33 Der hiesige kath. Frauenverein welcher bereits seit einer Reihe von 24 Jahren für Hausarme und für Rettung schutzloser Kinder mit großem Opfer¬ geiste wirkt, hat in der jüngsten Zeit zur Unterbringung der ihm einverleibten und ihm eigenthümlichen Anstalt armer Schutzkinder ein zweckmäßiges Haus käuflich an sich gebracht und dadurch der gegenwärtigen, aus 25 Gliedern bestehenden Familie, eine eigene Heimstätte erworben. Sowie jedoch bis zur Stunde das Stammkapital der Anstalt im Ver¬ trauen auf die göttliche Vorsehung und auf die Barmherzigkeit edler Menschen bestand, und wie dieses Vertrauen nie zu Schanden wurde, so bleibt auch jetzt nach Erwerbung eines eigenen Herdes, nächst Gott nur die edle Gesinnung der Kinderfreunde Eine der besten Hofnungen. Die edlen Bewohner von Steyr seien hiemit im Namen so vieler ver¬ lassener, nunmehr in der Schutzanstalt vereinigter Kinder herzlichst gebeten, durch milde Gaben der Rettung möglichst vieler Kinder vor sittlicher und physischer Verwahrlosung nach Kräften Vorschub zu leisten. Der Gedanke, daß für Einheimische gebeten wird, und zwar für die Aller ärmsten unter denselben, der Gedanke, daß für Kinder gebeten wird, die der väterlichen und mütterlichen Erziehung entbehrend, ohne den Segnungen der Schutzanstalt den allergrößten Gefahren preisgegeben wären, läßt eine warme Theilnahme der P. P. Bewohner Steyrs für diese Anstalt erhoffen. Da der P. T. Herr Bürgermeister der Stadt Steyr mit großer Bereit¬ willigkeit die Erlaubniß zur Veranstaltung einer Sammlung zu Gunsten der Anstalt armer Schutzkinder gegeben hat, so werden sich Mitglieder des kath. Frauenvereines erlauben, in den nächsten Tagen als Bittende in die Häuser einzutreten, um etwaige Spenden, auch die geringsten nicht ausgenommen, mit dem größten Danke entgegenzunehmen. Steyr, 7. Oktober 1873. Für die Anstalt armer Schutzkinder: Fr. Doppelbauer. Leiter der Schutz=Anstalt Franziska Reder, Vorsteherin des Frauen=Vereines. Dieser einfache Aufruf fand, Dank dem Segen von Oben und Dank den vielen edlen Herzen die freundlichste Aufnahme. Das Resultat der eingeleiteten Sammlung, welche die Ausschußmitglieder des Frauenvereines und drei andere Vereinsfrauen, in sieben Ab¬ theilungen zu je zwei Sammlerinnen abgetheilt, vornahmen, über¬ traf alle Erwartung. Der Sammlungsausweis wies (mit Einschluß der unmittelbar beim Vereinsleiter eingeflossenen 300 fl. Oblig. und 447 fl. 94 kr. in Baargeld), eine Einnahme pr. 1382 fl. 11 kr. und 300 fl. Obli¬ gationen nach, wozu noch nach Schluß der Sammlung 40 fl. 9 kr.
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