum Durchbruch zu verhelfen, gingen weiter. Sie stützten sich nicht auf Gewaltmaßnahmen, sondern bemühten sich um Be kehrung durch überzeugende Argumente.

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