22 erhielt, kann er nicht umhin, nebst der allerehrfurchtsvollsten Danksagung für diese erhaltene allerhöchste Gnade zu erwähnen, daß Ihre Kaiserliche Majestät wirklich recht großem Elende und Jammer unaussprechlichen Trost spendeten. Ja, Gott ist Zeuge, Kaiserliche Majestät, daß der allerehrfurchtsvollst Unter¬ zeichnete unmöglich im Stande ist, das Elend und den Jammer der armen Kinder Steyrs gehörig zu schildern: auch jetzt waren bisher schon so viele und wie viele können noch werden, nachdem der hiesige Armaturlieferant Wernd vermög der Verminderung seiner Arbeit 200 Arbeiter zu entlassen genöthigt ist, von denen die Meisten Familienväter sind; ja wer weiß, daß Jesus der Kinder¬ freund alle Kinder bei sich im Himmel haben möchte, dem möchte wirklich das Herz zerspringen im Hinblicke auf die vielen Kleinen, die beim leiblichen Elende auch nicht selten dem geistigen und somit ewigen Verderben preisgegeben werden; besonders ist dies bei den hiesigen verwahrlosten Knaben zu fürchten, für die eigentlich noch gar nichts Nachhaltiges bisher geschehen konnte, während doch für die Mädchen ein Waisenhaus erbaut wird, und der ehrfurchtsvollst Unter¬ zeichnete schon seit 3 Jahren auf sein eigenes Risiko hin stets mehrere Kinder. deren Zahl gegenwärtig 19 ist, unterhalten und erziehen ließ. Und Kaiserliche Majestät im Bezuge auf Letztere erlaubt sich der allerehrfurchtsvollst Unterzeichnete noch die allerehrfurchtsvollste Bemerkung, daß er diese Unterstützung noch immer privatim fortsetzt; jedoch war er jetzt gerade in solcher Bedrängniß, daß er sich und seiner alten ebenfalls unbemittelten Mutter schon so manches nothwendige Bedürfniß versagen mußte. Und Kaiserliche Majestät im Augenblicke der aller¬ größten Verlegenheit gelangte die allergnädigste Unterstützung von 300 fl. 5. an. Aufrichtig gesagt, der allerehrfurchtsvollst Gefertigte wußte sich vor Freude lange nicht zu fassen, und forderte gleich ihm bekannte fromme Personen zum Danke gegen den Herrn auf und zum eifrigen Gebete fürs allerhöchste Wohl¬ sein Jhrer Kaiserlichen Majestät Das dritte der genannten Schriftstücke vom Jahre 1863 aus der Hand des Hochw. Herrn Josef Schwanninger, welcher Herrn Wiesinger in der Leitung der Schutzanstalt nachfolgte, ist neuerdings eine Bittschrift an die allgemeine Armenmutter Oester¬ reichs, die hochselige Kaiserliche Majestät Karoline Augusta. Dieses Schreiben zeigt so recht anschaulich, wie die Schutzanstalt als ganz kleines Pflänzchen begann, sich entwickelte und immer mehr und mehr erstarkte. Es möge auch dieses hier sein Plätzchen finden. Von Ihrer Majestät wurde diese Bitte mit einer Gnaden¬ spende von 100 fl. beantwortet. „Kaiserliche Majestät! Es war am 8. Dezember 1857, als ein Kooperator der hiesigen Vorstadt¬ Pfarre, mit Namen Jakob Wiesinger, anfing, eine Wohnung zu miethen und in dieselbe sehr verwahrloste Mädchen unter der Aufsicht einer gesitteten Frauensperson, die er für seinen Plan gewonnen hate, aufzunehmen, zu ver¬ pflegen und christlich zu erziehen. Er besaß hiezu kein Vermögen, sondern ver¬ traute einzig und allein auf die göttliche Vorsehung, welche sein Grund= und
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