250 Jahre Christkindl - 1708-1958
Fenster und zwischen diesen je zwei rundbogig geschlossene Rundni!dten, die durch gesd1litzte Lisenen getrennt sind. Die halbkreisrunde, also nicht gedrückte Kuppel ruht auf einem Kämpferofcrgesims. Sie entbehrt einer Laternenöffnung, doch wird sie durch die großen Fenster der Trommel voll ausgeleuchtet. Die Nebenräume sind mit Halbkuppeln überwölbt. Ein einfaches Kranz· gesims führt zu den absaczloseo Eingangspfeilern. Die Innenwände der drei Altarapsiden zeigen drei zwischen Lisenen vertiefte Felder, das mittlere für den Altnr, die seiilichen für Fenster und Türen bzw. Scheintüren bestimmt. Im östlichen Raum trägt über der Eingnngshalle ein gedrückter Korbbogen die Musikempore. Die Chorbrüstung verbleibt in der Raumkurve und zeigt eine Dockenbalustrade. Die größte innere Höhe beträgt 20 m, also das Doppelte des Kuppeldurd1- mcssers. Die größte innere Weite iS< 15 m. Ein Blick auf den Grundriß zeigt, daß es sich um ei.ne nüchtern überlegte Konstruktion handelt, die aber dem Bau zu einer trotz der geringen Abmessungen großartigen und vollen Wirkung verhilft. So erhebt sidi nun die Frage, von wem der Entwurf stammt. Die Antwort ist nicht so leicht, da ja die Bauakten völlig verlorcngingen. Seit Josef Harter in seiner Femdirift zur Zweihundertjahrfeier von Christkindl die Behauptung aufgestellt hat, daß Carlo Antonio Carlone der erste Baumeister war••), wurde dies von fast der gesamten Literatur übernommen. Es gibt aber dafür keine be– weiskräftige Grundlage, denn die einzige in die Bauzeit zurückreichende Quelle,.) sagt anders aus: .Dieses kleine Werck inventierte anfänglich als Bau-Meister Herr Johnnn Carlon ein Italiener, welchem aber der Tod seine Invention nus• zuführen hinterstelle,, solches sodann auß Andncht Herr Jacob Prandauer ein gebohrner Tyroler, mit Hinzusctzung der bccden Thurn, über sich genommen.« Es kann damit nur Giovanni Bnttista Cnrlone gemeint sein"), der ab 1682 als Stukkator in der 1677 von seinem Vater Pietro Francesco begonnenen und ab 1679 von seinem Bruder Carlo Antonio fortgeführten Stiftskirche in Garsten tätig war. Giovanni Battista hat als Prinzipal die figuralen Teile des Stuckdekors ausgeführt, während das Ornamentale seinen Gehilfen überlassen blieb. Als Ard1itekten kennen wir ihm kaum. Noch Riesenhuber•') war er als solcher am Bnu der Pfarrkirche in Feldsberg bis 1671 beteiligt. Von ihm stammt der Ent· wurf zum Hochaltar in St. Florian. In Dehio-Ginhart wird er unter Fragezeidien als Baumeister am Stiftsgebäude in Gleink erwähnt. Würde diese Nachricht stim– men, und könnten wir ihm die dortige Heiliggrabkapelle zuschreiben, so fiele ein klärendes timt auf unsere Frage. Diese, um 1708 vollendet, ist im Gegensatz zur Prälatenkapelle des gleichen Klosters nidit mehr von Giovanni Battista "') Harter Josef, Ursprung und Geschidite des Gnadenortes Christkindl, Steyr 1909. ••) Freudenpidil a. a. 0., S. 42. ") Johann Joachim Carlone, der sich mandimal auch einfachhin .Johann" nennt (gütige Mitteilung v. Dr. Rochus Kohlbach), kommt mit mehreren Werken unserem Bau sehr nahe, so mit der Dreikonchenanlage der Stiftskirdie in Pöllau und der kleinen Vierkondienanlage der Filialkirche Jobsr bei Fürsten– feld. Vergl. Rochus Kohlbadi, Die Stifte Steiermarks, Graz 1953. Es ist jedoch eine Tätigkeit dieses Carlone in Oberösterreid, bisher nicht nachgewiesen. • 7 ) Riesenhuber Martin, Die kirchliche Barockkunst Österreidis, Linz 1924, S. 221, und Fleisdier Victor, Fürst Karl Eusebius von Lichtenstein als Bauherr und Kunstsammler, Monatsbl. d. Altertumsw., Wien 1910, S. 158. 17
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