Zwanzig Jahre Röda

Entstehung röd@ Irgendwann im Frühling oder Frühsommer 1996 läutete mein Telefon. Kurt Apfelthaler von den Steyrer Grünen war dran und wollte mich treffen – es wäre eine neue Idee für den Standort des „Jugend- und Kulturhauses“ aufgetaucht. Ich war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr aktiv in dieser Causa – einige (nervenaufreibende und kräfteraubende) Jahre als Aktivist beim KV Kraft-Werk und vor allem das Gefühl, dass in dieser Stadt sowieso nichts zu bewegen ist, hatten mich so- weit demotiviert, dass ich das Handtuch geschmissen hatte. Aber Kurt konnte meine Neugierde soweit wecken, dass ich zusagte mir das anzuhören – nicht ohne darauf hinzuweisen, dass ich längst demissioniert hatte. Es waren im Lauf der Zeit diverse Standorte im Gespräch gewesen – die Umsetzbarkeit ließ allerdings immer zu wün- schen übrig. Begonnen hatte das eigentlich schon vor dem Kraft-Werk Keller, als uns Fritz Schmollgruber Räumlichkeiten an der Eisenstraße, beim ehemaligen Märzenkeller anbot. Die wären für uns damals zu groß, zu feucht etc. gewesen – kurz, wir haben uns nicht drübergetraut. Nach der Demo am Stadtplatz (2. November 1994) wurde dann die Politik auf die Thematik aufmerksam und dann ka- men Vorschläge aus dieser Ecke. Naheliegenderweise wurden als erstes Beamte auf die Suche nach im Besitz der Stadt stehenden, vorzugsweise unbenutzten, Liegenschaften ange- setzt. Die Ergebnisse waren aber aus den verschiedensten Gründen unrealisierbar. Das Stadtgut zu weit weg und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln quasi nicht erreichbar (und natürlich wollten wir uns auch nicht komplett an die Peri­ pherie verfrachten lassen). Ähnliches galt für die Busgarage im Münichholz. Unrealisierbar erschien uns auch die Idee, das Jugend- und Kulturhaus im 2. Stock des heutigen Amtshauses am Reithoffergelände, mit der Landesmusikschule darüber, anzusiedeln. Das wär ein Fiasko geworden. Und im Zuge der Recherchen habe ich jetzt auch entdeckt, dass VBgm. Mayrho- fer offensichtlich auch mal das Gaswerk vorgeschlagen hatte. Allerdings ist das so schnell ad acta gelegt worden, dass ich mich nicht mal mehr daran erinnern konnte. Und die Gärtne- rei im Schlosspark war auch einer jener Vorschläge, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht weiterverfolgt wurden. Aber alleine an diesen Vorschlägen war/ist erkennbar, wie wenig unsere Gegenüber im Magistrat bzw. in der Politik ver- standen hatten, was wir eigentlich wollten. Und retrospektiv gesehen kann man ihnen das auch wirklich nicht vorhalten. Ich glaube, die waren von unseren Vorstel- lungen schlicht und einfach überfordert: ein Haus mit Probe­ räumen, einem Veranstaltungssaal, Platz für ein Jugendzen- trum, Fotolabor, Medienwerkstatt, offenen Werkstätten und und und … … und das ganze selbstverwaltet von einem Haufen Jugend- licher (Chaoten)!!! Nicht, dass wir gewusst hätten, was da auf uns zukommt. Aber wie heißts so schön – man wächst an der Aufgabe. Zurück zur Geschichte: Treffen mit Kurt Apfelthaler unter dem wunderschönen Kastanienbaum vorm Jugendzentrum Sput- nik, das sich hinterm Casino befand. Das Szenario stellte sich folgendermaßen dar: Gabi Heger, die Leiterin des Museum Arbeitswelt, hatte erfahren, dass die Schnitzerei Röder im Wehrgraben in Konkurs gegangen war und die Liegenschaft versteigert werden sollte. Sie hatte selber Interesse an ei- nem Teil des Gebäudes – zur Nutzung für die „Zeitwerk- statt“ des MAW. Diese war zu dieser Zeit in einer Baracke am Museumsvorplatz untergebracht, aber es war absehbar, dass die Baracke in unmittelbarer Zukunft einem FH Neu- bau weichen würde müssen. Mit dieser Idee ging sie zu Kurt (als Vermittler) und Bgm. Leithenmayr. Dieser war der Idee nicht abgeneigt, stellte aber die Bedingung, dass ich – als in der Vergangenheit auffälligste Nervensäge – meinen „Ruhe- stand“ beenden und die Verantwortung für den Aufbau des Jugend- und Kulturhauses übernehmen müsse. Nachdem mir aufgrund von Größe und Lage des Hauses klar war, dass es ideal für unsere Zwecke geeignet war, sagte ich zu. 95

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