500 Jahre Dominikaner und Jesuiten in Steyr

Volker Lutz Steyr und die Jesuiten (1631 bis 1773) Die Gründung einer klösterlichen Niederlassung durdi die Gesellschaft Jesu in Steyr fiel in eine der unruhigsten Epochen der wechselvollen Geschichte der Stadt. Der Bauernkrieg von 1626 — ausgelöst durdi religiöse Gegensätze und soziale Gründe — war endgültig für die katholische Sache „siegreich" ausgegangen. Eine der Aufgaben der Jesuiten sollte es auch sein, Steyr und seine Bürger endgültig „katholisch zu machen". Schon in der Gegenreformation waren Kapuziner als Förderer der katholischen Seite nach Steyr berufen worden, doch deren "Wirken brachte nicht den gewünschten Erfolg. In dieser Zeit blieb Steyr zwar von Kriegshandlungen verschont, doch Ein quartierungen, Musterungen von Truppen, Krankheiten und wirtschaftliche Not hinterließen ihre Spuren und veranlaßten neben dem Zwang kirchlicher Stellen weitere Bürger auszuwandern. Nachdem das Land ob der Enns wieder nach der bairischen Pfandherrschaft an das Haus Habsburg gekommen war, besuchte Kaiser Ferdinand II.(1619 — 1637) auf einer Durchreise zum Reichstag nach Regensburg am 9.Juni 1630 die Stadt Steyr. Während dieses hohen Besuches scheint die Absicht konkrete Formen an genommen zu haben,in Steyr eine Residenz der Societas Jesu zu errichten. Erste Niederlassungen der Jesuiten im österreichischen Raum waren bekanntlich 1551 Wien, 1562 Innsbruck, 1573 Hall in Tirol, Graz und Leoben, 1602 Linz, drei Jahre später Klagenfurt, 1609 Pulgarn, 1615 Krems, 1620 Judenburg, 1621 St. Bernhard bei Horn und 1623 Traunkirchen gewesen. Die finanzielle Grundlage für eine Gründung konnte durch namhafte private Stiftungen gelegt werden. Das zweite Problem, das bewältigt werden mußte, war die Beschaffung eines geeigneten und ausreichenden Bauplatzes. Im August des Jahres 1630 langte ein kaiserlicher Befehl in der Stadt Steyr ein, den Jesu iten elf Häuser in Steyrdorf im Bereiche des heutigen Michaelerplatzes unent geltlich zu überlassen. Die Stadt Steyr sollte diese Objekte ankaufen und sie dem Orden schenken. Bezüglich der Erfüllung dieses für die Stadt schwerwiegen den Befehles kam es zu vielen Verhandlungen und zu einem umfangreichen Briefwechsel. Für die Stadtverwaltung war es verständlicherweise ein großer finanzieller Aderlaß, die Häuser zu kaufen und in weiterer Folge auf die diesbezüglichen Hausabgaben zu verzichten, vor allem deshalb, weil die Stadt wirtschaftlich gänzlich darniederlag und das Steueraufkommen ein sehr geringes war. Das anfängliche Zögern der Stadt brachte ihr den Vorwurf ein, den Willen des HerrsÄers nicht entsprechend zu achten, wie es treuen Untertanen zukäme.

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