Chronik der Steyrer Liedertafel von 1875 bis 1890

109 keit geworden, dass bei derselben neue Statuten beschlossen wurden, da die bisherigen den gelinderten Verhältnissen nicht mehr entsprachen. Der Vorstand - Stellvertreter, Herr Dr. Franz Angennann 1 hatte mit besouderem Fleiße uud großer Sach– kenntuis den Entwurf derselben verfasst, dessen einzelne Para– gnq)he bei der General-Versammlung durchberathen und in der gegenwärtigen Fassung augenommen wurden. Die General -Vor– sammlung beschloss auch dio gründliche Renovierung des Claviers, zu welchem Ende dasselbe nach Wien gesendet wnrdo. Das unterstützende Mitglied Herr Victor Stigler spendete zu den Reparaturkosten einen namhaften Beitrag. In die Vereins– leitung wurden gewählt: Herr Emil Haas zum Vorstando, Herr Dr. Franz Angermann zum Vorstand-Stellvertreter, Herr Johann Haberkorn zum Cassier, Herr Gustav Heyek zum Secrctär, Herr Josef Tabisch zum Chormeister, Herr Josef Schauer zum Chormeister-Stellvertreter, Herr Franz Scholz zum Archivar und die Herren Josef Kunz und Emil Göppl zu Beiräthen. Die Zahl der Mitglieder betrug 54. Am 8. und 9. August wurde in Ried das sechste Salz– burg- Oberösterreichische Btmdesjest abgehalten, zu welchem die „Steyrer Liedertafel" in einer Stärke von 40 Sängern die diesjährige Sängerfahrt unternahm. Unter striimendem Regen trafen die Steyrcr Gesangvereine „Liedertafel" und „Kränzchen", sowie die von Hallein und Oberndorf um 7 Uhr abeuds in Ried ein, wurden festlich empfangen und in die reich decorierte Stadt geleitet. Nachdem die Quartiore angewiesen worden waren, fand im Gasth«use „Zum goldenen Stern" eine gemüthlichEI Untrr– haltung statt, bei der die Chiire, Quartette untl das Kärnt11er– Quintctt der „Steyrer Liedertafel" stürmischen Beifall fanden, so dass sie beinahe allein die Unterhaltung bestritt. Trot7.dcm der Himmel alle Schleusen geöffnet hatte, herrschte in tlen Gasthaus– Localitäten die animiertesto Stimmung und die „Steyrcr Lieder– tafel" errang die wärmsten Sympathien der Rieder Bevölkerung und der übrigen anwesenden Sänger. Zur freudigEln Ueherraschung blaute am nächsten Morgen heiterer Himmel und während das Festcomite sich ganz dem Empfange der ankommenden Sänger widmete, zerstreuten sich die Liedertafler in die verschiedensten Locale und cultivierten mitunter recht ausgiebige Frühschoppen. Mittags fand in Claudis Bräuhausgarten das gemeinsame Fest– diner statt, das ob seines misslungenen Arrangements noch lange in Erinnerung der Theilnehmer bleiben wird. Speise und Trank wurden zwar wenig zu sich genommen, dagegen eine wahre Flut Reden, die andauerte, bis man sich zum Festzuge begab. Infolge einer Zugsverspätung harrten die Sänger lange auf die

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2