250 Jahre Christkindl - 1708-1958

Auf einem in nächster Nähe des Gnadenbaumes aufragenden Felsen, der durch eine Brüd<e zugänglich gemacht worden war, hatte Anselm 1701 mit bischöflicher Bewilligung- eine aus Holz erbaute Einsiedelei crrid'ltet. Dem darin hausenden, aus Franken gebürtigen Franziskaner-Drittordensbruder Fr. Johann Adam Fabian oblag die Bewachung der Gnadenstäne. Ihm folgte 1706 Fr. Johannes Steinreich, <lcr zuvor schon eine Zeitlang als Klausner in Niederösterreich gelebt hacrett). Als Fabian 1704 starb, wurde kurz nach seinem Tode am 27. April 1704 die neben der Kapelle stehende Wachshütte erbrochen, und man entwendete daraus Kerzen, einen rot-blau gewirkten Teppich und zwei Zinnschüsseln. Der Einbruch wurde bald darauf wiederholt. Schon zwei Jahre zuvor war die in der Kapelle befindliche eiserne Opfertruhe aufgesprengt und beraubt worden"). Als erstes versuchte nun Abt Anselm, Genaueres über die Gründe der Ablehnung zu erfahren. Er sandte den Stadtpfarrer von Steyr, Pater Dr. Robert König, Rector magnificus der Salzburger Universität, nach Passau. Dieser") teilte ihm am 22. August 1705 folgendes mit: •Wegen des Christkindl hat Herr Amon verschicnencn Montag seine relation abgelegt und ist diese denen Consiliariis ad relegcndum gegeben worden. Man supponiert dahier, daß per decretum befohlen worden, das heilig Kündl in ein andere Kürchen zu bringen und in dem Bau ni1 fortzufahren, nun aber weder eines noch anders von dem Closier observirt worden. ltem daß die Schindergrueben annoch an diesem orth, mithin an selben sine irreveremia kein Kürchen kan gesezr werden, daß auch viele excesse in Trünkhen und andern verursacht worden, so ich alles widerleget. Entlieh ist auch gemeldet worden, daß Ihre Excellenz Herr Landuhauptmann darwider. Was sonst für Diseurs herumbgangen; will ich mündlich undterbringen.• Daß aber der Widerstand eigentlich vom Direktor des Konsistoriums selbst ausging, erweist sich durch ein umfängliches schriftliches Referat, das er in der Sitzung vom 2. April 1703 vorgetragen und mit Zustimmung aller Mitglieder dem beim Reid1Stag in Regensburg weilenden Bisd1of übersandt hatte"). Er spricht darin von den „zu allen novirären ganz erhitzten Tcutsd1en gemütcrn umb die Steyrerische gegend herumb, die das zu einer neuen Kürchfahrt, S. V. negs1 der sd1intergruben auscrkornc wäldl besuchen". Er vermutet, daß das Kloster dabei mehr als bloß die Ehre Gottes im Auge habe, denn .die Mönch chuen aniezo die religionsübung mit so vilen Caeremoniis anfillen, processioncn anstöllen, soviel unnötige Kirchen und Capellen erbauen, damit der Apostol. Pricstersdiaft die Almosen, legata, Begräbnis entzogen und dafür ihre Kirch und Kuchl reichlich dotiert werden". Es werde wohl ein Wirtshaus aufgerichtet werden unter dem Vorwand christlichen Wohltuns und damit dem Wucherteufel geopfert. 11 ) LA., Srifcs-A. G., f'asz. 319, Nr. 15, vom 3. 4. 1706: Abt Anselm bittet um Bewilligung für die Aufnahme des f'r. Joh. Sreinreich, und Koch Ernst, Compendiosa Noti1ia de Parochia ill Garsien, Hs. Nr. 77, S. 16, LA., St.-A. Garsten. ") LA., Stifts-A. G., Bd. 74, Nr. t e. 13 ) Pfarr-A. Christkindl, fasz. 1. 14 ) OA., Passauer Akten, fasz. 339, Nr. 3. Das Konzept rrägt folgende zwei Vermerke: .Die Relation ist Sr. Hochfüml. Gnaden nach Regensburg zu über– senden mit dem Annex, daß man beym of6cio mit dem rcfcrenten voll ein– verstanden war.• - .Regensburg, die 10. May 1703: lhro Hochfürst!. Gnaden chun sich mic .dieser Conc1usio auch gdst einverstehen, so nun an H. Abb, das bchörige zu expedieren." 6

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