500 Jahre Dominikaner und Jesuiten in Steyr

12 Lutz Natürlich war es kein Ungehorsam gegenüber dem Kaiser oder gar eine Aktion gegen die Jesuiten, sondern mit der direkten Erfüllung des Befehles eine Über forderung der städtisdien Finanzen. Im gleichen Jahr erkannte Ferdinand II. die Wahl des Bürgers Kosmas Mann zum Bürgermeister nicht an. Fr setzte am 9.Jänner den ehemaligen Protestanten und rechtzeitig konvertierten Niklas Frizler als Stadtoberhaupt ein. Diesem wurde mit Nachdruck aufgetragen, die Bewohner Steyrs ernst zur österlichen Beichte und Kommunion anzuleiten. Seine frühere Begeisterung für Futher stellte Frizler nun ganz in den Dienst der katholischen Sache und ging sehr scharf gegen seine früheren Glaubensgenossen vor. Die genaue Ankunft der ersten Mitglieder des Jesuitenordens in Steyr ist nicht bekannt. Die Gründung des Steyrer Klosters und der Beginn der Adaptierung der überlassenen Häuser war jedenfalls im Jahre 1630. Die feierliche Eröffnung der Residenz fand am 3. November 1632 statt. Der Unterricht begann schon am nächsten Tag. Unter den ersten Schülern waren auch zwei Bürgerssöhne aus Steyr. Die Neugründung erfreute sich regen Zulaufes. Nach einigen Monaten war die Zahl der Studierenden schon über vierzig ge stiegen. Die Stadt Steyr förderte die Jesuiten unter der Bedingung,einen Bürgers sohn unentgeltlich zu unterrichten. Die Zahl der Stiftsplätze wurde später auf fünf ausgedehnt. Die Niederlassung umfaßte in der Anfangszeit nur drei der elf überlassenen Häuser. Die Bautätigkeit erreichte immer größeren Umfang. Ab 1634 brachte eine eigene Wasserleitung das notwendige Naß ins Haus. Durch Kauf gingen 1638 zwei „bürgerliche" Gärten auf der Fnnsleite an die Jesuiten über. Das Stift Garsten und die Stadtverwaltung förderten die junge Stiftung durch Be grenzung der Abgaben. Am 27. September 1651 ging der Schlüsselhof der Herrsdiaft Steyr um dreitausendachthundert Gulden an die Residenz über. Mit dem Besitz dieses Gutes war auch das Recht zum Bierbrauen, Ziegel- und Kalk brennen verbunden. Mit der festen Installierung eines Jesuitengymnasiums in der alten Fisenstadt kann die Zeit der Auseinandersetzungen zwischen dem alten und neuen Glauben zugunsten des ersteren als abgeschlossen bezeichnet werden. Unter dem Einfluß der Jesuiten wurden auch die liturgischen Feiern wie früher aufgenommen und durch neue erweitert. Die Handwerksverbände konnten wie der zur Teilnahme, vor allem an der Fronleichnamsprozession gewonnen werden. Die Würdigung der verdienstvollen geistigen, kulturellen und pädagogischen Leistungen der Jesuiten in Steyr soll einer anderen Abhandlung vorbehalten bleiben. Von den kriegerischen Auseinandersetzungen des Dreißigjährigen Krieges nicht direkt betroffen, beschwerten doch horrende Kriegsabgaben und die andauern den Einquartierungen von Kriegsvolk die geduldigen Bürger.

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