Chronik der Steyrer Liedertafel von 1875 bis 1890

94 Haas, Alois Sintme und Johann Scholz die musikalische Parodie „Erlkönig" von Koch v. Langen treu unter lebhaftem Beifalle vor. Sodann producierte sich das neue Hausorchester, bestehend aus den Herren: Bachtrog, Haas, J{aberkorn, Heyek, Peteler, Sclzeibert, Johann Scholz, Seicerin, Simme, Tabisch, Wichtl, und fVildenhofer unter der präcisen Leitung des Herrn Dr. Franz A ngennann, welcl1e auf neuartigen Kinder– Instrumenten eine „Quadrilie brillant" und eine „Polka con– crrtante" unter lebhafter Heiterkeit spielten. Unter mystischem Dunkel schied um die Mitternachtsstunde das alte ,Jahr, dem der Herr Vorstand einen kurzen Nachruf widmete, worauf er das neue begrüßte und allen Mitgliedern und Gönnern der "Steyrcr Liedertafel" ein „Prosit Neujahr!" darbrachte, das die Sänger mit dem „Deutschen Liede" erwiderten. Nach Mitter– nacht sang Herr Karl Klein, Sohn des einstigen Vorstandes Herrn Wilhelm Klein, mit schöner Tenorstimme das Lied „Es wär' zu schön gewesen" aus dem „Trompeter von Säkkingen" und darauf führte der Thierbändiger Herr Dr. Franz Anger– mann ein musikalisch dressiertes Thierquartett: Katze (Herr Emil Haa.~), Henne (Herr Gustav Heyek), Hund (Herr Josef Peteler), Schwein (Herr Alois Wildenhofer) und Affe (Herr Bayer) mit Clavierbegleitung des letzteren Herren vor. Herr Emil Haas sang sodann eine Parodie auf Schuberts „Ungeduld" und das Couplet „Wenn das Herz in Liebe schlägt" mit unterlegtem, Steyror Zustände in launiger Weise bcrührnnrlem und bespöttelndem Texte, und erntete lebhaften Applaus. Die Quadrille „Frei nach Schiller" von Koch v. Langentreu, gesungen von der Liedertafel, begleitet von Herrn Franz Bayer, beschloss um 2 Uhr morgens die Vorträge des Sylvcsterabends, jedoch noch nicht die Unterhaltung unter den Sängcm am Neujahrs– morgen. Das "Liedertafel-Kränzchen" wurde am 24. J~nner 1885 abgehalten und fiel, trotzdem es nicht sehr zahlreich besucht war, sehr glänzend und gcmüthlich aus. In der Probe am 28. Jänner besuchte Herr Josef Koll– mann, Postbeamter aus Salzburg, die „Steyrer Liedertafel" und trug mit Virtuosität mehrere Piecen am Claviere vor. Der jubilierte Oberlehrer und Mitgründer der „Steyrer Liedertafel", Herr Bernhard Benedikt, wurde am 21. Februar zu Grabe getrag·en, an welchem dor Verein Mennclssohns ,,Gottes Rath unJ Scheiden" sang. Nach der Probe arn 11. März feierte Herr Ignaz Lidl 1 2. Tenor, welcher nach St. Pölten übersiedelte, sein Valet.

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