39 Achtes Kapitel. Anteile Gelegenheit der Einweihung der Schutzanstalt, 6 gehalten vom Hochwürd. Herrn Dechant und Stadtpfarrer Georg Arminger. Wenn der katholische Priester die Schwelle eines Hauses be¬ tritt, in welchem er irgend eine geistliche Funktion vorzunehmen hat, so legt die hl. Kirche ihm die Worte auf die Zunge: Pax huic domui et omnibus habi¬ tantibus in ea, Friede diesem Hause und allen, die darin wohnen! Durch Denjenigen, der einst als Kindlein in der Krippe lag, der aber den Himmel wieder mit der Erde versöhnte, weil er der Sohn Gottes war, durch unsern Herrn Jesum ist der wahre Friede und mit ihm der eigentliche Segen zu den Menschen gekommen und dieser Segen wird fort und fort in allen jenen Häu¬ sern und Wohnungen Einkehr nehmen, wo man Jesum Christum annimmt. Wenn nun der Segen Christi allen christlichen Häusern überhaupt zu Theil wird, wie sollte derselbe nicht im erhöhten Maße einem Hause zu Theil werden, dem dieser Segen noch insbesonders durch die Kirche angewünscht und vermittelt wird, einem Hause, bei welchem die Liebe in hervorragender Weise thätig ist. — Vor einem Blüchen, das im Verborgenen blüht und mit seinem Dufte uns erfreut, stehen wir stille. Es spricht uns an. Wir stehen auch stille vor einem Werke, das die Kunst geschaffen hat, sei es nun hingegossen im Schmelz der Farben oder sei es hingehaucht in der süßen Macht der Töne, Wenn nun schon die Blumen des Feldes, wenn Bild und Lied uns zu Herzen reden, um wie viel mehr muß der Anblick eines Hauses uns rühren, das men¬ schenfreundliche Liebe errichtet hat und das dieselbe Liebe erhält zum Troste und zum Wohle armer verwahrloster Kinder. M. A.: Soll ich den Hochwerth des Hauses schildern, welches ich vor wenigen Augenblicken eingeweiht, wie der¬ selbe sich meinem Geiste darstellt, so kann ich dieß nicht besser thun, als wenn ich sage: Es ist ein Haus des Segens für diejenigen, die in diesem Hause wohnen, für diejenigen, die an diesem Hause Gutes üben, für diejenigen, die diesem Hause ferne stehen. Lassen Sie mich, m. V., diesen Gedanken etwas ausführlicher darlegen. Nie trennen sich gute Eltern leicht von ihren Kindern. In der Scheidestunde legt der Vater noch einmal die Hände segnend auf sein Kind. Noch einmal drückt es die Mutter weinend an das Herz. Solches ist auch ge¬ schehen im Jahre 1212 mit der hl. Elisabeth (deren Fest gerade am heutigen Tage einfällt). Vier Jahre war Elisabeth alt, und in diesem zarten Alter mußte sie, die Königstochter von Ungarn, fort aus dem Hause ihres edlen Ba¬
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