Chronik der Steyrer Liedertafel von 1875 bis 1890

149 ihre Quartiere gllführt. Das eigentliche Fest eröffnete ein Fest– Concert im Casino unter gütiger Mitwirkung des treuen und allverehrten Ehrenmitgliedes Frau Fanny Melichar. Das Concert war berufen, die Leistungsfähigkeit der "Steyrer Liedertafel" im vierzigsten Jahre ihres Bestandes zu zeigen und es darf nach dem Beifalle, den das nachstehende Programm fand, sowie nach dem Urtbeile berufener sachverständiger Kritiker die Aufführung als eine glänz1rnde bezeichnet werden, die eine hohe Stufe der· Liedertafel im kunstvollen Gesange bezeugte. Das Programm enthielt folgende Nummern: ,,Sängerbund", Chor von Anton Bruckner; ,,zweiter Gesang von Petrarca" von Liszt und „Marcl.Je D - dur" von Raff, Claviervorträge der Fran Fanny Melichar; ,,Weißt du noch", Männerchor von E. S. Engelsberg; ,,Zigeunerleben", Chor mit Clavierbegleitung von Schumann, den schwierigen Part cler Clavierbegleitung spielte Frau Fanny Melichar mit der ihr eigenen meisterhaften Auffassung ; ,,Ich denke dein", Männerchor mit Tenorsolo von Becker, das Solo gesungen von Herrn Josef Markut; ,,Frühlingsglaube" und ,,Mit dem grünen Lautenbande", zwei Lieder von Franz Schubert, für Männerchor und Clavierbegleitung eingerichtet von Weinzierl, begleitet von Frau Fanny Melichar; ,,Still ruht der See", Männerchor von Pfoil ; ,,Altniederländische Volkslieder", Lieder– Cyclus altniederländischer Volksweisen, ein~erichtet von Kremser für Männerchor, Tenorsolo, gesungen von Herrn Adolf Koppitsch, Baritonsolo, gesungen vom Chormeister Herrn Josef Tobisch, und Clavierbegleitung, gespielt von Frau Fanny Melichar; ,,Das deutsche Lied." Nach der ersten Abtheilung des Con– certes, welche mit dem Chor „Zigeunerleben" schloss, betraten fünf der liebreizendsten Jungfrauen Steyrs in weißen Kleidern mit Schärpen, die Fräulein Marie Berger, Dora Bichler (Pointner), Johanna Fochtmann, Johanna Jonasch und Hedwig lVernd(, die Tribüne und überreichten zwei prachtvolle, reich mit Gold gestickte Fahnenschleifen auf kostbarer Standarte, während Fräulein Marie Berger, die anmuthige 'füchtor des hochverehrten Herrn Bürgermeisters, folgende vom Herrn Schuldirector W. TVenhart gedichteten Verse mit ergreifendem Vortrage sprach: Vierzig Jahre sind verschwunden In das l\Ioer der Ewigkeit, Seit hier deutscher Sang verbunden Wackre Männer jener Zeit. Rüstig bahnten sie die Wege Jenem herrlichen Verein, Der seitdem des Liedes Pflege Hielt als Zweck stets hoch und rein.

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