Chronik der Steyrer Liedertafel von 1875 bis 1890

132 abwechselten. Erst in vorgerückter Stnntle konnte die ,,Steyrer Liedertafel" über eigene Urgenz den Uhor: ,,lfrinrich , on Ofterdingen" von Heim zum Vortrage bringen, doch herrschte nicht die frohe Stimmung, die son t derartige Comrnerse aus– zeichnet und die Liedertafier begabo11 sich viel früher als sonst zur Ruhe. Am andern Morgen wurden Ausflüge in die Umgebung ganz anf eigone Faust unternommen und bot insbe3ondere der Stiegelbräukeller den Steyrern Gelegenheit, zu etwas fröhlicherer Unterhaltung unter den Mitgliedern selbst und den Lichtpunkt des Aufenthaltes in Salzburg. Programmgemäß fand im großen Mirabellsaale das sogenannte Festdiner statt, an dem sich aber wieder nur die Sängergäste und keine Salzburger bethciligteu, so dass der eigentliche Zweck desselben verloren gicng und tlic officiellen Reden die gewünschte Wirkung nicht hen'orriefcu. Nachmittags 2 Uhr begann ein Festzug durch die ganze Stadt, der Festwagen mit Jungfrauen und Sängergestalten in alt– deutscher Tracht mitführte und zum Mozart- Denkmal zog. Die Sänger stellten sich im Carrr um dasselbe auf, Herr Dr. Demel hielt eine Festrede, Ehnmdamen hafteten Erinnerungsbänder an die Fahnen und die Sänger sangen Mozarts Bundeslied. Begeistert brachten sie den Manen des Tonheroen eine spontane Ovation, indem sie die während des Festzuges eroberten viden Blumen– spenden und Kränze dem Mozart-Denkmale widmeten. Nun bewegte sich der Zug in einen feuchten, eisigkalten Hof der aula academica, wo nach dem endlosen Festzuge in der Sonnr,n– hitze kein Stuhl und kei11e Bank Ptwas Ruhe bot und für die tausend Sänger, die den Festzug mitmachteu, sage zwei Fass Bier als Erfrischung dienen sollten . Auf dem feuchten Boden , auf Brettern und Stufen hielten die Sänger aus, bis im Festsaale der Universität das Festconcert begann. Die Stimmung und die Leistungen der Sänger standen so ziemlich im Einklange, was dadurch bewiesen wurde, dass die Vereine ihre Chöre programgomäß sangen und sich sofort zerstreuten. Die „Steyrcr Liedertafel" sang den Chor „Nachtzauber" Yon Storch. Abends 8 Uhr wurde im Cm1rnrke ein Parkfest abgehalten, bei dem die Musikkapelle des 59. In– fanterie - Regimentes concertierte. Bei einbrechender Dämmerung wurde der Park durch tausende von Lämpchen feenhaft be– leuchtet und war von einem nach tausenden zählenden Publicum so voll, dass man sich nur mühsam fortbewegen konnte. Dazu war für die Sänger kein Raum freigehalten worden und nur unter Ringen und Kämpfen konnten sio sich einen Sitzplatz verschaffen, indem sie selbst ans dem Curhause Biiuke und Tische in den Park schleppten. Da nun auch weder Speisen

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