Eine Stimme aus dem Publikum! Ich halte es gesund, gelegentlich alles vernünftige Getue aufzugeben und sich hemmungslos einer echten, jugenlichen Begeisterung hinzugeben. Vor kurzem sah ich nach vielen Monaten des „Nichtdabeiseins“ (zu meiner Schande muß ichs gestehen!) wieder ein erstklassiges Fußballmatch, und zwar in meiner Heimatstadt Steyr, das Staatsliga-Meisterschaftsspiel des Wiener „FAC.“ gegen den Sportklub „Vorwärts“. Im Grunde wollte ich nur wieder einmal ein Fußballspiel sehen und absolut kühl und neutral dabei bleiben. — Aber dieser Kampf der einen Mannschaft gegen die andere war derart dramatisch, so voll spannender Momente, daß ich in diesen 90 Minuten förmlich nur zu einer Partei Sympathien faßte und den brennenden Wunsch in mir spürte, diese möge gewinnen und die andere verlieren. Als alles vorüber war und „meine“ Partei wirklich gewonnen hatte, (das Spiel endete 2 : 0 für „Vorwärts“), unterzog ich diesen, meinen vorigen Zustand von Begeisterungsfähigkeit einer gründlichen und nüchternen Untersuchung. Sicherlich erscheint es ganz sonderbar, daß ein Mensch, der sich schmeichelt, objektiv zu sein, sich während einer Zeitspanne von eineinhalb Stunden zu Ausbrüchen einer scheinbar völlig unberechtigten Parteinahme hinreißen ließ. Und doch ist mir nach so vielen versäumten Gelegenheiten wieder aufs Neue bewußt geworden, daß ein Wettkampf zwischen zwei nahezu gleichwertigen Mannschaften das Verlangen erweckt, das Ergebnis möge so ausfallen, daß die bessere „Elf“ gewinne. Es ist doch nur menschlich, wenn sich die im Spiel gewonnene Sympathie auf den Besseren konzentriert, ohne dabei freilich die Leistungen des Gegenpartners bagatellisieren zu wollen. —• Dies Gefühl konzentrischer Sympathie — nennen wirs Konzentration schlechthin! -—- wird noch gesteigert durch den Kontrast zwischen den Spielern und den vieltausend Männern, Frauen und Kindern, die den Platz umsäumen; vielfältig in der Erscheinung, gespannt in 53
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