Chronik der Steyrer Liedertafel von 1875 bis 1890

146 haltung stattfand. Der Bürgermeister von Hernals, Herr He 1 b 1 in g, und der Vorsta11cl des „Vereines der Oborösterreicher" hießen die Landsleute in kräftigen Worten willkommen und die Gesang– vereine „Biedersinn" von Hernals und „Ottakringer Liedertafel" brachten mehrere Chöre zum Vortrage. Aufgefordert durch den schmeicbelha~en Beifall, den einige Sängorsprücho fanden, sang die „Stcyrer Liedo1iafel" gleichfalls einige Chöre unter lebhaftem Applaus. Spät erst kehrten die Theilnehmer an dem Feste, für dessen glückliche Insccnierung der „Verein der Oberiisterreicher" die vollste Anerkennung verdient, in die ziemlich entfnnten Quartiere zurück, die sich zumeist in der Leopoldstadt befanden. Während am 16. August auf allen Bahnhöfen die massenhaft ankommenden Sänger begrüßt wurden, widmeten sich die bereits anwesenden im Laufe des Vormittags all' dem Ulk und dn sangesfröhlichen Unterhaltung, die in den Programmen der Sänger– feste unter der Nummer „Besichtigung der Stadt" begriffen werden. Die Mitglieder der „Steyrer Liedertafel" füllten diesen Programm– punkt in der „landwirtschaftlichen Ausstellung" im Prater aus und widmeten ihre Hauptaufmerksamkeit der Kosthalle des Pilsner bürgerlichen Bräuhauses. Der Tramway-Waggon, mit dem sie wieder zur Stadt zurückkehrten, glich einer fahrenden Sänger– tribüne, indem mit mitfahrend&n fremden Sangesbrüdern Singspruch auf Singspruch gewechselt wurde. Da in der Schottenfelder Bier– halle, wo für das Mittagmahl der Oberösterreicher vorgesorgt sein sollte, kein Platz war, wurde das Mittagessen in einem Gasthause hinter der Votivkirche eingenommen und hieraufleider viel zu früh zum Rendezvousplatze für den Festzug gezogen. Bereits um halb zwei Uhr sammelten sich die Sänger in den Gässen, welchu um das Rathhaus herum liegen und den Raum zwischen der Bellaria und Alserstrasse kreuz und quer durchziehen. Am rückwärtigen Ende der Stadiongasse hatte die „Steyrer Liedertafel" ihren Aufstellungsplatz und hier harrte sie bis halb sechs in der Sonnenhitze, bis sich endlich der Festzug so entwickelt hatte, dass sich auch dieser Theil des Zuges in Bewegung setzte. Doch wurde der Verein für dieses langwierige, ermüdende Warten reichlich entschädigt durch den großartigen, ganz un– beschreiblichen Empfang, der ihr und allen Sängern seitens der Wiener Bevölkerung zutheil wurde. Den Festzug, an welchem mindestens 13.000 Personen theilnahmen, eröffneten Turner und Feuerwehrmänner in Parade, und nach ihnen kamen die Vereine und Sängerbünde aus Deutschland. Die Reihenfolge der Sänger unterbrachen unzählige Musikbanden und 8 Festwägen: der Austria, der Germania mit den Gruppen der Germanen, des Nibelungenliedes und der Minnesänger, jener der Vindobona,

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