Chronik der Steyrer Liedertafel von 1875 bis 1890

142 ziemlich langen Marsche erfrischte gutes Bier die Sänger und bei den Kliinge11 einer Dorfaigeuner - Kapelle griff eine sehr animierte Unterhaltung mit den zal1lruich erschienenen Oetlcn– burgern platz, bei der mcbrcre Chiire gesnngc11 wurden, so 1lass man sich nur sclme r 1·011 Llcm scltün gelegenen Ausflugsorte trennte. Wül1rcnd tles Hückmarsches nach Ocdcnburg wnrlle noch tlie Villa Llrs Herrn Jany hl'sucht und ein uralter ecbter U11gar– w~i11 gekostet, worauf es in den Nn1bofpark znm Diner gieng, das im :Freien cingcnommc11 mmlc, während tlie Zigeuner– Kapelle die Tafelmusik oxcwticrte. Na(;lt kurzer Huhc in den Quartieren sammelten sieb die ., Steyrcr J ,iedortafel" und die Yereinc Oodenbnrg·s u11tl zogen zum Volksconcerto in den Neu– hofpark. füne 11ach vielen 'fausP11tlc11 zii,hlenclo Menschenmenge aller Stä11Llo füllte die prächtigen Parkanlagen und lauschte tlem Concertt>, dessen l\Iusikm1111mern die l\Iusiklrnpelle cles k. u. k. 76. Infanterie - Regimentes untl'r der Leitung seines tüchtigen Kapellmeisters Ilcrrn Zistler seh r gut spielte. Der „ OeLlrm– burger Licderkranz", der ,,Forfülalkiir" und der „Wirtschafts– lJürger-lHiinnergesangvorein" betheilig-ton sich am Concerte und ernteten durch ihre Vorträge reichen und wohlverdienten Beifall. Sehr sympathiscb begrüßt saug die „Steyrer Liedertafel" in der ersten Abtheilung: ,,Lieilesfreih it" von l\Iarschncr, „Friihliche Armut" von Kremser und „Abendstille" von Abt mit Baritonsolo des Hcrrn Josef Sergl und erzielte stürmischen Applaus. Als sie jedoch in der zweiten Ab– theihrng die Chöre: ,,Verlassen" und „Die Pfiffige" und nach endlosem Beifalle das „OherösterreichiRcbe Volkslied" von Kremser gesungen hatte, gicng ein Jubel und eino Begeisterung· los, wie man dies nur bei den echten, heissblütigen Ungarn schon kann. Die mindestens 10.000 Küpfo zählende l\Ienschen– mcng·e jubelte, schrie und tanzte förmlich vor Vergnügen und wollte stets neue Chöre und Wiederholungen erzwingen, doch wurde wegen ointretcnclor Dunkelheit das Volksconccrt abgebrochen. Durch das Volksconcert in die richtige Stimmung versetzt, füllte ein zahlreiches Publicmn aus den besten Ständen um 8 Uhr abends clio Turnhalle, um dem Fcstcornmerse anzuwohnen. Abermals sorgte die Miskolczykapellß durch echte Ung·arwuisc11 für den instrumentalen Theil des Concertes, bis der Vicopriisident des „Oedenburger Liederkranz", Herr Dr. Martin von Szilvasy, welcher der „Steyrer Liedertafel" während ihres Aufenthaltes i11 Oedenburg unermüdlich allP Aufmerksamkeiten erwies, das Wort zu einer Beg-rüßungsansprache zuerst in ungarischer und sodann in deutscher Sprache ergriff, zu drren Schlusse er den Präsidenten des „Lieclerkranz" Herrn Jany aufforderte, ein Erinnerungsband

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