Chronik der Steyrer Liedertafel von 1875 bis 1890

134 Während der Bahnfahrt hatte es heftig zu regnen angefangen und auch während der Fahrt am See regnete es ausgiebig. Nichtsdestoweniger kehrten die Sänger in frohester Laune in der Restauration in Leoni ein. Die Steyrer Liedertaflcr stimmten einen Chor an und auf einmal klärte sich das Wetter auf und heller Sonnenschein lachte durch die Fenster. Es wurde nun ein Spazier– gang nach Schloss Berg unternommen und die Stelle am Sec be– sucht, an der König Ludwig· II. den Tod g·esucht und g·efunden hatte, und sodann mit dem Dampfer die Heimfahrt angetreten. Im Saale des Hotels „Zum deutschem Kaiser" versammelten sich wieder alle l\Cünclrner und Steyrer Liec1ertafler zu einer fidelen und lustigen Kneipe, die bei ausg·ezeichnetcm Augnstinrrbräu andauerte, bis nach zweitilg·ig·cn Strapazen die Natur das Ruhe– bedürfnis g·eltend machte. Der nüchste Vormittag wurde benützt, um die Kunststätten Münchens zu besuchen, uncl die Ge~ellschaft fand sich erst mittags im obgenanntc•n IIot~l bei der Table u'höte wieder zusammen. Die Frau Hotefüre hatte so mütterlich für die Steyrer gesorg·t, da~s dieselben ihr zu Ehren nach der Table d'höte einige Chöre sangen. Unter clcr anfopfernng·svollen Führung des Herrn Stadtrathes Quellhorst wurde sodann das lfathhaus sammt Keller, dm· cng·lische. Garten u. s. w. besucht und abends in den Leistenbränkeller gezogen, in dessen mit echt künstlerischem Geschmack reizeml decorim-tcm Fässerbrim ein Kellerfest abg·ehalten wur1le. Eine tüchtige J\Insikkapello spielte sehr brav uml die Münchner und die Steyrer Liedertaflcr sangen abwechselnd Chöre unter dem lebhaftesten Beifalle de.s zablrl'ich erschienenen äußerst disting·uierten Pnhlicurns. Der Vorstand der „Münchner Liedertafel" Jlerr kg·L Justizratlt Otto sprach einige warm empfm1clene Begrüßungsworte, auf welchf> Vorstand Herr Dr. Angermann aufrichtige, ti..efgefühlte Worte des Dankes für die großartige Aufnahme a11 die Münchner Lil,ilgenossen richtete. Weitere Vorträge der Vereine und Lieder des ersten Tenors der „Münch11er Liedertafel" Herrn lfemetnel' belebten die Festesfreude, die nach einem kerndentHchen Gedichte des Herrn Sittl einen Jubel uncl eine Beg·eistcrn11g l1ervorrief, die treue unverbrüchliche Freundsc11aft knüpfte für alle Zeiten. In früher Morgenstunde erst, als der Bräuer erkli1rte, das ohnehin genugsam vorbereitete Bier sei zu Ende, wurde aufgebrochen und die ohnehin große Zahl heiterer Episoden noch reichlich vermehrt. Trotz des spä.ten Aufbruches waren die unendlich aufmerksamen Liederbrüder am frühen Morgen wieder am Bahnhofe und verabschiedeten sich von l1Pn Steyrern , als mit schwerem Herzen die Heimfahrt angetreten werden musste. Unauslöschlichen Dank verdienen die Mitglieder der „Münchner

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