Chronik der Steyrer Liedertafel von 1875 bis 1890

27 Dr. Seidl, Löcker und Schleifer, ,,Mein Lied", Lied für 'fenor von Gumpert, gesungen von Herrn Dr. Wilh. Stigler, accom– pagniert von Frau Dosch, ,,Der Müller und sein Kind", Schauer– geschichte mit Demonstration an einem wahrheitsgetreuen Bilde, dargestellt von Herrn Joh. N. Jungmair (Werkelmann), Herrn Ozlberger (Flötist), Frau Jonasch und Herrn Löcker (tsche– chisches Sängerpaar) und Herrn Benedict (Harfenist), der dieses Instrument jedoch mit dem Claviere vertauschte, ,,Revue über das Jahr 1876", eine satyrische Aufzählung der wichtigsten politischen und localen Ereignisse im abgelaufenen Jahre, vor– gelesen vom Vorstande Herrn Dr. Alois Spängler. Nach dieser Vorlesung brachte der Vorstand den Anwesenden die besten Glückwünsche dar und es begann darauf die alljährlich wiederkeh– rende Gratulationscour. Die Liedertafel trug sodann die große, classische Original-Cantate von Koch von Langentreu: ,,Der Handschuh" vor, deren Soli die Herren Dr. Julius Seidl, Löcker, Bermanschläger und Baumann und deren Clavierbegleitung Herr Nothhaft übernommen hatte. Die Herren Gilhofer, Haas und Löcker führten noch die heitere Scene „Der Landschul– meister und seine Zöglinge" oder „Die Messe" von Haydu auf, während die Zwischenpausen die von Herrn Kaltenbach zu– sammengestellte neue Salonkapelle ausfüllte. Am 16. Jänner 1877 wurde der Liedertafelball in Langers Restauration abgehalten, der wieder den Ruf seiner Vorgänger als erste Elitebälle rechtfertigte. Am 27. Jänner sang die „Steyrer Liedertafel" am Grabe des Töchterchens der Fahnenmutter Frau Anna Werndl, Josefine, den Chor „Begrabt den Leib." Am 1. Februar fand in Langers Restauration ein Costüm– fest statt, welches unter dem Titel „Ein Hofball bei König· Bobeche" veranstaltet wurde und zu clen glänzendsten Festen zählt, welche die Liedertafel begicng, indem der Reichthum und Glanz der Costüme und das lustige, echte Carnevalstreiben und die prachtvolle Decorienmg· alle bisherigen derartigen Feste übertraf. Außer der Blaubartgruppe: König Bobeche (Vorstand Dr. Spängler) mit seinem Hofstaate, Ritter Blaubart (Dr.Wilh. Stigler), Boulotte (Frau Auna Stigler) und den Reisigen unter ihrem .Anführer (Herrn Klein), betlieiligten sich eine Gruppe Zigeunerinnen, eine Tiroler Bauernhochzeit, insbesondere aber der Indianerstamm „Wigalawaia", der dem König Bobeche huldigte und dann seinen Wigwam bezog. Gegen Mitternacht producierte sich eine Akrobatengesellschaft des Circus Blamaschi und die „Wilden" benahmen sich wie zu Hause, indem süi ihre Nationaltänze aufführten und schließlich ein Kincl auf-

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