Chronik der Steyrer Liedertafel von 1875 bis 1890

133 noch Getränke zu erhalten waren, zerstreuten sich die ohnehin ermüdeten Sängergäste in die Gott sei Dank zahlreichen Gast– häuser Salzburgs, was umso vernüuftig·er war, als ein jäher Regen bald die Beleuchtung auslöschte und das Fest beendete. - Am 10. .Juni fand die Bundessitzung statt, bei der die Herren Franz Schol.z und Matthias Sewer-in die „Steyrer Lieder– tafel" vertrnten und bei der Linz als nächster Festort bestimmt wnrde. Salzburg wird mit Recht die Stadt der Feste genannt, denn alljährlich werdeu, infolge der Schönheit der Stadt und ihrer Lage in einer der schönsten Partien der Alpengegenden, Feste der verschiedensten Corporationen abgehalten. Es scheint sich dadurch eine gewisse Schablone für diese Feste heraus– gebildet zu haben und die Salzburg·er können sich nur schwer von einem Feste so in das andere hineinleben, dass sie dieselben mit wahrer Begeisterung mitmachen. Ohne diese Begeisterung gibt es aber kein Sängerfest, wie dem Liede Klang und Wirkung fehlen, wenn es nicht mit voller Seele und reiner Empfindung gesungen wird. Diese Ansicht b~weist am besten die Sängerfahrt, welche nach durchwachter Nacht 30 Mitglieder der „Steyrer Liedertafel" am SO. Juni nach München unternahmen. Um 8 Uhr früh fuhr der Zug· in den Centralbahnhof ein und unerwarteter Weise und zur freudig·sten Ueberraschnng begrüßte die „Münchner Liedertafel" vollzählig die „Steyrer Liedertafel" mit dem Motto. Ihr Vorstand Herr kg!. Justizrath Otto begrüßte die Ankommenden in kerniger Rede, worauf der Vorstand rler Liedertafel Herr Dr. Angermann in herzlichen Worten für den überraschenden, warmen Empfang dankte. Die Ste.yrer begaben sich in ihr Absteigequartier, Hotel „Zum deutschen Kaiser", wo alle sehr gut untergebracht waren, worauf unter liebenswürdiger Führung der Münchener Sangesgenossen die Sehenswürdigkeiten Münchens besichtigt wurden. Zum Frühschoppen fanden sich die Steyrer alle in den geheiligten Räumen des Hofbräukellers ein und schlürften mit gebürender Andacht den unvergleichlichen Stoff. Immer in Gesellschaft von Herren der „Münchner Liedertafel" wurde das Mittagmahl in dem , dem Hofbduhause gegenüber liegenden , prachtvollen Restaurant „Am Platzl", sodann in dem verschwenderisch ausgestatteten „Cafe Lnitpold" der Kaffee eingenommen und darauf die im ersten Stocke des Cafes befindlichen Schlachten– Gemälde von Professor Braun besichtigt. Sodann giengs zum Centralbahnhofe, wo iu separaten, du1ch gütige Vermittlung des Oberregierungsrathes Herrn Riäz zur Verfügung gestellten Waggons die Fahrt an den Starnberg·ersee angetreten wurde.

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