Chronik der Steyrer Liedertafel von 1875 bis 1890

148 Commers, welcher dem Festzuge folgte, einen unendlich animierten und würdigen Verlauf, der sich in allgemeine Begeisterung auf– löste. Es ist in dieser kurzen Schilderung nicht möglich, auf alle Vorträge und Reden näher einzugehen, und es sei daher nur kurz erwähnt, dass der nächste und die folgenden Festtage ganz der Pflege des „deutschen Liedes" und des kunstvollen Männergesanges gewidmet waren und dass geradezu bewunderungs– würdige Leistungen geboten wurden. Am 17. August hielten die Vereine des „Salzburg - oberösterreichischen Sii.ngerbundes" im zweiten Kaffeehause im Prator unter der Leitung des Bundes– Chormeisters Herrn Floderer eine Probe ab und sangen beim ersten Festconcerte deu Chor „Sängerbund" von Bruckner. Eigentliche Festconcerte wurden nur zwei am 17. und 18. AngoRt abgehalten, denen jedesmal ein Festcommers folgte. Aber die Feste hatten noch lange kein Ende. Das Fest war ein Sänger– fest im engsten Sinne des Wortes, denn es wurde kaum bei einem andern Sänge1feste so viel und so kunstvoll gesungen, wie in Wien. Zudem trug es einen echt deutschen Charakter und wie es die Bedeutung des Deutschthums in Oesterreiclt glänzend bethätigte, so bekundete es auch die Zusammen– gehörigkeit aller deutschen Sänger und die innigen Beziehungen der Sänger Oesterreichs und Deutschlands zu einander. In gehobener Stimmung und voll unvergesslicher Eindrücke kehrten die Sänger heim, die Brust geschwellt vom Bewusstsein der Größe und Macht des Deutschthums und der Erhabenheit und Kraft des deutschen Liedes. Die „Steyrer Liedertafel" hat das vierzigste .Jahr ihres Bestandes vollendet und mit Stolz und Defriodigung kann sie auf diese lange Thätigkeit zurückblicken, denn im Innern ge– festigt und ihren Aufgaben vollkommen gewachsen, nach Außen von ihren unterstützenden Mitgliedern, der Bevölkerung von Steyr und der ganzen Sängerwelt geachtet und angesehen, bietet 8ie die sichersten Garantien für ihr ferneres Bestehen und Gedeihen. Mit aufrichtiger Festesfreude begieng sie daher in den Tagen des 27. und 28. Se11tember das Fest ihres vierzigjährigen Be– standes, das anfangs nur in bescheidener, einfacher Weise für den engeren Kreis ihrer Mitglieder und ihrer Freunde in der Bevölkerung von Steyr geplant war, infolge der g-roßen Sym– pathien und des weitverbreiteten ellronvollen Rufes, deren sie sich erfreut, große Dimensionen annahm uud sich zu Pincr 8pontanen Demonstration schmeichelhafter Anerkennung illrer Leistungen erweiterte. Boreits im Verlaufe des Samstag nach– mittags trafen Deputationen aus Haag, Orein 1 St. Pölten, Schwertberg, Mauthausen etc. ein und wurden per Wagen in

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