Chronik der Steyrer Liedertafel von 1875 bis 1890

das Zusammenwirken aller eine sohr heitere Unterhaltung zustande kam. In der Uebnng am 13. März wurde Vater Gemböck, der als alter Herr mit jugendlicher Begeisterung an der Liedertafel hieng, als er Kränklichkeit halber einen längeren Urlaub nahm, durch spontane Ovationen verdientermaßen geehrt. Am 16, A11ril starb das überaus verwendbare und verdienst– volle Mitglied Herr Gottlieb Schwamrnkrug plötzlich an den schwarzen Blattern ; die Liedertafel betheiligte sich am Leichen– begängnisse und sang am Grabe Mendelssohns „Gottes Rath und Scheiden." Am 26. April wurde eine Zuschrift des „Sängerbundes für Oberösterreich und Salzburg" verlesen, demzufolge das für dieses Jahr in Aussicht genommene Bundessänge1fest in Gmunden der düsteren politischen Ereignisse wegen um ein Jahr verschoben werde. Am 15. Mai fand das Leichenbegängnis der Tochter des Ehrenmitgliedes M. Peteler, Frau Anna Klossy, welche im 23. Lebensjahre am 11. Mai mit Tod abgieng, statt, und die Liedertafel betheiligte sich zahlreich am Leichenbegängnisse und sang einen ergreifenden Trauerchor. Am 19. Mai unternahm die „Steyrer Liedertafel" einen Mai-Ausflug auf die Haiden am Damberg, der ein wechsel– volles Schicksal erfuhr. Unter Musikbegleitung waren die Theil– nehmer um 1 Uhr nachmittags abgezog(ln und kaum auf der Haiden angelangt, als sich drohende Wetterwolken zeigten und ein Sturm sich erhob. Schnell versuchte di.e Liedertafel denselben durch Absiugung der „Sturmbeschwörung" von Dürrner abzu– wenden, aber nichtsdestoweniger entlud sich ein allerdings nur kurzes Gewitter, auf das prächtiger Sonnenschein folgte. Die Ausflügler schlüpften aus den schützenden Hecken wieder heraus und bald entwickelte sich bei Bier, Kaffee und Frankfurtern ein bewegtes Frühlingsfest, bei dem die Liedertafler mehrere Chöre, Lieder, Quartette und Declamationen vortrugen und die Musik– kapelle heitere Weisen spielte. Mit „Jägers Abschied vom Walde" trat die Gesellschaft den Heimweg an, wurde aber auf halbem Wege abermals von einem fürchterlichen Unwetter überrascht, das unter derselben einerseits gräßliches Unheil anrichtete, aber auch sehr heitere Episoden schuf, bis die durchnässten Ausflügler erst spät abends heimkamen. Am 21. !Uai begiengen die Liedertafler im Hotel „Schiff" im engsten Kreise den Namenstag (22. Mai) des Secretärs Herrn Emil Haas in gemüthlicher Weise.

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