250 Jahre Christkindl - 1708-1958
Superioratshaus führenden gewölbten Übergang erridnet. Da wohl auch der !lau dieses Hauses große Summen verschlang, kam die Arbeit, wie die pfeilerartig vorspringenden Maueransätze an der Südfront des Pfarrhofes beweisen, vorzeitig zum Stillstand. Ja auch die von Prandtauer errichteten Fassadentürme der Kirche blieben unvollendet und wurden knapp oberhalb des Hauptgesimses mit einfachen Zeltdächern vorläufig abgeschlossen. 1712 oder 1713 erschien bei Jostph Grünenwald in Steyr ein Mirakelbuch unter dem Titel: Wunderwürckeoder Lebensbaum, das ist: Außerlesene Gnaden-geschidt1en, so das Allergnadenreichiste JESUS-Kind) in dem Baum, unter dem sogenannten Himmel, unweith der Lands-Fürst!. Stadt Steyr, durd, seine unend)id1e Liebe und Barmherzigkeit Von Anno 1698 bis 1712 denen Armseeligen Kranck- und ßresthafften Mensd,en erwiesen. Beschriben und zusamben getragen Durch P. AMßROSIUM FREYDENPICHL, Ord. S. Benedicri, Monasrerii Gamensis Professum, utriusque Juris Docrorem. Hochfürsrl. Saltzburgischen Rath, und dermahlen Administratorem bey dem JEsus-Kindl Cum Facultate superiorum<'). Der Verfasser, dem neben Aussagen und Votivbeschrifrungen auch das bei der Wallfahrt geführte Protokollbuch als Quelle zur Verfügung stand, berichtet darin ausführlich über Gebetserhörungen und Heilungen und ordnet sie in folgende zwölf Gruppen: Augenleiden; Krumme und Lahme; unstillbares Bluten; Aussatz, Gesdnvülste und Brüd,e; Kopfleiden und Schwindelanfälle; Gehörlose; Steckenbleiben von Gegenständen in Hals, Ohr oder Nase; weibliche Zustände; Epilepsie und Fraisen; verschiedene gefährliche Krankheiten und Nöten; Gefahren zu Wasser und zu Lande; Hilfe für die armen Seelen. Von den 86 angeführten Personen, ·die Erhörung gefunden hatten, stammten 60 aus Oberösterreich, davon 21 aus Steyr, 20 waren unbekanmer Herkunft, 6 aus Niederösterreich. Wallfahrer waren auch aus der Steiermark, Salzburg, Bayern, Italien, Mähren und Krain gekommen. llis 1712 waren gegen 400 silberne Votivgaben und etliche tausend Votivbilder eingegangen. Von Oktober 1709 bis August 1712 wurden 3676 Messen gelesen und 22.499 Kommunionen ausgeteilt. Besonders wertvoll ist für uns, daß im Mirakelbuch neben einem zusammenfassenden llericht über die Entstehung der Wallfahrt der Name des ersten Baumeisters überliefert wird: Johann Carlon (ab 1702), dem dann ab 1708 Jakob Prandtauer folgte. . Ersc am 26. Juli 1725 wurde die feierliche Einweihung der Kirche und die Konsekration der drei Altäre durdi den Bischof von Passau Josef Dominik Graf · von Lamberg vollzogen. Bei der Feier waren der Weihbischof Alois Graf Lamberg und die 11.bte von Lambach und Seitcnscetten onwesend 43 ). 1751 wurde die neuerrichtete Kanzel für 100 fl vergoldet"). 1756 wurde der Hochaltar renoviert''). Unter dem fünften Superior, P. Chriscoph Reinbald von Rqjach-Hengstbach (1757 - 1764), erhielt die Gnaden6gur eine neue Fassung in Form einer vergoldeten ovalen Silberkapsel. Die Emailmedaillons wurden an der ") Vgl. Dr. Friedr. Steinbock, Encscehungsgeschichrc der Kirche in Christkindl, Veröffent!idmngen d. Kulturamtes d. Stadt Steyr, Heft 14, 1954; dazu auch Gusrav Gugitz, Österreichs GnadenStätten in Kult und Brauch, Bd. 5, Wien 1958, S. 15 ff. ◄3) LA., Stifts-A. G., Fasz. 74, Nr. 1, BI. 9. ") Pfarr-A. Chrisckindl, Stiftsbrief Nr. 12 der Anna llarbara Keyling vom 20. 9. 1751. '') Die folgenden Notizen aus der Hauspostille, bis 1867. 13
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