400 Jahre Rießwerke

Email, a = 0.00001235 für Eisenblech. Hat man zum Beispiel in einem Kochtopf von 24 cm Durchmesser Wasser zum Sieden gebracht, so hat sich der zylindrische Eisenkern in der Länge um 0.92 mm und der Emailüberzug nur um 0.50 mm gedehnt. Wie aus diesem Beispiel zu ersehen ist, tritt schon bei zirka 100° C eine Spannung von 0.32 mm auf, welche sich naturgemäß immer mehr steigert, je höher die Flüssigkeit erwärmt wird. Fett zum Beispiel siedet bei zirka 300° C, bedingt also eine dreimal größere Erhitzung als Wasser, es wird demnach die Spannungsdifferenz dreimal größer sein als bei Wasser, das ist auf 1.00 mm steigen. Angenommen, das Email ist bei 300—400° C soweit erstarrt, daß es der Dehnung des Bleches nicht mehr folgen kann, so erfolgt eine Materialverschiebung, als deren natürliche Folge das Email in mehr oder minder großen Flächen vom Blech losgesprengt wird. Es muß zähes Aufeinanderhaften das Stahlblech zu gemäßigter, verlangsamter Aus¬ dehnung, also zu einer Stauchung, zwingen, das Email dem Stahlblech zulieb aber zu einer stärkeren, über das natürliche Maß der Dehnung hinausgehenden Streckung bringen, es wird bestmögliches gegenseitiges Anpassen gefordert. Da die thermische Beanspruchung aber äußerst mannigfach ist, man denke nur, wie verschieden rasch erhitzt und abgekühlt wird, dann wird auch der Laie den Eindruck gewinnen, daß hier Anforderungen gestellt werden, deren Lösung nicht so einfach ist. Stahlblech und Glas direkt zu verbinden, ist undurchführbar; man hat die Natur überlistet und jene Stoffe gefunden, die im Grundemail ein Bindeglied zwischen Stahl und Glas darstellen, jene Bestandteile, die die Jähigkeit besitzen, die krassen Dehnungsgegensätze einigermaßen auszugleichen. Trotz allem aber bleibt noch immer eine von der Natur gezogene Grenze bestehen; zu krasse Dehnungsgegensätze durch un¬ sachgemäße Behandlung kürzen die Lebensdauer auch des besten Qualitätsemails! Es kann nicht oft genug gesagt werden, daß der Mißbrauch, die Geschirre leer aufs Feuer zu stellen und in das bereits erhitzte Geschirr den kalten Inhalt zu geben, der Tod auch des allerbesten Emails ist! Zu jähe Erhitzung oder zu jähe Abkühlung bei krassen Temperatur¬ unterschieden kann die Verbindung dieser ungleichen Materialien in bezug auf Dehnung nicht rasch genug ausgleichen, das Email als der sprödere Teil wird abgesprengt. Bei zu jäher Erhitzung — weil die äußere Emailhaut des Geschirres sich rascher als der noch kalte innere Eisenkern dehnt, und bei zu jäher Abkühlung - weil die Emailhaut sich momentan zusammenzieht, sobald sie in Berührung mit der Kälte kommt, während der nicht unmittelbar der Temperatureinwirkung ausgesetzte Eisenkern erst später dem Gesetz der Dehnung nachkommen kann. Geschirre mit eisigkaltem Inhalt aus dem Eisschrank, in untertemperiertem Justand, dürfen nicht sofortiger Erhitzung ausgesetzt werden. Der Erhitzung der Bodenfläche kann der innere Emailüberzug des Gefäßes, durch den eiskalten Inhalt behindert, nicht folgen, es treten Dehnungsspannungen auf, die das Email absprengen. Die Qualitätsansprüche, die an Emailgeschirr gestellt werden, dürfen also nicht über die von der Natur der Materialien bedingte Höchstgrenze hinaus überspannt werden. Bei Beobachtung der richtigen Behandlungsweise ist ein gutes Emailgeschirr von fast unbegrenzter Gebrauchsdauer und in Anbetracht der hygienischen Vorzüge das einwand¬ freieste und dabei billigste Kochgerät. IEININIE

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