Chronik der Steyrer Liedertafel von 1875 bis 1890

Beifall folgte den markigen Worten, welche eine wahrhaft gehobene Stimmung hervorriefen. Am 2. Juni wurde Herr Simon Sergl, der Vater des aus– übenden Mitgliedes Herrn Josef Sergl, zu Grabe getragen. Die „Steyrer Liedertafel" betheiligte sich am Leichenbegängnisse und sang am Grabe einen Trauerchor. Die „Steyrer Liedertafel" hatte t(otz der bedeutenden Verluste, die sie an Mitgliedern erlitten, wieder die Zahl von 72 Mitgliedern erreicht. Um die verminderten Einnahmen infolge des Verlustes vieler unterstützender Mitglieder zu paralysieren, appellierte sie an ihre unterstützenden Mitglieder mit der Bitte, durch einen außerordentlichen jährlichen Beitrag zu dem soge– nannten Gönnerfond die finanzielle Lage des Vereines zu sichern. In munificenter Weise willfahrte der größte Theil der unterstützenden Mitglieder dieser Bitte und die Beiträge zum Gönnerfond ergaben ein so günstiges Resultat, dass der Verein vor materiellen Sorgen einigermaßen gesichert ist. Am 23. Juni wurde die General- Versammlung abge– halten. Als nach den statutenmäßigen Berichten der Functionäre zu den Wahlen in die Vereinsleitung geschritten wurde, erklärte der Vorstand Herr Emil Haas eine Wiederwahl unter keiner Bedingung mehr annehmen zu können. Als er auch trotz der Erklärung wiedergewählt wurde und dennoch die Annahme der Wahl ablehnte, wurde im zweiten Wahlgange Herr Dr. Franz Angermann zum Vorstande und weiters folgende Vereinsleitung gewählt: Ilerr Karl Arazirn zum Vorstand - Stellvertreter, Herr Gustav Heyek zum Secrntär, Herr Josef Tobisch zum ersten, Herr Wilhelm MeUchctr zum zweiten Chormeister, Herr Johann Haberkorn zum Cassier, Herr Franz Scholz zum Archivar, Herr Josef Kunz zum Oekonom, Herr Robert Baron von Buddenbrock zum Beirathe. Für die vielen langjährigen Ver– dienste, die sie sich um die „Steyrer Liedertafel" erworben hatten, wurden Herr Emil Haas und Frau Fanny Melichar einstimmig zu Ehrenmitgliedern ernannt. Am Tage nach der General -Versammlung, am 24. Juni, fuhr eine Anzahl ausübender Mitgfüder, zumeist mit Familie, auf einem von Herrn Wilhelm Melichai- freundlich zur Ver– fügung gestellten Floße nach Enns, wurde dort von Mitgliedern der „Concordia" in Enns empfangen und in das Gasthaus „Zur Stadt Steyr" geleittJt, wo sich auch die übrigen Sangesgenossen aus Enns mit Familie einfanden und eine gemüthliche Unter– haltung insceniert wurde. Bei Absingung mehrerer Chöre schwanden rasch einige Stunden dahin, worauf di& Liedertafler per Bahn nach Steyr zurückfuhren.

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