250 Jahre Christkindl - 1708-1958

Die gesmimtlimen Anfänge unserer WallfahrtSOrte liegen vielfad, in einem legendären Dunkel, das aufzuhellen oft kaum mehr möglid, ist; die Entstehung von Christkindl dagegen erscheint im klaren Limte urkundlicher Belege. Diese erfreuliche Tatsad,e verdanken wir dem Umstand, daß sich diese Gründung anfangs gegen große Widerstände durdiringen mußte. Die Auseinandersetzungen zwischen dem llcnediktinerstift Garsten und dem Bischöflichen Ordinariate Passau fanden ihren Niederschlag in einem umfangreichen Schriftverkehr, der uns fast vollständig erhalten iSt. Die Bauakten freilich gingen bei der Stiftsaufhebung von Garsten verloren, so daß wir über den Bau der Kird,e nur dürftige Nachrichten besitzen. Geschichte der Wallfahrt und Kirche Die Wallfahrt .Zum gnadenreichen Chrisrkindl im Baum unterm Himmel" geht zurück auf einen Mann namens Ferdinand Senl'), der von 1691 bis 1725 Thurncrmeister von Steyr war, das heißt Kapellmeister der Stadtmusik und Be– treuer der Feuerwache am Stadtpfarrturm. Er hatte früher in gleid,cr Eigenschaft in Melk gedient. Da er an Fallsucht litt, suchte er gerne die Einsamkeit ,uf. Er fand sie in einem kleinen Wäldmen am Rande der felsigen Hochterrasse des Stcyr– ufers in der Omchaft Unterhimmel•) und bcfesrigte dort an einem Fidnenst•mm ein Bild der Heiligen Familie, vor dem er, wie er es schon zuvor in Melk getan hatte, oftmals seine Priv•tandachr verrichtete. 1695 oder 1696 kaufte er um 1 ) Rarhsprorokolle Steyr: 1691, 15. 7.; f 122: Ferdinand Sertl, Thurnermeister zu Mölckh, erhält die Thurnermcisterstclle, muß seine Gesellen und Jungen zum gewöhnlichen Nachschlagen und Tagwamt [: woran dem ganzen ge– meinen Stadtwesen hauprsämlich gelegen ist:] als aud, zu dem Abblasen alles Fleiß verhalten und mit seinen Gesellen und Jungen ,äglid, Musik üben. - 1709, 20. 9., fol. 151 : Ferdinand Sertl, Stadtthurnermeisrer, bittet, seinem Sohn Franz Antoni Expctanz auf den Stadtthurncrmcisterdiensc zu ver– leihen. Muß auch an den Herrn Prälaten zu Garsten eingereicht werden. - 1725, f 28: Ocr 11,urnermeister vorgefordert wegen die an ihm in seinem Dienst verspürend dcfect, soll versucht werden, ob er nit bell modo zu disponieren, damit er s~inem Sohn den Dienst gegcr, einer convenlcntcn Unterhaltung abtreten möchte. - 1725, 3. 11., f 205; Ferdinand Sertl resi– gniert, sein Sohn übernimmt den Thurnerdienst und bittet ums Bürgerrecht, bleibt differiert; - f. 224: der Kontrakt zwischen Vater und Sohn wird ratifiziert. (Für die gütige Mitteilung dieser l'rorokollauszüge d•nke im H. Dir. Josef Ofner, Steyr.) Sertl stirbt 1731 i. A. von 80 Jahren nad, Empfang der Sterbesakramente; llegräbnis am 20. Mai mit mittlerem Geläut. Stadtpf., Tom. III, fol. 266. ') Der Ortsname Unterhimmel erscheint erstmals 1577 als .Unnderm Himl". Schiffmann K., Ortsnamcnlcxikon v. 00., Linz 1935, Bd. 2; S. 481. 3

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