Chronik der Steyrer Liedertafel von 1875 bis 1890

108 „bas deutsche Lied", Gesammtvortrag aller Sänger. Dle Leistungen der einzelnon Vereine fanden wohlverdienten, stürmischen Beifall und verbreiteten eine sehr angenehme Stimmung, die dem nun folgenden Volksfeste echte, ungetrübte Fröhlichkeit verschaffte. Nach dem missglückten Versuche eines Steyrer „Brunner" am Seile, die Erinnerung an die Ausstellung des Jahres 1884 zu erwecken, begaben sich die Sänger in das Casino J ellmayr zu einem Commerse, bei dem der helle Fest– jubel ausbrach und echtes, deutsches Sängerleben platzgriff. Die einzelnen Gesang·vereine sangen Chöre, feurige Reden erhöhten die Feststimmung, kreisende Trinkhörner besiegelten neue Bruderbünde und die wahre Sängerverbrüderung fand statt, in der die auswärtigen Sang·esg·enossen nur schweren Herzens Abschied von Steyr nahmen, als ein Separatzug die Gäste (Jnt– fübrtA und das schöne Fest beendete. Der „Steyrer Liedertafel" g·ebürt das Hauptverdienst an dem glänzenden Gelingen des erbebenden Festes und ihre Vereinsleitung darf mit Recht die Anerkennung für das gelungene Arrangement als gerechten Lohn emsiger Mühewaltung in Anspruch nehmen. Das 36. Gründungsfest am 13. Juli gewann dadurch besonderes Interesse, dass bei dem veranstalteten Concerte das „Waldhorn - Quartett der Wiener Hofoper", bestehend aus den Herren : J. Schantl, E. Wipperich, J. Richter und W, Schwaneber,q mitwirkten. Leider musste wegen des ungünstigen Wetters das Concert im Casino - Saale abgehalten werden, nichts destoweniger war es so stark besucht, dass nicht ein Plätzchen unbesetzt blieb. Die Vorträge des sogenannten Schantl - Quartetts, dessen einzelne Nummern immer neuen stürmischen Beifall hervorriefen und Zugaben veranlassten, beein– trächtigten dennoch in keiner Weise die Leistungen der „Steyrer– Liedertafel", welche die Chöre: ,,Ueber die Berge" von Abt mit Soloquartett der Herren : Schwendmayer, Haas, Simme und Schauer, ,,Neuer Frühling" von Petschke, ,,Wasserfahrt" von Mendelssohn allein und gemeinsam mit dem Waldhorn– Quartett „Zum Walde" von Herbeck, ,,Normanns Sang" von Kücken und „Das deutsohe Lied" sang. Die letzteren drei Chöre erzielten eine großartige Wirkung, was umso verdienstvoller war, als sie ohne Probe mit dem Waldhorn - Quartett gesungen wurden. Diese Thatsache gab ein unwiderlegliches Zeugnis davon, wie weit die Liedertafel unter der Leitung ihres energischen und sachkundigen Chormeisters Herrn Josef Tabisch auf der Bahn der Vollendung im Männerg·esangvereine vorgeschritten war. Die General- Versammlung am 28. Juli ist für die Zu– kunft der „Steyrer Liedertafel" dadurch von besonderer Wichtig-

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