250 Jahre Christkindl - 1708-1958

Er wolle zwar dem Garstner Abt nicht solches vorwerfen, es wäre aber am besten, diese Wallfahrt von Anfang an zu unterdrüd<en. Am 1. März 1705 wandte sich Dechant Gentilotti nach Passau'•). Er beklagt sich darüber, daß er nidlt einvernommen worden sei, daß Herr Steyrer ohne sein Einverständnis handle und ihn .totaliter praeteriert" habe. Dieser möge sich dod, daran erinnern, daß sie beide seinerzeit an Ort und Stelle dem Garstncr Prälaten darin recht gegeben hätten, eine bessere Verwahrung des Ortes sei nötig. Er selber habe der Errichtung einer vorläufigen Mauer in der Annahme zugestimmt, daß wohl auch der Bischof nichts dagegen haben könne und daß die Garstner wohl wüßten, für einen Kirchenbau eigens ansuchen zu müssen. Der Abt habe übrigens den Bau noch vor Erhalt des Verbotes eingestellt. Nach seiner Meinung sei eine neue Andad>t weder gleich zu bestätigen noch auch gleich zu verwehr<:JJ, bis man sehe, ob sie zu- oder abnehme; eine diesbezügliche Ordinariatsanfrage vom 3. März 1704 könne er dahin beantworten, daß die Zunahme so stark, sei, daß an manchen Tagen bis zu 1000 Personen dorthin kämen, auch aus Nieder– österreich, Steiermark, Kärnten, ja sogar aus Böhmen. Gcntilotti versichert dann, daß der Abt keinen finanziellen Gewinn im Auge habe, aud, kein Gasthaus errichten wolle. Auf die Nadiricht hin, daß die Papierer und Kupferschmiede von Unterhimmel den Wallfahrern von ihrem Haustrunk reichten, habe er dies sofort streng uncersagt. Dei Teufel habe zwar gern bei Wallfahrten seine Hand im Spiel, aber hier sei bisher nur .Auferbaulid,es" gesd,ehen. Den umliegenden Pfarren werde kein Nachteil erstehen, da sowieso alle nach Garsten gehörten. Schließlich teile er mit, er sei mehrmals gebeten worden, alles zu tun, daß das Christkindl nicht weggebracht werde. Erst viel später wagte· es auch Abt Anselm, sich mit einer neuen Bitte an den Bischof zu wenden. Im Schreiben vom 18. Juni 1706 führt er ähnliche Gründe wie Genciloui an und meint, eine Über– tragung des Christkinds nach Garsten würde zwar dem Stift und seiner Taverne sehr nützen, aber doch von der Gemeinde mit großer Verwunderung aufgenommen werden. Er beton,, daß sich die Wallfahrtmätte im Territorium seines Klosters und im Pfarrbezirk von Garsten befinde und daß die Einwände, die man etwa gegen den Ort erheben könnte, unerheblich seien, da der Platz selber bequem und honest sei. Er sei jedoch so eng, daß man sowieso nur eine kleine Kapelle errichten könne. Sein einziges Ziel und seine Absicht gelte nur .pro augenda devotione et promovendo cultu Divino• und er binc demütig um die Bewilligung, die Kapelle in der angefangeneo Form und Größe zur Ehre Gottes und seine, allerheiligsten Namens vollführen zu dürfen"). Nun wurde der Dechant von Haag in Niederösterreich, Veich Daniel Cötz, beauftrage, an Hand von 22 vorgeschriebenen Befragungspunkten eine neuerliche Untersuchung vorzunehmen"). Götz besid1tigc eingehend die Gnadenstätte, stelle aud, ein Verhör mit Ferdinand Serd an und verfaßt ein ausführliches· Protokoll. Er sendet es am 16. Oktober 1706 nad, Passau und bemerkt dazu, daß er nad, ..) OA., Passauer Akten, Fasz. 339, Nr. 7, Original. 16 ) OA., Passauer Akten, Fasz. 339, Nr. 16, Original. Die Bemerkung über die Dezenz des Ortes bezieht sid1 darauf, daß am Rande des Wäldchens zeit– weilig die "Pufferskned1tc" einen Arbeitsplatz hatten, der zu der umerhalb des Bergabhangs gelegenen Wasenmeisterei gehörte, die aber von den Wall– fahrern vertrieben wurden. Freudenpichl a. a. 0. S. 10 und 37. ") Pfarr-A. Christkindl, Fasz. 1, Abt Anselm wird unter 8. 8. 1706 gebeten, dem bischöfl. Kommissar überall freien Zutritt zu gewäh ren. Original. 7

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