Chronik der Steyrer Liedertafel von 1875 bis 1890

13 Um halb 3 Uhr fand der Festzug statt, an welchem circa 800 Sänger theilnahmen und welcher sich zwischen einem Spalier von Tausenden von Menschen vom Franz Josefs - Platze über den Pfarrberg auf den Stadtplatz zum Rathhause begab. Den Zug eröffneten vier Reiter in deutscher Tracht, mit weißem Koller, Kanonen, Flaus und Federhut, ihnen folgten eine Ab– theilm1g der Feuerwehr in voller Ausrüstung, der Turnverein von Steyr mit der Fahne, die Kapelle des uniformierten und bnwaffncten Bürgercorps von Steyr und sodann die Sänger jrmer VPreine, welche dem oberösteneichisch- salzburgischcm Sänger– Bunde nicht angehörten, und zwar: die von Krems, Melk, ,,Schubertbund" Wien, Waidhofen a. d. Ybbs, Rottenmann, Klag·enfurt etc. Nach diesen kam das Bundesbanner, der Bundes- und Festausschuss und die Bundesvereine von Altheim, Enns, Freistadt, Gmunden, Bad Hall, Hallein, Kirchdorf, Krnms– münster, Linz (Frohsinn), Linz lSängerbund), Mauerkirchen, Mauthausen, Mondsee, Ottensheim, Ried, Salzburg, Schärding, Steyr (Kränzchen), Steyr (Liedertafel), Vöcklabruck, Wels, Wolfsegg· (mit der Musikkapelle). In der Mitte des Zuges zwischen den beiden Vereinen aus Linz war die Musikkapelle der Freiwilligen Turnerfeuerwehr eingetheilt, während eine zweite Abtheilung der Feuerwehr den Zug schloss. Auf einer Tribüne vor dem Rathhause hatte sich der Gemeinderath von Steyr mit dem Herrn Bürgermeister Moriz Crammer, die Fahnenmutter Frau Anna Werndl mit den Ehrenjungfrauen und vor derselben der Bundes- und FcAtausschuss eingefunden, während die Sänger, gogen dieselbe gekehrt, im weiten Halbkreise Aufstellung nahmen. Der Bürgermeister Herr Moriz Crammer begrüsstc die Sänger in schwungvoller Rede, worauf von den Ehrenjungfrauen die Schmückung der Fahnen mit Erinnerungsbändern in üblicher Weise vorgenommen wurde. Unter jubelnden Zurufen der spalierbildenden Menge und der aus allen Fenstern grüßenden Bewohner von Steyr und unter einem wahren Blumenregen bewegte sich der Zng durch die reich und geschmackvoll decorierten Enge-, Kirchen- und Sierningergasse an dem Wieser– földplatze vorbei durch die Gleinkergasse über den Michacler– Platz und Ort nach dem Festplatze auf der Rederau, wo das eigentliche Säng·erfest abgehalten wurde. Diese schöne Insel in der Enns war durch die Munificenz des Herrn Josef Reder zur Verfügung gestellt und prachtvoll decoriert worden. Vor dem Pavillon der dortigen Villa war eine Sängertribüne errichtet worden, während auf der großen Wiese vor derselben die Zuhörer auf Sitzbänken saßen und in den übrigen schönen Partien für Erquickung und Labung g·esorgt war. Das Ooncert begann

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