500 Jahre Dominikaner und Jesuiten in Steyr

Josef Fröhler Von der Klosterschule zum Gymnasium Das höhere Schulwesen in Steyr von 1500 his 1773 Seit der karolingisdien Zeit hatten die Klöster den Auftrag, Schulen zu erriditen und zu unterhalten. Ferner sollte überall dort, wo eine Pfarrkirche stand, auch eine Schule eingeriditet werden. In diesen Pfarr- und Klosterschulen wurde auf völlig freiwilliger Basis ein Grundwissen vermittelt, das sich auf Lesen,Schreiben, einfaches Rechnen und die Hauptstücke der christlichen Lehre beschränkte. In den Klöstern entwickelte sich jedoch bald das Bedürfnis, den Ordensangehöri gen eine tiefere Bildung zu vermitteln, die man alsbald audi weltlichen Sdiülern bot. So entstand, wo es zahlenmäßig möglich war, eine innere Schule für die Ordensangehörigen und eine äußere für die weltlichen Studenten. Im Lande ob der Enns gab es eine große Anzahl von Klöstern, die sich dieser verdienstvollen Aufgabe unterzogen. Da waren zunächst die Benediktinerstifte Mondsee (748 — 1791), Kremsmünster (777), Lambach (1056) und die in un mittelbarer Nähe Steyrs gelegenen Stifte Garsten (1107 — 1787) und Gleink (1120 — 1784), ferner die Augustiner-Chorherrenstifte St. Florian (1071), Ranshofen (1125 — 1811), Reichersberg (1084), die beachtliche Tätigkeiten auf dem Gebiete des höheren Schulwesens entwickelten. Das waren wohl auch die Stätten, an denen sich begabte Steyrer Bürgersöhne bis etwa 1500 ihre „höhere Bildung" erwarben. Mit dem Aufblühen des Bürgertums in den Städten nahm auch deren Bestreben zu, eine solche Stätte höherer Bildung in den eigenen Mauern zu besitzen. Denn die Söhne in die Fremde zur Ausbildung zu schicken, kostete auch damals viel Geld. Diese Entwicklung bahnte sich in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts an,verstärkte sich mit dem aufkommenden Humanismus im 15.Jahrhundert und hielt auch noch im 16. Jahrhundert während der Reformation an. Daß auch Steyr an dieser allgemeinen Entwicklung teilnahm und bereits in der zweiten Hälfte des 14., zumindest aber in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine katholische Lateinschule hatte, läßt die Bemerkung Lindners in seinen Annalen zum Jahre 1601 vermuten, wo er schreibt: „Nam iam a 50 annis vel forte eo amplius in hac parochia nec catholicus parochus nec catholicus ludirector fuerat." Die Klosterschulen aber verfielen zusehends. Unter dem Einfluß der Lehren Luthers entvölkerten sich die Klöster immer mehr,so daß bald auch die Führung einer Schule unmöglich wurde. Soweit eine solche erhalten blieb, beschränkte sie sich wieder auf die Vermittlung einer Elementarbildung, wenn man von ganz wenigen Ausnahmen absieht. In Steyr, wie übrigens im ganzen Lande ob der Enns, hatte die Lehre Luthers

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